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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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»Nein«, sagte sie. »So etwas tun Eltern ihren Kindern nicht an. Keine Mom könnte so verschlagen sein. Mütter lügen nicht.«

Kapitel 13 - DIREKTKONTAKT

     
    »Ich fürchte, es ist zu spät.« Einen Moment lang wusste Alex nicht, ob es die Bibliothekarin, Mrs Bass, gewesen war, die sie gehört hatte, oder ihre eigenen Gedanken. »Zu spät?«, wiederholte sie einfallslos. »Nein, das kann nicht sein.« Sicher, ihre Mom war krank, sehr krank sogar. Aber wenn sie einen anderen Arzt für sie finden könnten, einen besseren Arzt, jemanden, der mehr von Lungenkrebs verstand ...
    Doris Bass klappte den Buchdeckel von Mythen und Magie aus alter Zeit auf und zeigte Alex den Stempel des Abgabetermins. »Da steht es doch. Du hättest es schon im Mai zurückbringen müssen. Heute ist der zwölfte Juni.«
    »Ich weiß. Tut mir Leid. Kann ich mal den Computer benutzen, Mrs Bass ?«
    »Du meinst, während ich ausrechne, wie viel Strafgebühren du schuldig bist ?« Die Bibliothekarin bemühte sich, streng zu wirken, aber es gelang ihr nicht ganz. »Vielleicht könnte ich ein Auge zudrücken, wenn du mir eine gute Ausrede liefern kannst, warum du das Buch so lange behalten hast. Zum Beispiel, dass es dich wirklich beeindruckt und dir ausgezeichnet gefallen hat und dass Mythologie dich vollkommen fasziniert.«
    »Stimmt alles«, platzte Alex heraus. »Darf ich mal an den Rechner, um ein E-Mail zu schicken?« Die Bibliothekarin seufzte und schob ihren Stuhl zurück. »Wie geht es deiner Mom ?«, erkundigte sie sich und begleitete Alex zu ihrem Computer hinüber. »Nicht so gut.« Warum hatte sie das jetzt gesagt? Musste es denn die ganze Welt wissen? Ihr war nicht klar, wie sie plötzlich darauf kam, doch genau in diesem Moment gab es nur einen Menschen, dem sie es erzählen wollte, einen Menschen, der ihr vielleicht helfen konnte. Besser gesagt: helfen musste. Es war so deutlich, als hätte es nie eine andere Möglichkeit gegeben, es jemandem zu erzählen, nie eine andere Möglichkeit, Hilfe zu erhalten. »Ich habe gehört, dass es ihr schlecht geht«, sagte Mrs Bass traurig und fragte dann: »Hast du die E-Mail-Adresse?« Alex nahm den Zettel aus ihrer Tasche und faltete ihn auseinander. »Das ist so ein Mädchen aus Massachusetts.« Noch immer hielt sie das abgewetzte Stück Papier in der Hand. »Richte doch bitte deiner Mutter liebe Grüße von mir aus. Sag ihr, dass ich sie am nächsten Sonntag im Krankenhaus besuchen komme«, bat die Bibliothekarin und ließ Alex dann allein. Während Mrs Bass zu ihrem Schalter zurückging, ließ sich Alex auf den Stuhl gleiten. Sie gab Cams E-Mail-Adresse ein. Dann zögerte sie. Was für eine Nachricht wollte sie eigentlich schicken ? Was sollte sie schreiben ? Hey, ich bin's, erinnerst du dich? SOS. Meine Mutter liegt im Sterben. Was hatte sie überhaupt vor? Sie kannte dieses Touri-Mädchen doch eigentlich gar nicht. Sie waren ja nicht mal befreundet. Sie waren nur ... Sie waren nur zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufgetaucht. Sie hatten nur gemeinsam ein kaputtes Riesenrad repariert, wie durch Magie - mit ihren Augen, Gedanken und mit verzweifelter Entschlossenheit. Und mit ein paar abgedrehten Versen, die aus dem Nichts gekommen waren. Wer weiß, was sie gemeinsam noch alles schaffen konnten? Alex' Hände zitterten. War sie jetzt völlig durchgeknallt? Wie stellte sie sich das eigentlich vor? Dass diese Camryn Barnes, die wahrscheinlich am selben Tag geboren war wie sie, sich auf ihren Besenstiel schwingen und nach Crow Creek kommen würde ? Dass sie an Saras Krankenbett stehen und beide dann Alex' Mom genauso leicht heilen würden, wie sie eine rostige Eisenstange repariert hatten ? Falls das überhaupt so gewesen war. Absurd! Alex versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Geld. Darum ging es hier. Wenn die Barnes-Sippe mal eben hundert Dollar für einen lustigen Tag im Pseudo-Wilden-Westen hinblättern konnte, dann hatte sie offenbar Geld genug, um es notfalls auch zum Fenster rauszuschmeißen. Und Alex wollte es haben. Sara brauchte es. Sie musste einen besseren Arzt suchen, Sara in ein größeres Krankenhaus bringen lassen, irgendetwas unternehmen!
    Mit zwei Fingern hackte sie ihre Nachricht in die Tasten.
     
    Hi. Ich bin's, Alex Fielding, deine Zwillingsschwester vom Big Sky. Witz. Es ist so: Ich möchte dich um einen Riesengefallen bitten. Meine Mom ist schwer krank. Sie erhält eine Chemotherapie. Falls es dich interessiert, ruf an. Bald!
     
    Sie gab ihre Telefonnummer ein,

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