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Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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jenen langen ungestörten Schlaf zu schlafen, von dem Sokrates einst sprach, denn für jeden der drei gab es, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, vieles, was ihn beschäftigte.

Kapitel sechsundvierzig

    Ein Dummkopf sieht nicht denselben Baum wie ein Weiser

    (William Blake,
    The Marriage of Heaven and Hell)

    Mittwoch, der 29. Juli, versprach ein geschäftiger Tag zu werden, und als solcher erwies er sich dann auch.
    Inspector Johnson, am Tag zuvoraus dem Urlaub zurückgekehrt, war jetzt fast auf dem laufenden mit der Entwicklung im Fall Schwedenmädchen. Um 9.30 Uhr gab er sich einen Ruck — und rief Strange an.
    «Sir? Johnson am Apparat.»
    «Nun?»
    «Ich habe mit Bedauern gelesen, daß die Dinge in Wytham sich nicht...»
    «Ja?»
    «Es ist nur, wenn Sie mir eine Chance geben würden, wieder ein paar Männer für Blenheim zu bekommen...»
    « Keine Chance. Ist Ihnen nicht klar, daß wir, während Sie nacktärschig auf dem Strand gelegen haben, all diese verdammten Spritztouren mit gestohlenen Autos hatten...»
    «Ich habe alles darüber gelesen, Sir. Ich dachte nur...»
    «Vergessen Sie’s. Morse leitet jetzt die Untersuchungen, nicht Sie. Schon gut, er macht wahrscheinlich einen verdammten Schlamassel daraus. Haben Sie auch getan. Und bis ich mich anders entscheide, behält er die Leitung. Wenn Sie mich also entschuldigen wollen, ich muß einen Zug erwischen.»

    Morse mußte auch einen Zug erwischen und fuhr mit dem 10-Uhr-Schnellzug nach London, wo Lewis für ihn ein Treffen mit einem Vertreter der Schwedischen Botschaft (zum Lunch) arrangiert hatte, und ein weiteres mit der Leiterin der King’s Cross YWCA (zum Tee).
    Für Lewis selbst gab es, nachdem er Morse zum Bahnhof von Oxford gebracht hatte, eine Menge zu tun. Voruntersuchungen am Tag zuvor hatten angedeutet — eigentlich bestätigt — , daß Morses Analyse des Falles (in die Lewis, und bisher allein Lewis, eingeweiht war) in den meisten Aspekten im wesentlichen zutraf. Oft in der Vergangenheit war Morse auf ähnliche Weise dem Feld einige hundert Meter voraus gewesen, nur hatte sich später herausgestellt, daß er auf dem falschen Rennen war. Diesmal aber sah es wirklich so aus, als habe der alte Junge recht, und aus Lewis’ Sicht war es, als ob er in der Nacht zuvor vom Gewinner geträumt habe und jetzt auf dem Weg zum Buchmacher war, um ein paar Pfund auf ein Pferd zu setzen, das den Zielpfosten schon passiert hatte.
    Zum Glück war der Druck auf Broadmoor Lea vorläufig raus, und Lewis gelang es ohne große Mühe, zusätzlich Männer einzustellen. Zwei DCs wurden ihm für den Rest des Tages zugeteilt, und die beiden waren bald auf dem Weg, sowohl in Oxford als auch in der Grafschaft Berichte über Autodiebstähle, Autoeinbrüche, Autozerstörungen etc. in den Tagen, nachdem das Schwedenmädchen zum letztenmal gesehen worden war, zu überprüfen. Carter und Ftelpston schienen Lewis fähige Männer zu sein, und das würde sich später an diesem Mittwoch als richtig erweisen.
    Im Laufe des Vormittags rief Lewis die Oxford Mail an und sprach mit dem Herausgeber. Er würde gern einen Text hinüberfaxen — einen Text, den Morse früher am Tag aufgesetzt hatte — für die Abendausgabe des Blattes. Würde das in Ordnung gehen? Kein Problem offenbar.

    NEUE ENTWICKLUNGEN IM GEHEIMNIS UM DAS SCHWEDENMÄDCHEN

    Detective Chief Inspector Morse vom Thames Valley CID ist überzeugt, daß vor kurzem ausfindig gemachtes Beweismaterial ein völlig neues Licht auf den rätselhaften Fall Karin Eriksson wirft, die vor über einem Jahr in Oxford verschwand und deren Rucksack man bald darauf unter einer Hecke in Begbroke fand. Eine Leiche, die bei einer Suchaktion im Wytham-Wald gefunden wurde, war nachweislich nicht die der schwedischen Studentin, und der Chief Inspector erklärte unserem Reporter, daß weitere Suchaktionen in dem Gebiet jetzt abgebrochen wurden. Die Untersuchung des Mordfalles jedoch geht weiter, und wie verlautet, konzentrieren sich die Aktivitäten der Polizei jetzt wieder auf den Blenheim-Besitz in Woodstock — den Ort der ersten intensiven Nachforschungen vor gerade einem Jahr.
    Die Polizei bittet auch jeden, der Informationen über Dr. Alasdair McBryde, bis vor kurzem wohnhaft in Seckham Villa, Park Town, Oxford, besitzt, sich zu melden. Rufen Sie 0865/846000 an, oder Ihre nächste Polizeidienststelle.

    Im Laufe des Tages würden sowohl Chief Superintendent Strange als auch Inspector Johnson diese Notiz lesen: ersterer in

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