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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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gesagt hatte, obwohl er offensichtlich alles genau mitbekommen hatte. In solchen Momenten warf ihm König böse Blicke zu, unternahm aber nichts. Mathias konnte sich nicht vorstellen, dass sich irgendjemand anders solche Freiheiten bei König hätte herausnehmen dürfen. Nur Stefan konnte das – und kam auch noch ungestraft davon. Mathias war verwirrt, denn er konnte sich nicht vorstellen, warum.
    Als er versucht hatte, mit Katta darüber zu reden, hatte sie sich geweigert ihm zuzuhören. Sie fragte sich nicht mehr, weshalb Stefan mit von der Partie wa r – für sie war es klar. König brauchte ab und zu einen Helfer, so wie jetzt. Wo immer Stefan hingegangen war, hatte König nicht hingehen müssen, und vielleicht traute er Mathias und Katta nicht, wenn die beiden unter sich waren. Nach dem Ärger im Gasthaus war sie sich auch gar nicht mehr sicher, ob sie das überhaupt noch wollte. In Königs Anwesenheit waren sie und Mathias relativ sicher, ganz anders, als wenn sie allein gewesen wären. Doch ob das so blieb, wenn das Geheimnis gelüftet war, wusste sie nicht. Im Augenblick jedenfalls vertraute sie ih m – was sie von Stefan nicht behaupten konnte.
    Der Nachmittag verstrich. Als es Abend war, hieß König sie ihre Mäntel holen. Sie würden noch einmal weggehen, sagte er ihnen.
    »Wohin?«, wollte Katta wissen.
    Er sah sie belustigt an. »Darauf musst du selbst kommen.«
    Als er tatsächlich auf ihre Antwort zu warten schien, wurde ihr klar, dass es ihm ernst war. Wie Mathias hatte auch sie während der Reise darüber nachgedacht, was sie an Königs Stelle tun würde. Er konnte zu Häller gehen und ihm das halbe Blatt Papier verkaufen. Doch wenn dies seine Absicht gewesen wäre, hätte er es längst getan. Häller war lediglich der Beweis dafür, dass das Blatt etwas wert war. Wenn König wissen wollte, wie viel genau, musste er es selbst herausfinden.
    Nur wie?
    Ihr fiel nur ein einziger Ausgangspunkt für die Suche ein. »Wir müssen jemanden finden, der den Zauberer gekannt hat«, sagte sie.
    König lächelte. »Sehr gut. Und wer könnte das sein?« Er knöpfte seinen dicken Mantel zu. »Wer könnte einen Zauberer kennen?«
    Doch darauf wusste sie keine Antwort. Sie runzelte finster die Stirn und blickte Mathias an.
    »Wer könnte einen Zauberer kennen?«, fragte König ihn.
    Als Zirkusjunge sah er die Antwort glasklar vor sich: »Ein anderer Zauberer.«
    König setzte seinen Hut auf.
    »Und wohin gehen wir jetzt?«, fragte Katta.
    Sie hatte es immer noch nicht begriffen. König lächelte sie an; seine Augen leuchteten, so als amüsierte er sich über ihre Verwirrung.
    »Wir suchen einen Zauberer«, antwortete er. »Oder jemanden, der dieselben Voraussetzungen erfüllt.«
    Es gab mehrere Theater in der Stadt. König hatte Stefan dorthin geschickt, um über jedes einzelne Erkundigungen einzuziehen. Darunter waren sehr prunkvolle Häuser. König wählte eines der weniger pompösen, wo man, wie er sagte, mit größerer Wahrscheinlichkeit sowohl die kleinen als auch die einflussreichen Leute kennen würd e – die großen Theater brauchten sich mit einfachen Menschen nicht abzugeben.
    Katta war noch nie in einem Theater gewesen, nicht einmal in einem so schäbigen wie jenem, das sie nun besuchten. Die einzigen Formen von Schaustellerei, die sie kannte, waren Jahrmärkte und Wanderzirkusse wie der von Mathias. Deren Wagen waren gelegentlich an dem Gasthaus, in dem sie gearbeitet hatte, vorbeigekommen. Jetzt hielt sie ihre Eintrittskarte fest in der Hand und blickte sich staunend um, als die Menge in den Zuschauerraum drängte. Mädchen mit geschminkten Gesichtern winkten von den Logen herab den Männern unten zu. Dann wurden unter Hurra-Rufen die großen Kronleuchter angezündet und an dicken Seilen zu den Deckenbalken hinaufgezogen, und das Spektakel begann. Es gab einen gestellten Kampf zwischen einem Ritter und einem Drachen, den der Drache gewann. Ob das tatsächlich so geplant gewesen war, schien fraglich, denn als die beiden Gegner die Bühne verließen, nahmen sie erneut den Kampf au f – und diesmal schien die Rauferei ernst gemeint. Danach trat ein Mann auf, der gleichzeitig sang und trank. Es folgte eine Dame, die einen Schirm kreiseln ließ und ein wenig herumhüpfte und tanzte, während sie sang, aber die Leute mochten sie überhaupt nicht und begannen zu pfeifen und zu buhen. Sie hielt durch, solange sie konnte, dann drehte sie dem Publikum eine lange Nase, wandte sich um, hob mit Schwung ihren

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