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Finsterau

Finsterau

Titel: Finsterau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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ganz anders gekommen, und dann bin ich auf und davon.«
    »Wenn du was gesehen hast, Hetsch, dann musst zur Polizei.«
    Hetsch richtete sich ganz gerade auf, es war, als stünde plötzlich ein anderer vor ihr.
    »Ich hab nichts gesehen. Aber sagen wollte ich dir,dass ich sie wirklich gerngehabt hab, die Afra. Ich hab sie ehrlich gemocht.«
    Dann drehte er sich um und ging. Theres stand da und schaute ihm nach, bis sich seine Gestalt im Dämmerlicht verlor. Schließlich nahm sie die Streichhölzer und zündete das Seelenlicht in ihren Händen an.
    »Ich hätte an dem Tag nicht fortdürfen. Er hat recht, mich treibt das schlechte Gewissen hierher. Ich stell euch das ewige Licht her, damit sich der Kleine nicht fürchten muss in der Nacht. Wie du mich gebraucht hast, war ich nicht da, Afra.«
    Als Theres durch die Gräberreihen zum Ausgang ging, war es dunkel geworden, nur die auf den Gräbern brennenden Lichter erhellten den Friedhof ein wenig.
    Sie dachte an das, was ihr der Hetsch über die Toten gesagt hatte, und dass die Verstorbenen sich denjenigen aussuchen würden, der ihnen im kommenden Jahr nachfolgte. Der Einzige, den Theres an diesem Abend über die Gräber laufen sah, war der Hetsch selber gewesen. Sie bekreuzigte sich.
    »Gott sei seiner Seele gnädig.«

Aus der Aussage des mittlerweile pensionierten Polizisten Hermann Irgang, 18 Jahre nach den Ereignissen
    I ch möchte hier schon noch eines sagen, unsere Ermittlungen seiner Zeit haben sich nicht nur auf Johann Zauner als möglichen Täter beschränkt. Wir haben die Augen in alle Richtungen offen gehalten, auch wenn sich der Vater von Anfang an schon recht merkwürdig verhalten hat.
    Der Krieg war ja erst zwei Jahre her, und da ist es schon vorgekommen, dass sich so allerhand seltsame Gestalten herumgetrieben haben. Viele aus der Stadt, die was eintauschen wollten, Kleidung und Bilder für Butter, Eier und Wurst. Hin und wieder waren auch welche dabei, die einem das Fürchten hätten beibringen können, so abgerissen sind die herumgelaufen. Natürlich sind wir da aufmerksam geworden, wie wir gehört haben, dass sich zu diesem Zeitpunkt zwei Wanderburschen in dieser Gegend aufgehalten haben. Und wie man die Burschen dann auch noch auf dem Hof vom Zauner gesehen haben wollte, da sind wir natürlich erst recht hellhörig geworden. Wir haben sofort alles in die Wege geleitet, um sie zu finden.
    Es war damals gar nicht so leicht, einen, der auf der Walz war, ausfindig zu machen. Noch dazu hatten wir ja keine Namen, nur, dass es sich eben um zwei junge Burschen handelt und dass sie in der Nacht vor dem Mord in einem Heustadel untergekommen waren.
    Ich hätte nicht die Hand dafür ins Feuer legen wollen, dass wir sie wirklich finden würden, aber wir konnten die beiden tatsächlich aufspüren.
    Leider hat sich dann aber recht schnell herausgestellt, die ganze Mühe war umsonst gewesen, zur Tat haben sie gar keine Angaben machen können. Sie haben zwar ausgesagt, sie sind am Haus vorbeigekommen; ob es jedoch an dem bewussten Tag oder einen zuvor gewesen war, haben sie beim besten Willen nicht mehr sagen können. Auch sonst konnten sie keine vernünftigen Angaben machen, die uns weitergebracht hätten.
    Wer sie damals befragt hat, das weiß ich nicht mehr, eigentlich müsste das auch in den Akten stehen, aber wie bekannt wurde, dass der Zauner gestanden hat, ist es wohl nicht mehr protokolliert worden. Da ging es seinerzeit ein bisserl legerer zu als heutzutage.
    Der Verdächtige hatte gestanden, und die Burschen konnten eh nichts zur Tat aussagen, da war es nur logisch, dass wir sie halt wieder haben laufen lassen. Was hätten wir denn anderes machen können? Eine nochmalige Befragung wäre eh sinnlos gewesen, wir hatten keine Handhabe, und wenn einer nichts gesehen hat, dann hat er nichts gesehen, da hilft auch kein Fragen.
    Es hat sich damals wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass der Zauner gestanden hat, aber auch ohnesein Geständnis wies alles von Anfang an auf ihn hin. Es waren ja nicht nur die andauernden Streitereien, sein seltsames Verhalten – er hatte Kratzverletzungen an den Armen, die er uns nicht erklären konnte, der Hausarzt hat das damals festgestellt. Ob er noch mal von einem Amtsarzt untersucht wurde, kann ich nicht sagen. Wir haben es uns wirklich nicht leichtgemacht, am Ende blieb einfach nur er als möglicher Täter übrig.

Dr. Augustin
    W as hast geschleckt?«
    Dr. Augustin zog den Kartenstapel von der Tischmitte wieder zu sich

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