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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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dem Finger an die Stirn.
    »Traurig, traurig«, meinte König. Er holte tief Luft. »Nun, wir müssen gehen.«
    »Ich führe Euch herum, wenn Ihr wollt«, bot der Mann an.
    »Ein andermal«, sagte König und hielt ihm eine Silbermünze hin. »Stoßt um der alten Zeiten willen auf mich an«, fügte er hinzu.
    Der Mann lächelte. »Das werde ich.« Er nahm die Münze und ließ sie in seine Jackentasche gleiten. Dann fegte er weiter, das kleine Hündchen im Schlepptau.
    Als sie hinausgingen, war Mathias sehr verwirrt. Es hatte immer nur »Mathias und Gustav« geheißen. Jetzt war da plötzlich noch ein anderer Name, der auch seiner wa r – Meiserlann. Mathias Meiserlann. Er sprach die Namen hintereinander aus, und es war, als öffnete sich eine Tür in eine Vergangenheit, von der er nichts gewusst hatte. Es war seine Vergangenheit und sie wartete darauf, entdeckt zu werden.
    Den Bären zu finden war nicht schwer, aber wer dort nichts zu erledigen hatte, blieb besser draußen. Das Wirtshaus lag in einer Seitengasse. Schmale Stufen führten zur Eingangstür hinunter. Drinnen war es schmutzig und dunkel. Mathias war sich nicht einmal sicher, ob das Lokal geöffnet war. In einer Ecke standen ein kleiner Ofen und ein großer, ausgestopfter Bär. Sein Fell war schütter und auf den Innenseiten seiner gewaltigen Tatzen traten schon die Hobelspäne und anderes Füllmaterial aus. Es war keiner da. König schlug mit der flachen Hand auf den Tresen und rief Hallo. Nach einer Weile kam eine Frau mit pockennarbigem Gesicht und einem Baby auf der Hüfte aus einem Hinterzimmer.
    »Was willst du?«, fragte sie.
    »Ich suche einen alten Freund«, antwortete König.
    Sie sah zuerst ihn, dann die Kinder misstrauisch an. Als Katta sich um ein Lächeln bemühte, schaute die Frau weg.
    »Den alten Jakob«, sagte König. Er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe, damit sie einen weiteren Anhaltspunkt hatte, wen er meinte. »Er kommt doch noch ab und zu hierher?«
    »Vielleicht.«
    König legte eine Silbermünze auf den Tresen und schob sie mit den Fingerspitzen langsam zu ihr hin. Sie sah ihn an und schwieg, also nahm er eine zweite Münze, wiederholte das Spiel und schob sie direkt neben die erste. Einen Augenblick lang ließ sie sie liegen, als überlegte sie, ob sie sich durch hartnäckiges Schweigen eine dritte verdienen könnte. Dann ging ihr auf, dass er ihr die beiden Münzen auch schnell wieder wegnehmen könnte, und sie steckte sie rasch in ihre Schürzentasche.
    »Später«, sagte sie. »Er kommt später.«
    »Dann warten wir«, meinte König.
    Sie saßen in einer dunklen Ecke des spärlich beleuchteten Gastraums. Männer kamen herein, allein oder zu zweit, doch der Raum füllte sich nie ganz. Die Besucher waren raue Burschen, die schwer arbeiteten und schmutzig waren von ihrem Tagewerk. Nur wenige hatten für König mehr als einen flüchtigen Blick übrig. Dann ging die Tür auf und ein alter Mann schlurfte herein. Er hatte sich wegen der Kälte warm eingewickelt. König beobachtete die Frau hinter dem Tresen. Mathias sah, wie sie ihn direkt anschaute und dann wieder wegblickte, und da wusste er, dass der Neuankömmling Jakob war.
    Jakob setzte sich auf eine Bank an der Wand, die sich gleich an ihre Plätze anschloss. Er trug einen schweren Mantel samt Schal und dicke, fingerlose Handschuhe, die er nicht auszog. Als die Bedienung einen Krug Bier und ein winziges Gläschen Schnaps vor ihn hinstellte, benutzte er beide Hände, um den Schnaps ins Bier zu kippen und dann den Krug zum Trinken an den Mund zu heben. Auf Mathias wirkte das ziemlich umständlich.
    »Jakob?«, sagte König.
    Der alte Mann drehte langsam den Kopf, um zu sehen, wer seinen Namen genannt hatte.
    »Er ist es!«, rief König. »Der alte Jako b – der Garderobier!«
    Jakob beäugte zuerst König und dann die Kinder. »Ich kenn euch nicht«, brummte er und schaute weg.
    König nahm sein Glas und setzte sich neben Jakob.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte der alte Mann.
    »Ich will mit dir über die alten Zeiten reden«, sagte König herzlich. »Im Arrow .«
    Jakob stierte vor sich hin.
    »Über Meiserlann«, fuhr König fort.
    »Ich kenn niemanden, der so heißt.«
    »Aber du hast ihn gekannt«, meinte König. »Du warst sein Garderobier.«
    Jakob schwieg. Er saß vollkommen reglos da. »Ich weiß nichts«, sagte er schließlich. »Das hab ich denen damals gesagt und ich sag’s dir heute wieder. Ich weiß nichts.«
    »Wem hast du was gesagt, Jakob?«, fragte

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