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Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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alle.
    «Die Tür ist auf!»
    «Da wären wir also, Mrs. Gruby.»
    «Hoffentlich ist es nicht wieder dieser Fisch!»
    «Geschmortes Lamm und Zitronenspeise.»
    «Am Dienstag war’s Essen kalt — wußten Sie das?»
    «Oje!»
    Die so großartig mit allem fertig werdende freiwillige Helferin sagte nichts mehr, aber sie bewegte wütend die Lippen, während sie die Tür hinter sich schloß. Warum hast du es denn nicht in den verdammten Ofen gestopft, du elende alte Schlampe? Manchmal hatte sie das Gefühl, sie könne durchdrehen, völlig durchdrehen. Und seit kurzem hatte sie auch das Gefühl, sie könne mühelos jemanden erschießen — vorzugsweise ihren jämmerlichen fremdgehenden Ehemann.

Kapitel fünfzig

    Es gibt nur ein wahrhaft ernstzunehmendes philosophisches Problem, und das ist Selbstmord. Zu entscheiden, ob das Leben lebenswert ist oder nicht, bedeutet, die fundamentale Frage der Philosophie zu beantworten

    (Albert Camus,
    Der Mythos von Sisyphos)

    Unmittelbar nach Morses alkoholfreiem Lunch (fast noch nie dagewesen: ein Käsesandwich und Kaffee) kam es zu dem entscheidenden Durchbruch in dem Fall. Und Lewis hatte das Glück, die gute Nachricht in die Kantine zu bringen, wo Morse saß und den Daily Mirror las.
    Als Morse früher in der Woche behauptet hatte, daß ein Auto erforderlich gewesen wäre, daß ein Auto unentbehrlich gewesen wäre, daß ein Auto hätte beseitigt werden müssen — als Morse vor einigen Tagen diese Punkte geltend gemacht hatte, waren die Zündkerzen in Lewis’ praktischem Verstand stotternd zum Leben erwacht: verlorene Autos, gestohlene Autos, zerstörte Autos, ausgebrannte Autos, abgestellte Autos, Autos, die man auf den Straßen gefunden hatte, abgeschleppte Autos — Lewis hatte sofort die Möglichkeiten abgeschätzt, und indem er einen Kreis mit einem Radius von etwa zwanzig Meilen um Oxford zog, sah er sich nach einer Besprechung mit der Verkehrspolizei in der Lage, ein Programm ziemlich einfacher Kontrollen in Bewegung zu setzen, wobei die Aufmerksamkeit sich auf die wenigen Tage konzentrierte, die dem letzten Auftauchen von Karin Eriksson folgten.
    Der Hauptbeweis wäre kaum zu übersehen gewesen, nachdem die Daten einmal festgelegt worden waren. Lt. Col. Basil Villiers, MC, hatte während des Zeitraums, um den es ging, die Polizei nicht weniger als zwölfmal angerufen und sich beschwert, daß das Auto, das abgestellt und zerstört gefunden worden sei und später noch mehr zerstört und schließlich angesteckt wurde, ein Schandfleck in der schönen Landschaft sei, eine Schmach, eine Beleidigung fürs Auge und ein Makel; daß er (der bereits erwähnte Colonel) nicht gegen Gewaltherrschaft, Diktaturen, totalitäre Systeme und Tyrannei gekämpft habe, um jetzt abgewimmelt zu werden mit lächerlichen Entschuldigungen, bei denen es um Versicherung, Haftpflicht, Verbindlichkeiten und Verfügbarkeit von Personal gehe. Aber nur unter beträchtlichen Schwierigkeiten (Nummernschilder inzwischen verschwunden) konnte der Besitzer des Fahrzeugs ausfindig gemacht werden, und der beleidigende war abgeschleppt worden, fort aus der Nähe zum Bungalow des Colonel zu einem Auto-Walhalla; ein Farbfoto erinnerte als einziges an das, was einst ein neugeborenes, schnittiges, schimmerndes Erzeugnis irgendeines japanischen Montagebands gewesen war.
    Das Eingeben der auf den Fensterscheiben noch vorhandenen Zulassungsnummer in einen Computer hatte jetzt (wie vermutlich schon vor einem Jahr?) in wenigen Sekunden Namen und Adresse des Besitzers hervorgebracht: James Myton, 24 Hickson Drive, Ealing; oder besser: früher 24 Hickson Drive, Ealing, da sofortige Nachforschungen bei dieser Anschrift nur bestätigt hatten, daß James Myton seit über einem Jahr nicht mehr dort lebte. Das DVLC von Swansea hatte drei Briefe an die genannte Adresse geschickt, ohne eine Antwort zu erhalten. LMJ 594E war eine abgelaufene Zulassungsnummer, wenn auch noch nicht aus den amtlichen Listen in Süd-Wales gestrichen.
    Was Myton selbst betraf: sein Name erschien auf Scotland Yards Liste vermißter Personen für die zweite Hälfte von 1991. Aber in dem Jahr waren allein in London über 30 000 Personen als gemeldet worden, und ein vor kurzem erschienener, von Sir Peter Imbert persönlich voll unterstützter Bericht deutete an, die Liste sei inzwischen so ungenau, daß man eine neue Liste anlegen sollte, mit einer nochmaligen Überprüfung eines jeden einzelnen der unzähligen Namen. Wie Morse die

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