Finsteres Licht
dieses hin und her wohl noch länger hinziehen. Also beschloss ich dem ein Ende zu bereiten, machte einen schnellen Schritt zu Seite, eine Umdrehung um meine eigene Achse und trat ihm mit dem Fuß gegen den Schädel. Mein Angriff überraschte ihn. Taumelnd und kurz orientierungslos schwankte er nach hinten. Ich hielt meine Kraft nicht zurück. Der Tritt hatte wirklich gesessen. Um ihn k.o. zu schlagen fehlte nur noch ein s chwungvoller rechter Hacken, de n ich ihm bescherte. Dann fiel er wie ein Stückchen Holz auf das Sofa. Gott sei Dank musste Nitsa nicht mit ansehen wie ich ihren Sohn verprügelte. Sie kam erst wieder, als Aris bereits im k.o.-Land schlummerte.
„Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte sie mich verblüfft.
„Ich hab ihm eine gescheuert. Keine Panik. Er schläft wahrscheinlich nur und wird bald wieder wach genug sein um auf mich loszugehen.“
„Gut dass ich die hier aufgehoben habe.“
Nitsa holte ein paar Stricke hervor.
„Ich glaube nicht, dass normale Seile einen ausgewachsenen Wharpyr davon abhalten können, jemanden anzugreifen“, bezweifelte ich.
„Das sind ja auch keine normalen Seile. Sie sind verzaubert.“
Ich streckte meine Hand danach aus . T atsächlich , i ch spürte schwache Schwingungen hindurch gleiten. Magie.
„Es war noch nie einfach ein wharpyrisch es Kind - und dann auch noch einen Knaben - groß zu ziehen.“
„Und da hast du ihn einfach mit magischen Seilen festgebunden, wenn er nicht artig war.“
„Genau.“
Wir fielen be id e in ein richtiges Gelächter , während wir die Stricke um Aris‘ Handgelenke und Beine herumwickelten und festzogen.
„Sollten wir ihn nicht irgendwo festbinden? Zumindest seine Arme, damit er sich nicht befreien kann.“
Von verzauberten Fesseln verstand ich eben nichts. Ich war skeptisch.
„Der Zauber wirkt so, dass er nicht auf die Idee kommen wird, sich zu befreien. Er wird solange gefesselt daliegen, bis ihn jemand davon befreit.“
Kurz bevor wir damit fertig waren, ihn festzubinden, öffnete er die Augen.
„Ihr habt mich gefesselt ?“, fauchte er wütend.
„Nur zu deinem Besten!“, schwor ich hoch und heilig.
„Mutter, ich dachte du hättest diese Dinger nicht mehr!“
Er fauchte nicht nur, sondern k lang nun auch sehr vorwurfsvoll und vor allem quengelnd wie ein ungezogener Bengel.
Nitsa und ich konnten uns das Kichern nicht verkneifen. Ein ausgewachsener Wharpyr -Mann der wie ein Baby gefesselt auf dem Sofa lag und nichts dagegen tun konnte. Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und strich mit den Fingern über seine Stirn. Knapp entging ich seinen Fängen, mit denen er nach mir schnappte.
„Sind wir also bissig?“, neckte ich ihn.
Dann fiel mir etwas ein. Ich wusste zwar nicht, wie man einen Zauber rückgängig oder unwirksam machte, konnte aber Emotionen beeinflussen. Aris war gerade wütend und kampfeslustig. Ich setzte mich auf de n Sessel neben dem Sofa und schaute ihm unerbittlich in die Augen. Er funkelte mich noch immer so böse an wie zuvor. Vielleicht war er sogar noch wütender, weil ich ihn verprügelt hatte.
„Was machst du?“, fragte Nitsa, die in der Tür stand und an ihrem Glas Blut nippte.
„Ich versuche etwas. Keine Ahnung ob es funktioniert.“
„Tu ihm bitte nicht weh!“
„Nein, das werde ich nicht.“
Ich musterte Aris ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Ich sammelte die Energie in mir zu einem kleinen Lichtfunken. Ruhe und Gelassenheit befand ich als ideale Emotionen um seine Wut zurückzudrängen. Nitsas Augen weiteten sich, wie ich in meinen Augenwinkeln erkannte. Aber sie sagte nichts, sondern beobachtete wortlos weiter . Ich hatte Ryan Grant mit meiner Gabe zur Strecke gebracht, also würde ich auch Aris damit helfen können, oder nicht?
Vor mir bildete sich ein kleines Gold leuchtendes Fünkchen aus dem Nichts. Es fühlte sich warm und zart an und ich starrte es einen Moment lang an. Als ich früher meine Gabe nutzte, war nichts zu sehen. Warum entstand jetzt plötzlich ein Lichtfunke? Irgendwie fühlte es sich komisch, aber richtig an. Eigenartig. Dieses Fünkchen fühlte sich an, wie ein Teil von mir, den ich einfach los ließ.
Egal. Ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber und tat das, was mir mein Instinkt sagte. Ich fül lte dieses Körnchen Licht mit Ruhe und Gelassenheit und ließ es zu Aris gleiten.
Seine Augen weiteten sich bedrohlich, als ob dieses Lichtkörnchen eine schwere Waffe war, die ich gegen ihn einsetzte.
„Was zur Hölle
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