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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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an. Dann beugte sie sich vor und legte eine Hand auf die rote Karte. Ihr Gesicht zeigte dabei keinerlei Regung.
    »Ah«, sagte Häller, »Marguerite weiß, dass das nicht stimmt. Sag ihr, wie du wirklich heißt, Junge.«
    »Mathias.«
    Marguerite beugte sich vor und dieses Mal berührte sie die blaue Karte.
    »Wie du siehst«, sagte Häller, »kann Marguerite hören, ob etwas wahr ist oder nicht. Lüge und Wahrheit müssen für sie sehr verschieden klingen. Dabei spielt es keine Rolle, wie du etwas sagst. Sie kennt immer den Unterschied.«
    Er sah Mathias an und dieser begriff plötzlich, was gleich passieren würde. Häller würde ihm seine Fragen noch einmal stellen, nur würde dieses Mal die Puppe mithören.
    »Hat Gustav dir je ein Geheimnis verraten?«
    Mathias zögerte. »Nein.«
    Mit großen Augen beobachtete er, wie Marguerite sich vorbeugte, aber ohne zu zögern die blaue Karte berührte. Während sie es tat, fiel Mathias ein, dass sie Recht hatte. Gustav hatte ihm nie ein Geheimnis verraten. Er hatte nur immer behauptet, er wüsste eines, und das war etwas ganz anderes. Mathias hatte nicht gelogen.
    Doktor Häller lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und überlegte einen Augenblick. »Hat er dir etwas gegeben, was du für ihn aufbewahren solltest?«
    Das ist leicht zu beantworten, dachte Mathias. Er hat mir den Zettel ja nicht gegeben.
    »Nein«, antwortete er und dieses Mal klang er selbstsicherer.
    Wieder berührte Marguerite die blaue Karte.
    »Hast du jemals mitbekommen, wie er jemandem etwas Geheimes anvertraut hat?«
    Wieder berührte die Puppe nach Mathias’ Antwort die blaue Karte. Wie macht sie das nur?, überlegte er. Aber es spielte keine Rolle, denn Häller konnte ihn nichts mehr fragen. Zumindest glaubte Mathias das.
    Aber er täuschte sich.
    Häller wollte die Puppe schon wieder in das Kästchen zurücklegen, dann schien ihm doch noch etwas einzufallen, und er fragte: »Hast du jemals etwas an dich genommen, was deinem Großvater gehört hat?«
    Mathias spürte, wie er blass wurde. Sein Mund war plötzlich trocken. »Was meint Ihr?«, fragte er, doch seine Stimme zitterte.
    Häller hörte es und blickte ihn drohend an. »Beantworte einfach die Frage«, sagte er gedehnt.
    Mathias schluckte. »Nein«, sagte er.
    Das Wort war kaum mehr als ein Flüstern, aber laut genug, dass Marguerite es hörte. Langsam beugte sie sich vor und berührte die rote Karte.
    »Ah«, sagte Häller mit honigsüßer Stimme. »Ein Lügner und ein Dieb. Ts, ts. Ich frage mich, was du wohl gestohlen hast. Hast du es noch, Junge?«
    Mathias spürte das zusammengefaltete Papier deutlich in seiner Faust. »Nein«, sagte er.
    Marguerite beugte sich vor und berührte die rote Karte.
    »Nun«, flüsterte Häller, »dann wäre es besser, wenn du es mir zeigen würdest.«
    Mathias blickte von Häller zur Tür, als wolle er einen Fluchtversuch wagen, doch der kleine Mann war im Weg. »Aber die Puppe irrt sich«, stammelte er.
    Häller schüttelte den Kopf. »Marguerite irrt sich nie.«
    Anscheinend ungerührt faltete die kleine Puppe brav die Hände über dem Schoß. Dann öffnete sie die hübschen Lippen und lächelte, doch alle ihre Zähne waren spitz wie winzige Nadeln.
    »Gib es mir lieber freiwillig«, sagte Häller und streckte die Hand aus, »sonst muss Walter es dir abnehmen. Und du kannst mir ruhig glauben, wenn ich dir sage, dass du das nicht erleben willst.«
    Mathias sah hinüber zu dem kleinen Mann. Er hatte sich schon gedacht, dass es nur Walter sein konnte. Walters Blick war nach innen gerichtet und in seinen Augen lag ein kalter Glanz. Seine Miene war die eines Henkers, der gerade die Falltür unter dem Verurteilten öffnet.
    »Gib es mir«, sagte Doktor Häller.
    Katta erkannte die Stimm e – es war die der Köchin. Die Küche befand sich auf der Rückseite des Gasthauses. Sie hatte eine niedere, dunkle Decke, an deren Balken noch ungerupfte Hühner und Gänse von Haken herabhingen. Selbst so früh am Tag war die Küche schon voller Dampf und Rauch und es roch intensiv nach klein geschnittenem Gemüse und gebratenem Fleisch. Die Köchin hätte eine große, lächelnde, dicke Frau sein sollen mit roten Unterarmen wie Schinken und Wangen wie Äpfe l – doch diese Beschreibung passte ganz und gar nicht auf sie. Sie war eine Schlampe, die auf das Obst spuckte, um es zu säubern. Katta hatte gesehen, wie sie zubereitetes Fleisch, das schon auf dem Weg zum Tisch gewesen war, aus reiner Bosheit vom Teller genommen,

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