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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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während Autos uns überholen. Dann packt er meinen Finger mit seiner gewaltigen Hand. Etwas in seinem Kiefer zuckt. Ich schlucke, aber ich wende den Blick nicht von ihm ab. Dann verändert sich der Ausdruck in seinen Augen. Sein Griff wird ein kleines bisschen lockerer.
    »Du hast recht«, sagt er schließlich.
    Issie stößt einen gewaltigen Seufzer aus und lässt sich nach hinten in den Autositz fallen. Sie murmelt etwas, das klingt wie: »Ich hasse Streit.«
    Nicks Blick fliegt nur eine winzige Sekunde lang in ihre Richtung, bevor er sich wieder auf mich konzentriert. Seine Stimme klingt immer noch unnachgiebig und hart, und er lässt die Schultern hängen, als wäre er enttäuscht von uns. Von mir. »Aber es war unglaublich gefährlich.«
    Ich nicke. »Klar, aber wir alle tun gefährliche Dinge. Unser Leben ist gefährlich.«
    »Und wir mussten etwas herausfinden«, plappert Issie aus.
    »Was herausfinden, Issie?« Devs Stimme ist sanft und müde zugleich.
    »Worin die Gefahr besteht«, antwortet sie.
    »Und habt ihr es herausgefunden?«, fragt Nick.
    »Ja«, sage ich leise. »Wir haben es herausgefunden.«
     
    Nick fädelt wieder in den fließenden Verkehr ein, und Is und ich erstatten Bericht, während wir zur Rettungszentrale fahren. Wir erzählen, was mein Vater gesagt hat: Dass die anderen Elfen kommen, weil er so schwach ist, und dass sie Anspruch auf sein Territorium erheben. Der andere Elfenkönig wird sein Hauptquartier hier in unserer Stadt angreifen, und er wird keine Rücksicht auf die Menschen nehmen. Wahrscheinlich wird er auch auf mich Anspruch erheben, weil ich zur Hälfte ein Elf bin und zugleich die Tochter des Königs.
    »Und das bringt dich in Gefahr«, sage ich schließlich, als wir auf den Parkplatz für die Krankenwagen einbiegen. Bettys großer Pick-up steht in größtmöglicher Entfernung zur Eingangstür. Sie geht gern zu Fuß.
    »Warum bringt mich das in Gefahr?«, fragt Nick. Das ist seine erste Frage in der ganzen Zeit. Devyn dagegen hatte dauernd Zwischenfragen gestellt.
    »Weil …« Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, ich ringe um die richtigen Worte. »Weil wir zusammen sind, und du gefährlich bist.«
    »Du kannst Gift drauf nehmen, dass ich gefährlich bin«, knurrt Nick. Das ganze Auto scheint von seiner Energie zu vibrieren. Die kleinen Härchen auf meinen Armen richten sich auf und zittern ebenfalls.
    »Jetzt hängt er wieder den Macho raus«, sagt Devyn ganz locker, während er seine Tür öffnet.
    »Er hängt doch immer den Macho raus«, fügt Issie hinzu. »Das muss an dieser Wolfssache liegen.«
    »Ich hänge nicht den Macho raus. Ich bin ein Macho. Immer«, erklärt Nick, und einen Augenblick lang löst sich die Spannung, aber dann werden die Muskeln in seinem Gesicht wieder hart. »Ich kann es nicht fassen, wie er dich benutzt hat. Er hat dich total manipuliert, hat dir Angst eingejagt und daraus sein krankes Vergnügen gezogen. Ich habe immer gedacht, meine Eltern wären mies, aber das ist ja nichts gegen deinen verdammten Vater, Zara.«
    Nick stößt die Heckklappe auf und holt Devyns Krücken. Beim Aussteigen flüstere ich Is zu: »Was ist mit Nicks Eltern?«
    Issie ist verblüfft. »Hat er es dir nicht erzählt?«
    »Mir was erzählt?« Ich fauche fast. Unter unseren Füßen knirschen Kieselsteine. Einer rollt in eine überfrorene Schlammpfütze.
    »Später.« Sie zeigt mit dem Kopf auf die Jungs. Dev steht da und wartet auf seine Krücken. Ein mit Poland-Spring-Mineralwasser beladener LKW rollt die Straße hinunter. Vor ungefähr einem Jahr haben drei Menschen aus Myanmar Mönchen, die gegen Menschenrechtsverletzungen protestierten, Wasser gegeben. Die Regierung beschuldigte sie deshalb der Unterstützung des Terrorismus. Eine Sekunde lang wünsche ich mir, ich könnte den ganzen Lastwagen auf magische Weise zu den Mönchen schicken. Eine Sekunde lang wünsche ich mir, ich könnte der Regierung von Myanmar auf magische Weise von den Elfen erzählen und ihnen zeigen, was echter Terror ist.
    »Zara? Bist du noch da?« Is stupst mich an.
    »Ja. ’tschuldigung. Bin ich immer noch blau?«
    Sie mustert mich. »Ein bisschen, aber mit dem Make-up kann man es nicht richtig sagen. Ich glaube, es wird besser.«
    Meine Finger berühren den Rahmen ihres schmutzigen Autos, hinterlassen Spuren, kleine feine Linien. Ich hebe meine Finger an und untersuche den Schmutz: »Lügst du, weil du meine beste Freundin bist und mich nicht ängstigen möchtest?«
    Is verwandelt

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