Finster
wissen, ich ben dort.«
»Ja, klar.«
»Also, wir haben eene Verabrädung.«
»Jetzt klingst du eher wie ein Nazi.«
»Ach ja? Wir können dich zum Räden bringen, dräckiger Ami!«
Am Ende der Treppe gingen wir nach rechts und folgten
einem breiten Flur zu unserem Seminarraum. Der Gang war beinahe leer. Ich sah auf meine Uhr. Fünf vor acht. Obwohl der Kurs selten pünktlich begann, waren die meisten Studenten wahrscheinlich schon auf ihren Plätzen und warteten.
»Also«, sagte Kirkus. »Abendschmaus?«
»Na gut, aber nur, wenn du schwörst, nie jemandem was über Eileen zu erzählen …«
»Unt ihre vunderbare Titten unt das Pipi in ihre Haar.«
»Genau.«
Grinsend klopfte mir Kirkus auf den Rücken. »Ich freue mich auf unsere Verabredung, Eduardo.«
»Um fünf bei mir.«
»Und wo ist das?«
Ich sagte ihm die Adresse. »Weißt du, wo das ist?«
»Ich werde es finden.«
»Da bin ich sicher.«
Ich wagte kaum zu hoffen, dass das Gegenteil einträfe.
Ich trat zur Seite und ließ Kirkus zuerst in den Seminarraum gehen. Wie ich vermutet hatte, waren schon fast alle anwesend. Ungefähr fünfzehn Studenten. Sie hatten sich locker am Seminartisch verteilt, einige sprachen mit ihren Freunden, manche lasen noch schnell etwas bei Wordsworth nach, andere hingen wie halb bewusstlos auf ihren Stühlen.
»Hallihallo!«, grüßte Kirkus die ganze Bande.
Die meisten ignorierten ihn, ein paar stöhnten auf. Einige Studenten verdrehten verzweifelt die Augen.
»Erwacht!«, proklamierte Kirkus. »Erhebt euch oder bleibt gestürzt!«
»Komm von deinem beschissenen hohen Ross runter«, murmelte Connor Blayton, ein griesgrämiger bärtiger Theaterautor.
Ich ging zu meinem üblichen Platz an der linken Seite des Tischs. Mein Stuhl stand zwischen Stanley Jones und Marcia Palmer. Stanley grinste mich an, als ich meinen Stuhl unter dem Tisch hervorzog. »Wie geht’s, Mann?«, fragte ich.
»IDGS.«
»Du sagst es.« Ich setzte mich. »Guten Morgen, Marcia.«
Marcia nickte, ohne von ihrem aufgeschlagenen Buch aufzublicken.
»Ist das die Stelle, wo er einsam wie eine Wolke umherzieht?«, fragte ich.
»Werd endlich erwachsen«, sagte Marcia. Sie gehörte nicht zu meinen Bewunderern.
»Ich arbeite dran«, sagte ich.
»Dann steh früher auf.«
»…eck mich.«
Marcia warf mir einen finsteren Blick zu. Sie war im letzten Studienjahr und vermutlich die Schlauste von allen, die Englisch im Hauptfach hatten, wunderschön und blond und eine Zicke, wie sie im Buche steht. Im Moment sah sie aus, als würde sie jeden Moment überkochen. »Was hast du gesagt?«
»Weck mich.«
»Das will ich für dich hoffen.«
»Wange nicht so gewacht.«
»Weißt du was?«
»Was?«
»Fick dich.«
Ich schenkte ihr mein nettestes Lächeln.
»Schwachkopf.«
»Au, das hat wehgetan«, sagte ich.
Sie ignorierte mich.
Dr. Trueman betrat den Seminarraum, ein Mann mit silbrigem Haar, roten Wangen, einem adretten Tweedanzug und roter Fliege. Er trug eine verwitterte braune Aktentasche mit breiten Lederriemen und großen Schnallen. An der Kopfseite des Tischs blieb er stehen und betrachtete uns mit funkelnden Augen. »Muntere Gesichter, frisch geschrubbt! Jugend! Leidenschaft! Liebe!« Sein vergnügter Blick blieb an mir hängen. »King Edward von Willmington!«
»Ja, Sir?«
»Um Gottes willen, was ist deinem Gesicht widerfahren?«
»Eine Attacke, Sir.«
»Ich hoffe, dein Feind hat teuer für seine Unverfrorenheit bezahlen müssen.«
»Ich habe ihn vollständig vernichtet, Sir.«
»Bravo!« Dr. Trueman warf seine Aktentasche auf den Tisch und applaudierte mir. Ungefähr die Hälfte der Studenten im Raum schlossen sich an, während andere genervt die Augen verdrehten. Marcia ließ ihren Kopf hängen und schüttelte ihn langsam. Kirkus war in den Applaus eingefallen.
Ich war der Einzige, der wusste, dass ich die reine Wahrheit gesagt hatte.
45
Mitten in Dr. Truemans Seminar wurde mir klar, dass das Abendessen, zu dem ich Kirkus eingeladen hatte, von Eileen vorbereitet werden würde.
Ich bringe alles mit , hatte sie gesagt. Getränke, Essen.
Sie würde nur für zwei Leute einkaufen, nicht für drei. Und sie wäre nicht gerade erfreut über Kirkus’ Besuch.
Ich musste ihr von unserem zusätzlichen Gast erzählen.
Sie warnen.
Gegen Mittag sah ich sie von weitem. Aber ich rief sie nicht und lief ihr nicht nach. Für diese Art Neuigkeiten bevorzugte ich das Telefon.
Als ich um kurz nach drei in meiner Wohnung war, rief ich bei
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