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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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vermutlich Damians Einfluss«, meinte Asher.
    Jasons Blick huschte zu Damians Hand, die sanft mit meiner spielte. »Du meinst, diese einfache Berührung hält ihr Temperament im Zaum?«
    Asher nickte.
    Unwillkürlich wollte ich Damians Hand abschütteln, tat es aber nicht, weil ich innerlich kochte. Wie konnte es jemand wagen, in unser Territorium einzudringen und uns testen zu wollen? Was für eine Arroganz! Typisch Vampir. Und ich war die Spielchen jetzt schon kotzleid. Wenn Jean-Claude mir erlauben würde, Musette und ihre ganze Truppe zu erschießen, würde uns das viel Ärger ersparen. Ganz bestimmt.
    Ich schüttelte Damians Hand nicht ab, sondern nahm sie sogar fest in meine. Meine Wut ließ ein bisschen nach. Die Wut war weiterhin da, aber ein wenig ferner, besser auszuhalten. Verdammt, Asher hatte recht. Ich hasste es. Hasste es, dass schon wieder neuer metaphysischer Blödsinn auftauchte, durch den ich mit einem weiteren Vampir engen persönlichen Kontakt knüpfen musste. Warum konnte es nicht ein Mal was Metaphysisches geben, das ohne diese ganze Anfasserei auskam?
    Jason blickte uns mit sonderbarem Gesichtsausdruck an. »Ich finde, wir sollten Damian heute Nacht an Anita ketten.«
    »Meinst du, Musette wird mich so wütend machen?«, fragte ich.
    »Noch hat sie keinem was getan, Anita, keinem ein Haar gekrümmt, aber alle haben Angst. Ich hab eine Scheißangst und weiß gar nicht, wieso. Sie ist ein niedliches Blondchen und sieht toll aus, wie eine Barbiepuppe, nur mit kleineren Brüsten, aber ein Mann braucht nicht mehr, als er zwischen die Lippen nehmen kann, oder?«
    »Danke, mehr Einzelheiten brauche ich nicht.«
    Er grinste nicht. Er war viel zu ernst. »Normalerweise habe ich nichts dagegen, wenn eine tolle Vampirfrau die Zähne in mich schlägt, aber bei der, Anita, will ich nicht mal, dass sie mich anfasst.« Er sah plötzlich verängstigt aus, verängstigt und jünger als seine zweiundzwanzig. »Ich will keinerlei Berührung mit ihr.« Ihm graute sichtlich vor ihr. »Jean-Claude hat mir versichert, dass Musette keine von denen ist, die auf einmal zu verwesen anfangen. Aber das macht keinen Unterschied. Ich hab trotzdem solche Angst vor ihr, dass ich Magenschmerzen habe.«
    Ich streckte die Hand aus, und Jason kam zu mir. Als ich ihn in den Arm nahm, durchlief ihn ein leichtes Zittern. Er fror, aber nicht so, dass eine weitere Schicht Kleidung hätte helfen können. »Wir werden sie dir vom Hals halten, Jason.«
    Er drückte mich so fest, dass ich fast keine Luft bekam, und sagte an meinem Hals: »Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Anita.«
    Ich machte den Mund auf, um mein Versprechen zu bekräftigen, doch Asher unterbrach mich. »Nein, Anita, versprich uns keine Sicherheit, noch nicht, nicht ehe du Musette gesehen hast.«
    Ich ließ Jason los und blickte zu Asher auf. »Wenn ich sie beim Reinkommen einfach erschieße, was würde Belle dann tun?«
    Er wurde blass. Bei einem Vampir ein beachtlicher Trick, selbst wenn er gerade gespeist hat. »Das kannst du nicht, das darfst du nicht tun, Anita … ich bitte dich darum.«
    »Wenn ich sie heute Nacht töte, sind wir alle sicherer, das weißt du.«
    Er öffnete den Mund und rang um Worte. »Anita, ma chérie, bitte …«
    Jason entfernte sich ein paar Schritte und gab Damian einen Wink. Der stellte sich hinter mich, fasste mich bei den Schultern, und sowie er mich berührte, fühlte ich mich wohler, nicht unbedingt gelassener, auch nicht klarsichtiger. Denn ich hatte recht: Wir sollten Musette heute Nacht töten. Für den Moment würde uns das vieles ersparen. Langfristig hätte es allerdings zur Folge, dass Belle Morte, vielleicht sogar der ganze Rat, in Überzahl bei uns aufkreuzen und uns umbringen würde. Das war mir klar. Und solange Damian mir sanft die verhärteten Schultern massierte, konnte ich dem sogar beipflichten.
    »Wieso bin ich bei Damians Berührung weniger geneigt, jemanden umzubringen?«, fragte ich.
    »Mir ist schon aufgefallen, dass du dadurch ruhiger wirst und noch einmal darüber nachdenkst, bevor du losballerst.«
    »Jean-Claude ist kein bisschen rücksichtsvoller, wenn ich ihn berühre.«
    »Man kann von seinem Diener nur bekommen, was er geben kann«, sagte Asher. »Ich würde behaupten, dass Jean-Claude durch dich rücksichtsloser, nicht rücksichtsvoller geworden ist, weil das zu deinem Charakter gehört.« Er sah den Vampir an, der hinter mir stand. »Damian hat jahrhundertelang bei einer Herrin überlebt, die

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