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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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schmuggeln. Nun ja, das Ende wisst ihr bereits. Sie haben ihn verbannt.«
    »Unbegreiflich! Er wollte Schwarzalben nach Gan holen. Hatte er etwa einen Weg gefunden, sie trotz der so gut abgesicherten Grenzen herzubringen?« Pendo war entsetzt.
    »Und wo er sie verstecken wollte, wissen wir mittlerweile auch. Im Keller seiner finsteren Festung – Schloss Apelah«, ergänzte Finn. »Was Nahaltiev damals versucht hatte, ist jetzt Wirklichkeit. Schwarzalben im Keller von Schloss Apelah.«
    »Jedenfalls«, fuhr Chika fort, »wollte danach niemand mehr etwas mit dem Schloss zu tun haben. Keiner mochte es betreten, geschweige denn darin wohnen. Es verfiel und geriet in Vergessenheit.«
    »Bis der König genau dieses Schloss zu seiner Residenz machte und renovieren ließ«, meinte Finn.
    Pendo dachte laut nach: »Gan hat es zwar immer wieder geschafft, die finsteren Kreaturen loszuwerden, aber wenn ich das höre, ist es weit davon entfernt, ein allseits friedlicher und schöner Ort gewesen zu sein. Mir scheint, die Bewohner Gans haben ihre eigene Geschichte vergessen.«
    »Nicht vergessen. Sie haben die unangenehmen Abschnitte ihrerGeschichte einfach verdrängt. Nach dem Motto: Bloß nicht genauer hingucken«, meinte Finn und stand auf, um einige Bücher in die Regale zurückzustellen und neue zu holen. Als er ein paar Bände zur Geschichte Gans aus dem Regal zog, fiel ihm an der Rückwand ein Spalt auf. Alle anderen Regale waren außerordentlich genau gearbeitet. Nirgendwo hätte auch nur ein Haar zwischen die einzelnen Bretter gepasst. Neugierig räumte er die restlichen Bücher von der Regalplatte und stellte sich auf einen Schemel, um den Spalt genauer in Augenschein nehmen zu können.
    »Kommt mal her«, rief er den anderen zu. »Hier ist in der Regalwand eine Öffnung, die mir irgendwie komisch vorkommt. Es ist wie damals, als ich das Amulett in der alten Kommode gefunden habe. Irgendwie kribbelt es in meinen Händen.«
    Sofort kamen die Gefährten und schauten ihm neugierig zu.
    »Die Rückwand hier lässt sich zur Seite schieben.«
    »Dürfen wir das denn einfach machen?«, äußerte Chika ihre Bedenken.
    »Ich würde mal sagen, dass uns niemand verboten hat, genauer in den Regalen zu stöbern, oder?«, entgegnete ihr Finn. Vorsichtig tastete er in das Loch, das hinter der Regalwand nun sichtbar wurde, und holte ein in Stoff eingewickeltes Paket heraus. Schnell stieg er vom Schemel und flitzte zu seinem Arbeitsplatz. Als er die Stoffhülle aufschlug, wurde ein altes Buch sichtbar. Auf den ockerfarbenen Ledereinband war mit der Hand geschrieben:
    Die Mächte des Bösen in Gan
    Band I
    »Wow. Das ist ja cool!«, rief Joe fasziniert. »Vielleicht redet hier endlich mal jemand Klartext. Schlag auf! Ich will wissen, was drinsteht.«
    Vorsichtig öffnete Finn den Buchdeckel. »Das ganze Buch ist ja mit der Hand geschrieben«, sagte er erstaunt. »Puh, das macht es echt anstrengend.«
    »Vermutlich wollte es niemand drucken. Wundert mich nicht, bei diesem Thema«, meinte Joe.
    »Und ohne Grund wird es auch nicht so gut versteckt worden sein«, bestätigte Pendo.
    Eine Weile schaute sich Finn die Handschrift an und begann langsam und dann immer flüssiger vorzulesen:

    »Gan, ein Ort, in dem sich das Böse ausbreitet? Für viele Bewohner unseres wunderschönen Landes kommt die Frage nach dem Bösen in unseren Reihen schon einem Landesverrat gleich. Sie sehen Gan lieber als einen der Gärten Gottes, einen Ort, an dem ewiger Friede herrscht. Dass einzelne Menschen, aber auch Lichtalben und Bergmännchen, immer wieder dem Bösen verfallen sind und diesem Bild unseres Landes nicht entsprechen, wird als leidiges Übel in Kauf genommen. So schnell wie möglich werden sie beseitigt, um den ursprünglichen und, wie man sagt, reinen Zustand unseres Landes wiederherzustellen und sie baldmöglichst wieder zu vergessen. Dass es aber nie auf Dauer gelungen ist, das Böse aus unserer Gemeinschaft zu verbannen, wird ignoriert. Warum das Böse in unserem wunderbaren Land Fuß fassen kann und wie es möglich ist, dass einzelne Bewohner davon ergriffen werden, wurde noch nie näher betrachtet. In diesem Werk möchte der Verfasser nun genau diese Frage in den Blick nehmen. In Band I über die Mächte des Bösen in Gan bieten wir einen Überblick über die uns bekannten Personen, seien sie menschlicher, albischer oder anderer Natur, die dem Bösen verfallen sind. Dies wird uns zeigen, wie weit die Macht des Bösen in unserem Land verbreitet

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