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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Eigentlich sind wir überhaupt noch nicht so lange zusammen.«
    »Wie lange?«
    Seit Montagnacht. Und nach Caseys Rechnung war nun Donnerstagnacht.
    »Also«, sagte ich, »wir kennen uns seit letztem Frühling, aber vor diesem Semester waren wir noch nicht zusammen.«
    »Deshalb ist es also in Ordnung, sich hinter ihrem Rücken mit einer anderen zu treffen?«
    »Ich habe mich ja nicht mit dir verabredet. Wir sind uns über den Weg gelaufen … vor ein paar Stunden oder so.«
    »Aber morgen Nacht treffen wir uns, oder?«
    »Hoffentlich.«
    »Wirst du Eileen das erzählen?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Also triffst du mich doch hinter ihrem Rücken.«
    »Ja, aber wir machen ja nichts.«
    »Wir machen schon etwas .«
    »Also, ja, aber nichts …«
    Casey kam zu mir, schlang die Arme um mich und küsste mich auf den Mund. Ich umarmte sie ebenfalls. Wir drückten uns fest aneinander. Ich konnte ihre Brüste und ihre Rippen spüren, ihren Bauch an meinem, den Schamhügel, der sich gegen meinen Unterleib presste.

    Ihr Mund löste sich von meinen Lippen. »Machen wir jetzt etwas?«
    »Allerdings.«
    »Nur damit du Bescheid weißt«, sagte sie. »Also dann, bis morgen Nacht.«
    »Gehst du?«
    Lächelnd entfernte sie sich rückwärts. »Auf die Plätze, fertig …« Sie wirbelte herum. Während sie den Bürgersteig entlangrannte, rief sie über ihre Schulter zurück: »Los!«
    »Aber wo sollen wir …«
    Sie verschwand hinter einer Hecke.
    »… uns treffen?«
    Sie antwortete nicht.
    Ich rannte um die Hecke herum, aber sie war verschwunden. Ich konnte sie nirgendwo entdecken.
    »Casey?«, rief ich.
    Keine Antwort.
    Ich lief durch die Gegend und hielt nach ihr Ausschau, weil ich dachte, sie würde mir vielleicht einen kleinen Streich spielen und wieder auftauchen. Schließlich wurde mir klar, dass sie für diese Nacht endgültig verschwunden war.
    Ich gab auf und musste einen Moment lang überlegen, wie ich zur Division Street kam, ehe ich mich auf den Heimweg begab.
    Hin und wieder bot sich mir die Gelegenheit, Mann oder Maus zu spielen. Jedes Mal versteckte ich mich.
    Aus meinen Verstecken beobachtete ich, was geschah.
    Ein Polizeiwagen fuhr vorbei. Und ein Möbelwagen.

    Und Linda und Walinda Wiggins in ihrem Jeep. (Warum waren sie immer noch unterwegs?) Aber ich sah weder Randys Pick-up noch den Lieferwagen, der mir auf der Fairmont-Street-Brücke entgegen gekommen war.
    Ein Mann im Sweatshirt rannte mitten auf der Straße neben seinem Dobermann her. Ich konnte nicht erkennen, ob der Hund angeleint war. Außerdem hörte ich das blecherne Rattern und Klirren eines Einkaufswagens irgendwo in der Nähe, aber ich sah weder den Wagen noch seinen Besitzer.
    Ich begegnete keinen Trollen … oder irgendwelchem »lichtscheuen Gesindel«, wie Casey es nannte.
    Auch die Fahrradhexe sah ich nicht.
    Vor allem entdeckte ich keine Spur von Casey.
    Als ich den Fluss erreichte, rannte ich über die Franklin-Street-Brücke.
    Kurz darauf war ich in meiner Wohnung in Sicherheit.

43
    Nach ein paar Stunden Schlaf, einer Dusche und einer Tasse Kaffee verließ ich das Haus, um mein Acht-Uhr-Seminar über romantische Literatur zu besuchen. Auf dem Bürgersteig kam mir Eileen entgegen.
    Zuerst erschrak ich kurz, doch sie wirkte fröhlich. Als sie mich sah, lächelte sie, winkte und beschleunigte ihren Schritt.
    Es war ein windiger Herbstmorgen. Ihr volles Haar
wehte durch die Luft, ein paar Strähnen flogen ihr ins Gesicht. Sie trug einen grünen Pullover, einen karierten Rock und grüne Kniestrümpfe. Bei jedem Schritt wippten ihre Brüste unter dem Pullover auf und ab. Der Wind drückte den Rock gegen ihre Beine.
    Sie sah wunderschön aus.
    Bis auf ihr Gesicht. Obwohl auch das schon besser aussah als bei unserer letzten Begegnung am vorigen Morgen. Es klebten immer noch Pflaster über ihrer linken Augenbraue, auf dem rechten Wangenknochen und am Kinn, aber ihr Auge und die Lippe waren schon abgeschwollen. Man konnte auch keine blauen Flecken sehen. Ich nahm an, dass sie die Stellen mit Make-up kaschiert hatte.
    »Guten Morgen«, sagte sie.
    »Hallo.«
    »Überrascht, mich zu sehen?«
    »Ja.« Überrascht und verwirrt. Obwohl ich letzte Nacht nur ein paar Stunden mit Casey zusammen gewesen war, kam mir Eileen nun ein wenig fremd vor; größer, schwerer, älter, ruhiger und reifer, gefestigter, weniger gefährlich und aufregend.
    Sie hatte nichts bei sich außer der Handtasche, die über ihrer Schulter hing. Als sie ihre Arme ausbreitete,

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