Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
dies der einzige Laut war, den sie hervorbringen konnte.
    Er hörte jetzt auch andere Geräusche, die der Suchende n – Stimmen, das Schleifen von Gegenständen, die hin und her gezerrt wurde n –, aber diese Geräusche klangen gedämpft, als geschähe dies alles an einem anderen Ort. Dann waren die Stimmen plötzlich ganz nah, und er spürte, wie das Mädchen erstarrte. Die Schmerzen in seiner Brust waren schier unerträglich, doch er unterdrückte ein Wimmern. Gleich würde Häller ihn finden. Er spürte immer noch Walters Hand an seinem Hals, sah den Erdboden tief unter seinen strampelnden Beinen. Er wollte um Hilfe rufen, doch das Mädchen hatte ihm wieder die Hand über den Mund gelegt, als hätte es seinen Wunsch gespürt.
    Die Männer vom Gasthaus und die Stallburschen hatten alles auf den Kopf gestellt. Jetzt hatten sie das Interesse verloren und blickten zu Häller hinüber. »Er ist nicht da«, sagten sie.
    Häller wandte sich mit einer unausgesprochenen Frage an Walter. Der Zwerg hatte sich zu keiner Zeit an der Suche beteiligt. Er stand ungerührt mitten in der Scheune, hatte den Kragen hochgeschlagen und die Hände tief in den Taschen seines dicken Mantels vergraben. Er erwiderte Hällers Blick und nickte kaum merklich. Doch Häller wusste genau, was er ihm mitteilen wollte.
    »Nun«, sagte Häller, »es sieht so aus, als sei der Schlingel entkommen. Aber ich nehme an, er hat nicht allzu viel mitgehen lassen.« Er griff in seine Tasche und brachte eine Handvoll Münzen zum Vorschein. »Das ist für eure Mühe«, sagte er und warf sie den Männern zu, damit sie sie unter sich aufteilten.
    Als Beleidigung war die Geste genau überlegt. Sie hatten eine größere Belohnung erwartet als die paar armseligen Münzen. Schlagartig verloren sie auch noch das letzte bisschen Interesse an Häller. Einer der Männer spuckte verächtlich auf die Münze, die man ihm gegeben hatte, steckte sie aber trotzdem ein. Sie trotteten aus der Scheune, wobei sich einige noch einmal missmutig umblickten. Häller wartete, bis sie weg waren, bevor er sich an Walter wandte. Der Zwerg hatte sich immer noch nicht gerührt.
    »Er versteckt sich hier?«, fragte Häller.
    Walter nickte.
    Häller lächelte. »Dann finde ihn.«
    Walter ließ sich wie ein großer Hund auf Hände und Knie nieder. Er beugt sich vor und schnüffelte am Boden, legte dann den Kopf zur Seite und lauschte. Dies wiederholte er mehrere Male und kroch dabei immer näher an einen Stapel Fässer heran, die an einer Scheunenwand aufgestapelt waren. Schließlich richtete er sich wieder auf und blickte Häller an.
    »Hier?«, fragte dieser.
    Walter nickte. Er begann die schweren Fässer wegzuräumen, rollte sie mühelos zur Seite, als wären sie aus Papier, bis nur noch ein Fass übrig war.
    »Bist du sicher?«, fragte Häller.
    Walter packte das Fass. Aber es ließ sich nicht wegrollen wie die anderen. Er schaute es verdutzt an. Dann gab er ihm einen kräftigen Stoß. Mit einem Klick kippte es nach hinten. Wo es gestanden hatte, war eine offene Luke, aus der kalte, feuchte Luft strömte. Es war die Stelle, an der sich Mathias und Katta versteckt hatten.
    Aber sie waren nicht mehr da.

Durch die Dunkelheit
    Katta hatte Mathias nicht begreiflich machen können, was sie jetzt tun mussten. Sie hatte es nicht gewagt, lauter als im Flüsterton zu sprechen, und obwohl sie ihn immer wieder an der Jacke zupfte, rührte er sich nicht. Er kauerte nur am Boden, sein Atem kam in kurzen Stößen. Um sie herum war es stockdunkel. So dunkel, dass Mathias nicht sehen konnte, was Katta bereits wusst e – dass sie sich am Anfang eines niedrigen Tunnels befanden, in dem ein erwachsener Mann nicht mehr aufrecht stehen konnte. Er verlief unter der Scheune hindurch bis zum Wald. Dort mündete er in einen Pfad. Einen Pfad, der mit dem bloßen Auge nur schwer zu erkennen war.
    Viele Leute kamen in das Gasthaus und verschwanden wieder. Mit einigen Waren verhielt es sich ebenso, und nicht alle von ihnen waren für das Licht der Öffentlichkeit bestimm t – kleine Fässer und Ballen mit kostbaren Stoffen. Diese Waren hatten nie einen Zöllner gesehen, für sie war nie eine Steuer gezahlt worden. Sie wurden über kleine Nebenstraßen antransportiert und waren schon am nächsten Tag wieder verschwunden. Für diese Waren gab es den Tunnel. Sie waren der eigentliche Grund für die Besuche im Gasthaus, und jeder, der zu viele Fragen stellte, wurde danach nie mehr gesehen.
    Katta hatte den Tunnel

Weitere Kostenlose Bücher