Finsteres Gold
machen würdest. Du würdest dich verwandeln, um deine Mutter zu retten oder deine Großmutter oder vielleicht sogar einen Fremden, nicht wahr?« Als ich nicht antworte, fährt er fort: »Du wirst dich verwandeln, weil es dein Schicksal ist, dich zu verwandeln«, sagt er leise. »Es ist dein Schicksal, meine Königin zu sein.«
»Das Schicksal spielt keine Rolle.« Ich reiße ein Süßstoffpäckchen auf und schütte den Inhalt in mein Wasser. Die kleinen Tabletten wirbeln von der Bewegung des Wassers mitgerissen im Kreis herum. Sie stoßen mit den Eiswürfeln zusammen und sinken schließlich zum Boden des Glases. »Lass mich mit Issie und Devyn reden und ihnen erzählen, was passiert ist. Und mit Gram. Dann werde ich es tun.«
»Wir haben nicht viel Zeit.« Er lächelt fast, als ich mein Wasser umrühre, damit sich der Süßstoff auflöst.
»Es wird nicht lange dauern.« Meine Gedanken rasen. »Ich muss meine Mom anrufen und ihr sagen, dass mein Dad frei ist. Sie ist in Gefahr.«
»Sie ist nicht die Einzige.«
»Was meinst du damit?«
»Mal abgesehen von ihren Begierden: Die Elfen, die du eingesperrt hast, wollen Rache.«
»Niemand wird meinen Freunden etwas antun.« Ich reiße den echten Zucker auf und schütte ihn ebenfalls in das Glas. Dann rühre ich mit einem Löffel klirrend um und sehe zu, wie die Zuckerkristalle verschwinden, wie sie einfach verschluckt werden und weg sind.
Ich lasse eine Minute verstreichen und fahre dann fort: »Okay. Gut soweit. Und mit dem Küssen?« Ich schaue ihm direkt in die Augen. »Sag mir, was ich tun muss.«
Elfen-Tipp
Es ist ein Mythos, dass Elfen glitzern. Nur die Könige hinterlassen glitzernde Spuren. Alle anderen glänzen nicht und glitzern nicht. Vielleicht leiden sie an Glitzerneid.
Nachdem er gegessen hat, will er mich nicht allein nach Hause lassen. Stattdessen gehen wir wieder hinaus auf die Straße. Der Belag hat Risse und sieht hoffnungslos aus. Eisplatten bedecken zumindest Teile der Hässlichkeit.
»Ich kann nach Hause joggen«, schlage ich vor, obwohl ich weiß, dass es gefährlich ist und ewig dauern wird. Aber in mir ist dieses winzige Fünkchen Hoffnung, und ich fühle mich voller Energie, als ob ich alles tun könnte. Vielleicht kann ich Nick zurückholen. Ich könnte ihn finden. Wenn Astley die Wahrheit sagt, wenn das nicht alles ein großer, schrecklicher Trick ist.
»Du hast keine Vorstellung, wie hungrig und wütend sie sind«, sagt er verächtlich. »Sie werden dich aufspüren.«
Also fliegt er mich nach Hause. Ich halte die Augen den ganzen Weg über geschlossen und denke an Nick. Was würde er zu all dem meinen? Er hat keine Entscheidungen für mich getroffen, solange er hier war, und er wird damit jetzt nicht anfangen. Trotzdem frage ich mich. Wird er mich noch lieben, wenn ich mich verwandelt habe? Meine Stimmung schwankt mit jeder Windböe zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin und her.
»Halt dich fest, wir landen«, knurrt Astley und plumpst in den Schnee. Er versucht dafür zu sorgen, dass mein Arm nicht zu fest gegen ihn prallt.
Ich springe auf und renne zum Haus. Er liegt immer noch rücklings auf dem Boden. Ein Arm ist bis zur Schulter im Schnee versunken. Alle anderen Gliedmaßen sind ausgestreckt. Es sieht vollkommen würdelos aus.
»Danke!« Ich stürme die Stufen hinauf.
»Bis heute Abend«, sagt er, setzt sich auf und klopft seine Kleider aus.
Meine Hand geht zum Türknauf.
»Sei vorsichtig. Wenn sie so sind, schreckt sie auch das Tageslicht nicht«, meint er.
Ich stürze ins Haus und schlage die Tür hinter mir zu. Mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt, versuche ich, ein paarmal tief durchzuatmen. Meine Hände zittern. Sie sind immer noch schmutzig. Alles an mir fühlt sich schmutzig und vergiftet an.
»Nick.« Ich flüstere seinen Namen. Keine Antwort. Dann schließe ich die Augen und versuche, ihn zu spüren. Es gelingt mir fast. Ehrenwort. Schließlich stoße ich mich von der Tür ab und gehe ins Bad. Ich möchte duschen. Ich möchte duschen und nachdenken. Ich möchte duschen und nachdenken und nicht zittern. Ich möchte duschen und nachdenken und nicht zittern, und ich möchte mir vorstellen, wie es sein wird, wenn ich Nick wiedersehe. Wie es sein wird, ihn an mich zu ziehen und sein Gesicht zu küssen.
Es muss möglich sein. Es muss.
In der Dusche denke ich zum ersten Mal wirklich darüber nach, was es bedeutet, wenn ich von dem Elf geküsst werde. Ich werde nicht mehr ich selbst sein. Ich werde kein
Weitere Kostenlose Bücher