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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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reinlassen«, sage ich langsam.
    Er schließt eine kurze Sekunde lang die Augen: »Du traust mir nicht.«
    Ich antworte nicht. Ich bin zu müde, zu traurig, um zu antworten. Die Sonne späht hinter einer Wolke hervor, und der Schnee reflektiert glitzernd das Licht. Ich beschatte die Augen mit der Hand. Es ist zu hell. Nichts sollte hell sein. Dann gehe ich hinein.
    Astleys Hand greift nach meinem Arm. »Ich kann dich nicht einfach allein lassen. Du bist ja kaum in der Lage, zu sprechen.«
    »Dir wird nichts anderes übrig bleiben.«
    Eine Sekunde lang rühren wir uns beide nicht. Eine Sekunde lang scheint die Welt stillzustehen. Seine Hand gleitet meinen Arm hinauf und hält mich an der Schulter fest. Mir fehlt die Energie, ihn abzuschütteln. »Lass niemanden rein. Das ist jetzt gefährlich.«
    Das ist eine solche Untertreibung, dass ich fast lachen muss. Draußen sind die Reifenspuren des Mini bereits unter dem frisch gefallenen Schnee verschwunden. Er lässt meine Schulter los und zieht einen Zettel aus der Tasche. Nachdem er eine Nummer daraufgeschrieben hat, legt er ihn in meine Hand und schließt meine Finger um ihn herum.
    »Mein Handy. Ruf mich an, wenn du mich brauchst«, sagt er,
    »Ich werde dich nicht brauchen«, sage ich zu ihm und betrachte den Zettel – eine Quittung von Holiday Inn. Dann gehe ich ins Haus. »Trotzdem danke.«
    »Zara …« Seine Stimme lässt mich stehen bleiben. Ich drehe mich um. »Vielleicht doch.«
     
    Ich mache die Tür hinter mir zu, aber ich schließe nicht ab, denn das hat ohnehin keinen Sinn. Nur ein einziger Elf kann hereinkommen, weil er schon einmal eingeladen worden ist, und das ist mein Vater. Das ist auch so eine verrückte Elfenregel, eine von vielen. Wahrscheinlich ziehen alle Elfen, nachdem sie jetzt endlich frei sind, auf der Suche nach Nahrung und Rache randalierend durch die Gegend. Die Begierde wird in ihren geschwächten Körpern pochen. Ich weiß, wie sich das anfühlt. In meinem Körper pocht es auch. Rache. Dieses Gefühl gehört eigentlich in einen Safe, weggeschlossen vom Rest der Welt, weg von Müttern, die ihre Babies knuddeln, weg von schaukelnden Kindern, weg von allem, was Mensch ist.
    Ich lasse mich auf das Sofa fallen, drücke mein Gesicht an den roten Stoff und atme tief ein. Vielleicht kann ich irgendwo den Geruch von Nick einfangen, vielleicht ist etwas von vergangener Nacht übrig geblieben, aber ich rieche nichts. So gut ist meine Nase nicht. Auch in dem Kissen, das ich mir gegen das Gesicht presse: Nichts. Nick ist nicht da. Nicht auf dem Sofa, auf dem ich sitze, nicht in seinem Mini, der immer noch am Waldrand steht, nicht im Krankenhaus, wo er sonst arbeitet, nicht im Wald auf der Jagd. Einfach nirgendwo. Er ist nicht da, auch wenn ich meine Finger in seine dunklen Haare graben will, auch wenn ich seinen Duft einatmen will und ihn meinen Duft atmen lassen möchte, auch wenn ich möchte, dass er jetzt in diesem Augenblick bei mir ist, die ganze Zeit, für immer. Auch wenn er nicht da ist.
    Ich setze mich auf und schreibe eine SMS an Issie: Du musst mich zurückrufen. Elfen sind entkommen.
    Was mit Nick ist, kann ich ihr nicht schreiben. Nicht in einer SMS. Ich kann es einfach nicht. Ich schicke eine identische SMS an Betty. Mein Handy fällt mir aus der Hand auf das Sofa. Ich lasse es einfach liegen.
    Ich warte.
    Nichts geschieht.
    Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit verstrichen ist. Es gibt nichts, worauf ich mich freuen könnte. Elfen haben Nick getötet. Für uns wird es keine Blumenbeete und weiße Lattenzäune geben. Ich werde ihn nie wieder küssen. Nie wieder umarmen. Nie wieder werde ich seinen Duft riechen. Und das ist die Schuld der Elfen. Aber auch meine Schuld.
    Irgendwie hebt sich mein Körper von dem Sofa, auf dem wir geschlafen haben. Irgendwie gehen meine Beine zur Küche und von dort zur Kellertür. Meine Finger legen sich um den Türknauf und drehen. Ich öffne die Tür und gehe die Treppe hinunter. Meine Füße erzeugen auf dem Holz einen hohlen Klang. Dort unten haben wir einen Waffenschrank, vollgestopft mit Dingen, die aus Eisen sind. Ich bin noch nie eine besonders gute Kämpferin gewesen. Nick sagt, mir fehlt der Wille, zu töten. Meine Hände ziehen die Tür des Metallschranks auf. Meine Finger packen ein Schwert. Ich stecke es in die Scheide und befestige sie an meinem Gürtel, der ein großes Friedenszeichen als Schnalle hat. Das Schwert liegt schwer an meinem Bein an.
    Geräuschlos wie die Toten bewege ich mich

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