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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Haare.
    »Verdammt«, murmelt Astley und ist auf den Füßen, bevor ich kapiere, was hier vorgeht. Er dreht sich um die eigene Achse, entreißt mich den beiden Elfen, die mich gepackt haben, und schreit: »Festhalten!«
    Ich gehorche. Er schießt in die Luft hinauf. Kiefernnadeln kratzen an unseren Kleidern. Ich ziehe den Kopf ein und drücke mein Gesicht an seine Brust. Unter uns fluchen die Elfen. Ich klammere mich an ihn, um einen sicheren Halt zu bekommen. Einen Arm hat er um meine Taille gelegt, mit dem anderen versucht er, unsere Köpfe vor den Ästen zu schützen. Ein Pfeil zischt an uns vorbei und verfehlt uns nur um Zentimeter. Dann sind wir weit genug weg, über den Bäumen im Himmel.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, sagt er in dem Augenblick, als wir die Bäume unter uns gelassen haben. Sein zweiter Arm umschlingt jetzt auch meine Taille. »Was ist los mit dir? Wolltest du dich umbringen?«
    Meine Hände trommeln auf seine Brust: »Ich brauche nicht gerettet zu werden! Gib mir einfach eine Waffe und lass mich runter oder kämpf mit mir zusammen! Lass mich los!«
    »Zara. Wir alle müssen retten, und wir alle müssen gerettet werden.«
    Die Welt unter uns ist fern und kalt. Wir steigen in den leeren Raum über den Bäumen und unter dem wahren Himmel.
    »Ich kann nicht ohne Nick leben«, sage ich.
    Er stöhnt. »Natürlich kannst du das. Wir alle leben mit unseren Verlusten. Wir wollen es nicht, aber wir können es.«
    Ich schiebe diese moralisierenden Worte beiseite und zwinge mich dazu, mich an die Ereignisse des Morgens zu erinnern: an das Elfenhaus, an den Kampf, an die Frau, die Nick weggetragen hat. Ich muss irgendwie nach Walhalla kommen, dann kann ich ihn vielleicht zurückbringen.
    »Erzähl mir von den Walküren«, beharre ich.
    Während wir fliegen, will er nicht sprechen, aber schließlich landen wir wieder sehr holprig auf dem Weg hinter Marthas Café und dem Riversider-Tanzstudio. Eine dünne Schneeschicht bedeckt den Asphalt. Die Ziegelsteine, aus denen die Rückwand der Gebäude gemauert ist, bröckeln, aber ich berühre sie trotzdem, um mich selbst zu erden.
    »Warum sind wir hier?«, frage ich.
    Er stopft sich mit einer schnellen, akkuraten Bewegung das Hemd in die Hose und erklärt: »Ich hab Hunger. Und in einem Restaurant dürften wir sicher sein.«
    Er macht sich auf, das Gebäude zu umrunden. »Es ist zu öffentlich. Andererseits sind sie so hungrig, dass sie dreist genug sein könnten. Ich weiß es nicht. Der Hunger – die Begierde – kann dein Urteilsvermögen beeinträchtigen.«
    Ich renne hinter ihm her und packe ihn am Ärmel seiner Jacke. »Hast du keine Begierden?«
    »Doch.«
    »Und wie kontrollierst du sie?«
    »Ich bin ein König, aber ich bin noch jung, Zara.« Trauer überschattet sein Gesicht. »Mein Vater ist vor Kurzem gestorben. Für mich ist das alles neu. Die Begierde, die die meisten Könige überfällt, kommt frühestens in ein paar Jahren.« Er betrachtet mich mit zusammengekniffenen Augen. »Lass mich deine Haare in Ordnung bringen. Da hängen Zweige drin. Und auf seinem Gesicht ist angetrocknetes Blut.«
    »Mein Dad, mein Stiefvater, ist auch vor Kurzem gestorben«, erzähle ich ihm.
    »Ich weiß. Es tut mir leid.« Mit zwei Fingern berührt er sanft mein Gesicht. Ich schlucke. »Mir tut es auch leid.«
    Seine Hände bewegen sich schnell und fassen meine Haare vorsichtig zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann zupft er Zweige und Blätter von meinen Kleidern und aus meinen Haaren und wirft sie auf den Boden. Mit ein bisschen Schnee reibt er das Blut aus meinem Gesicht und kratzt das angetrocknete Blut von meinen Händen. Dann gibt er mir seine Jacke zum Anziehen, damit ich den Schmutz und das Blut auf meinem T-Shirt verbergen kann. Als wir losgehen wollen, fällt es mir wieder ein.
    »Ich bin blau«, sage ich,
    »Na und?«
    Ich wische mir die Hände an den Jeans ab und ziehe die Friedensschnalle fest. Mein Verstand arbeitet wieder. »In diesem Aufzug kann ich nicht in ein Restaurant gehen.«
    Er nimmt mich am Ellbogen: »Natürlich kannst du das.«
    »Nein, die Leute … die Leute werden  Ich bin ganz nass vom Schnee und zerkratzt und …«
    »Das ist schon okay. Ich lass mir was einfallen.« Er schiebt mich in das Restaurant, bevor ich Widerspruch einlegen kann.
    Das große braune Schild am Eingang sagt uns, dass wir uns selbst einen Platz aussuchen dürfen. Wir gehen über den schwarz-weißgefliesten Boden, vorbei an tiefrot gepolsterten

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