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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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leer. Kleine Schneeflocken schwebten umher und verschwanden in der einbrechenden Dunkelheit. Ihr Verfolger war irgendwo hier draußen. Erneut bekam Mathias Gänsehaut und er schlug den Kragen seiner Jacke hoch.
    Das Gasthaus roch nach allem, was Katta aus ihrer Zeit als Magd so gut kannte: nach Pfeifenrauch und Bier, Holzrauch und verkochtem Essen. Der Geruch von Reisenden und feuchten Kleidern. Der große Raum unten war bereits voll. Es wurde leise geredet und ein Feuer loderte im Kamin. Katta beobachtete die Mädchen, die Tabletts hereintrugen, voll beladen mit Getränken. Sie selbst hätte eines von ihnen sein können. Die Leute blickten kaum auf, als sie hereinkamen. König ging zum Wirt und zahlte den Preis für ein Zimmer, dann wurden sie nach oben geführt. Katta betrachtete das Mädchen, das ihnen den Weg zeigte, und hatte wieder das seltsame Gefühl, sich selbst zu beobachten.
    »Wie ist es hier so?«, fragte sie die Magd, doch diese antwortete nicht.
    In ihrem Zimmer brannte ein Feuer und König ließ Essen heraufbringen. Stefan wollte das Fleisch schneiden, aber er fand sein Messer nich t – er glaubte, es sei ihm im Wald aus dem Bündel gefallen. König zerteilte den Braten und schalt Stefan, weil er etwas verloren hatte, was er noch brauchte. Die beiden redeten in der Köhlersprache miteinander.
    Mathias aß seine Portion und legte sich dann auf das große Bett, an dessen Seiten Vorhänge angebracht waren. Es gab nur dieses eine, aber es war groß genug für alle, wenn sich je zwei Personen an jedes Ende legten. Mathias taten Schulter und Rippen weh. König holte eine kleine Flasche aus seinem Mantel, goss etwas von der Flüssigkeit in die Verschlusskappe und gab sie Mathias zu trinken. Es war dasselbe Gebräu, das Tashka ihm am Morgen verabreicht hatte. Es betäubte den Schmerz, wärmte von innen und machte ihn schläfrig. Er legte den Kopf auf das schmutzige Kissen und spürte, wie der Schlaf langsam Besitz von ihm ergriff.
    Katta saß im Schein des Feuers und beobachtete König und Stefan, die miteinander redeten.
    In ihrer Schürzentasche lag Stefans Messer.

Der Kampf im Gasthaus
    Niemand hatte gesehen, wie Katta das Messer an sich genommen hatte. Es war ganz einfach gewesen. Alle hatten gebannt die Spuren im Schnee betrachtet. Währenddessen hatte Katta in Stefans Bündel gegriffen und das Messer in ihre eigene Tasche gesteckt. Als sie sicher war, dass niemand sie dabei beobachtet hatte, knöpfte sie ihren Mantel auf und ließ das Messer rasch in die Schürzentasche gleiten. Mathias hatte offenbar nur noch gesehen, wie sie den Mantel wieder zuknöpfte, mehr nicht. Aber jetzt hatte sie den Jungen und sie hatte ein Messer.
    »Schmollst du noch?«, fragte König.
    Katta blickte auf. »Ich habe keinen Hunger«, sagte sie.
    »Du musst etwas essen, sonst stehst du den Tag morgen nicht durch.«
    »Vielleicht muss ich das gar nicht.«
    In ihrer Stimme war ein gefährlicher Unterton und König sah sie durchdringend an. Sie musste vorsichtig sein, sonst kam er vielleicht darauf, dass sie das Messer hatte.
    »Was willst du in Felissehaven machen?«, fragte sie rasch.
    Aber er war zu schlau. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, obwohl sie wegsah, ins Feuer, irgendwohin, nur nicht in seine Richtung.
    »Lass uns erst mal dort ankommen«, sagte er.
    »Ich kann’s kaum erwarten«, meinte sie.
    König hatte seinen dicken Reitmantel ausgezogen. Jetzt hätte man ihn für einen feinen Herrn halten können mit seinem eleganten Schal, der seidenen Weste und dem schwarzen Jackett. Er öffnete die Satteltaschen, die er über eine Stuhllehne gehängt hatte, und holte zwei Pistolen heraus. Er prüfte beide, dann steckte er eine davon in eine Innentasche seiner Jacke, wo man sie nicht sah. »Ich gehe nach unten und schaue nach, ob unser Freund schon angekommen ist«, sagte er.
    Die andere Pistole warf er Stefan zu, der sie ungeschickt auffing. Sie wirkte groß und unförmig in seinen Händen.
    »Man kann nie vorsichtig genug sein«, meinte er. »Bleibt hier. Öffnet niemandem außer mir die Tür. Geht nicht raus. Habt ihr mich verstanden?«
    »Sonst erschießt Stefan uns?«, fragte Katta spöttisch.
    »Nein«, erwiderte König, »aber er erschießt jeden Unbefugten, der versucht hereinzukommen.« Seine Stimme verriet, dass es ihm bitterernst war. »Jetzt ist nicht die Zeit für solche Spielchen, Katta.«
    Es war das erste Mal, dass er sie bei ihrem Namen nannte, und sie erschrak. Er musste mindestens ein Dutzend Mal

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