Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
ausgefüllt gewesen. Jetzt blieb ihr nichts anderes zu tun, als neben der Tür zu stehen und darüber nachzugrübeln, was das alles werden sollte. Sie würde weiterhin geduldig sein müssen, bis sie auf diese Frage eine Antwort bekam.
    Im Lauf des Tages nahm der Himmel allmählich die Farbe von mattem Blei an. Dann begann es zu schneie n – in großen, behäbigen Flocken, die wie Federn durch die Wipfel der Bäume segelten und sich auf dem Boden niederließen. Zuerst waren es nur wenige, doch dann immer mehr, bis die Holzstapel mit ihrer Schneehaube dick und rund wurden. Katta atmete tief ein; die Luft war nasskalt und rein. Nur die mit Grassoden bedeckten, innen heißen Hügel blieben dunke l – die Schneeflocken schmolzen im selben Augenblick, in dem sie darauf landeten.
    Und Katta hatte nichts weiter zu tun als dazustehen, zu beobachten und zu warten.
    Der Nachmittag ging gerade in den Abend über, als Mathias sich plötzlich im Bett aufrichtete. Die Lampe in der Hütte war angezündet worden. Mit großen, leeren Augen starrte er hinauf zu dem Farndach über sich. Katta hatte es zunächst nicht gemerkt. Eine Weile beobachtete er sie, wie sie mit verschränkten Armen dastand und durch die Tür dem fallenden Schnee zusah. Er wusste offenbar nicht, wer sie war. Schließlich drehte sie sich um und sah ihn.
    »Bin ich tot?«, fragte er leise.
    »Noch nicht«, antwortete sie.
    Die Köhlersfrau hörte die beiden reden. Sie unterbrach ihre Arbeit, trat ans Bett und legte Mathias vorsichtig wieder hin. Er wehrte sich nicht und war sofort wieder eingeschlafen.
    Erst am nächsten Vormittag wachte er erneut auf, doch jetzt hatte er kein Fieber mehr. Seine Augen lagen zwar tief in den Höhlen, doch sein Blick war klar. Die Köhlersfrau hatte eine Brühe gekocht. Katta hatte ihre Portion gegessen, bevor Mathias aufgewacht war. Jetzt saß sie neben ihm, während er seine aß, und erzählte ihm, was im Tunnel passiert war, berichtete von König und wie sie hierher in die Köhlerhütte gekommen waren. Er hörte aufmerksam zu. Während sie sprach, betrachtete sie sein graues Gesicht. Es gab zwei Fragen, auf die sie dringend eine Antwort gebraucht hätte, aber sie war sich nicht sicher, ob dies der richtige Augenblick war, sie zu stellen. Irgendwann brach es einfach aus ihr heraus.
    »Warum hat man versucht dich umzubringen? Wonach haben die beiden gesucht?«
    Mathias warf einen raschen Blick auf die Köhlersfrau, dann schaute er wieder Katta an.
    »Kümmere dich nicht um sie«, sagte Katta, »sie spricht nur die Köhlersprache.«
    Einen Moment lang schwieg er. Er war noch unentschlossen, ob er Katta trauen konnte. Dann fiel ihm der Zwerg ein und der Tunnel und was Katta schon alles für ihn getan hatte.
    »Ich glaube, sie sind hinter einem Stück Papier her«, sagte er. »Ich habe keine Ahnung, was es damit auf sich hat.«
    Er erzählte ihr, was er wusste: dass Gustav ein Geheimnis gehabt hatte; dass der Zettel in die Jacke des Alten eingenäht gewesen war. Und dass der Mann mit dem silberbeschlagenen Gehstock auch danach gesucht hatte. Er schaute wieder hinüber zu der Köhlersfrau, doch diese war im anderen Teil der Hütte mit irgendeiner Hausarbeit beschäftigt.
    »Er ist in meiner Jackentasche«, sagte er. »Zumindest war er da.«
    Katta hatte die Jacke nachts als Decke benutzt, als sie auf dem Boden geschlafen hatte. Jetzt hob sie sie vom Boden auf, breitete sie umständlich auf dem Bett aus und stopfte sie um Mathias herum fest, doch dabei griff sie unauffällig einmal tief in die eine Tasche und dann in die andere. Nun setzte sie sich wieder auf die Bettkante und drückte Mathias etwas Kleines, Hartes in die Hand, und zwar so, dass die Köhlersfrau es nicht sehen konnte.
    »Das?«, fragte sie.
    Er schaute das Knäuel an und nickte. »Hätte ich es bloß nie gefunden!«
    Sie nahm es ihm ab und steckte es zu dem Stein in ihre Schürzentasche, wo es erst mal sicher war. Gut möglich, dass sie auch den Stein bald brauchen würden.
    Es schneite die ganze Nacht über, doch als König am nächsten Morgen zurückkam, hatte es aufgehört. Katta sah ihn heranreiten. Das große Pferd dampfte, als sei es sehr schnell geritten worden. Auf Königs Schultern lag Schnee. Nachdem er abgestiegen war, klopfte er ihn mit seinem Hut ab. Die Köhler waren bereits bei der Arbeit, doch er würdigte sie keines Wortes und kam sofort zur Hütte. Als er eintrat, bemerkte er, dass Mathias wach war.
    König sah durchgefroren und hungrig aus. Die

Weitere Kostenlose Bücher