Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
abwärts gab es nur eine rote, unkenntliche Masse. Ich spreche nicht von einem menschlichen Körper. Es sah aus, als hätte man eine dunkle Flüssigkeit über das Bett geschüttet. Das Blut war nicht rot, sondern schwarz. Lag vielleicht am Licht, oder es war nicht nur Blut.
    Der Gestank drang mir in die Nase – Fleisch. Hackfleisch. Ich sah ein Knäuel aus Bettzeug, schwarz und rot durchnässt. Das Blut war geronnen. Mein Blick wanderte zu dem Kopf zurück, ich wollte es nicht, konnte aber nicht anders. Ich schaute und begriff es endlich. Er war alles, was noch von ihr zu erkennen war, was von einer erwachsenen Frau übrig war. Ihr Körper war … überall, als wäre sie auf dem Bett explodiert.
    In meiner Kehle bildete sich ein Schrei, und da war mir klar, ich würde es nicht schaffen. Dafür war ich zu geschwächt. Ich schluckte den Schrei hinunter, und mein Magen machte Anstalten, sich umzustülpen. Ich schluckte noch einmal und versuchte zu denken.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Dolph und stieß mich vor sich her zum Bett. »Das sollte Sie beeindrucken. Denn das hat einer Ihrer Freunde getan.« Er schob mich zu nah an das Bett, sodass ich mit den Beinen an das nasse Bettzeug kam. Es fühlte sich kalt an, und das hielt das Tier in mir in Schach. Was sollte es mit Blut anfangen, das nicht warm und frisch war?
    »Dolph, hören Sie auf damit«, sagte ich und klang überhaupt nicht wie ich selbst.
    »Lieutenant«, sagte jemand in der offenen Tür.
    Dolph drehte sich herum und zog mich dabei mit. Detective Clive Perry stand dort. Er war ein schlanker Afroamerikaner, der immer konservativ, ordentlich und gut gekleidet war, einer der ruhigsten Menschen und der ruhigste Polizist, den ich kannte.
    »Was gibt es, Perry?«
    Perry holte tief Luft und straffte die Schultern. »Lieutenant, ich denke, Ms Blake hat jetzt genug vom Tatort gesehen.«
    Dolph versetzte mir einen Ruck, dass mein Kopf wackelte und mein Magen rebellierte. »Nein, noch nicht.« Er riss mich herum, sodass ich wieder auf das Bett blickte, schob mich zum Betthaupt, das ebenfalls lavendelblau war, und drückte meinen Oberkörper hinunter, bis ich mit dem Gesicht nur eine Handbreit von dem Holz entfernt war. Dort waren frische Kratzer zu erkennen, Krallenspuren.
    »Was glauben Sie, wer die gemacht hat, Anita?« Er drehte mich um und hielt mich wieder an beiden Oberarmen fest.
    »Lassen Sie mich los, Dolph.« Ich klang noch immer fremd. Kein anderer hätte das mit mir machen können. Ich hätte mich längst gewehrt oder wäre verängstigt oder sauer gewesen. Nichts davon war der Fall.
    »Was glauben Sie, wer das getan hat?« Er schüttelte mich. Mir verschwamm die Sicht.
    »Lieutenant Storr, ich muss darauf bestehen, dass Sie Ms Blake loslassen.« Detective Perry stand schräg hinter ihm, sodass ich sein Gesicht sehen konnte.
    Dolph drehte sich zu ihm um, und ich glaube, wenn er die Hände frei gehabt hätte, hätte er ihn am Kragen gepackt. »Sie weiß es. Sie weiß, wer das getan hat, weil sie nämlich jedes beschissene Monster in der Stadt kennt.«
    »Lassen Sie sie los, Lieutenant, bitte.«
    Ich schloss die Augen, was das Schwindelgefühl besänftigte. Durch seine Hände an meinen Armen wusste ich, wo sein Körper war. Ich rammte ihm meinen spitzen Absatz in den Spann. Er fuhr zusammen, öffnete halb die Finger. Ich machte die Augen auf und tat, was ich gelernt hatte: Ich riss die Arme zwischen seinen schräg aufwärts und löste mich damit aus seinem Griff, dann holte ich aus und verpasste ihm einen Schwinger in den Bauch. Wäre Dolph kleiner, hätte ich aufs Sonnengeflecht gezielt, aber der Winkel war ungünstig, und so schlug ich auf das Nächstliegende.
    Stöhnend stieß er den Atem aus und klappte vornüber, wobei er sich den Bauch hielt. Ich konnte meine übermenschliche Kraft noch immer nicht richtig dosieren. Eine Sekunde lang hoffte ich, dass er nicht ernsthaft verletzt war, dann wich ich vor ihm zurück. Die Welt schwankte, als blickte ich durch eine Brille mit geriffelten Gläsern.
    Ich wich immer weiter zurück, bis ich mit den Absätzen in etwas Glitschiges trat, das dicker war als Blut, und schon war es passiert. Ich landete hart auf dem Hintern, und neben mir spritzte das Blut auf. Sofort drang es von unten durch den Rock. Ich drehte mich auf die Knie, damit nicht auch noch meine Unterwäsche nass wurde. Mein Knie traf auf etwas, das kein Blut war.
    Kreischend sprang ich vom Boden auf. Wenn Perry mich nicht aufgefangen hätte, wäre ich

Weitere Kostenlose Bücher