Finsternis über Gan (German Edition)
wäre.«
»Ja genau«, bestätigten ihn Finn, Chika und Pendo.
»Nicht nur Nebijah und die anderen hier hatten uns das so erzählt. Auch mein Großvater hat immer erzählt, dass es sich um eine wunderschöne Aufgabe handle, die die Träger der Amulette da hätten.«
»Wunderschön mag sie ja sein«, sagte Joe schmunzelnd, der Abenteuer über alles liebte, »aber ganz bestimmt nicht ungefährlich und harmlos.« Die anderen mussten lachen, als sie sein erwartungsvolles Gesicht sahen. Joe schaute seinen drei Gefährten in die Augen und kostete die Spannung, die seine Worte bewirkt hatten, ein wenig aus. »Vielmehr war die Aufgabe unserer Vorgänger, und wenn ich das recht verstehe, waren das größtenteils unsere eigenen Vorfahren, sehr gefährlich. Sie waren oft an Kämpfen gegen Lichtalben und Menschen beteiligt, die sich auf die Seite des Bösen geschlagen hatten. Die Quelle des Lebens war zwar noch nie ausgetrocknet, wie im letzten Jahr, aber Kämpfe um die Quelle und Schlachten um die Bodenschätze Gans gab es immer wieder. Die Träger der Amulette waren mutige Kinder, und in allen Geschichten, die ich über sie gelesen habe, mussten sie den Bewohnern Gans klarmachen, wie böse und gefährlich die vier Enden der Erde wirklich sind. Anscheinend haben die Leute hier immer wieder gedacht, dass an den vier Enden der Erde alles besser ist. Sie konnten die Gefahren nicht abschätzen, die es dort gibt. Einfach, weil sie sie nicht wirklich kannten.«
»Ist doch seltsam«, unterbrach ihn Pendo. »Da kommen Menschen hierher, um das Land zu plündern und Krieg gegen Gan zu führen, und dennoch meinen die Leute hier, dass es bei uns besser sei. Ist das logisch?«
»Nein, ganz gewiss nicht. Eher menschlich«, meinte Chika.
»Und scheinbar auch lichtalbisch«, ergänzte Pendo grinsend.
»Und auch bergmännisch, und …« Finn musste laut lachen.
»Bestimmt sind immer wieder Spione aus Gan an die vier Enden der Erde gereist, um rauszufinden, was es dort alles gibt. Vielleicht haben sie einfach zu begeistert erzählt«, überlegt Joe.
Da klopfte es an die Bibliothekstür und ein Lichtalbenjunge kam herein: »Entschuldigt, wenn ich euch störe«, sagte er. »Aber Elhadar bat mich, euch etwas zu trinken zu bringen.« Er stellte ein Tablett mit vier Gläsern auf einen der Arbeitsplätze. Die Gläser waren mit einem blau schimmernden Getränk gefüllt, über dessen Oberfläche grüne Perlen schwebten.«
»Können wir das wirklich trinken?«, fragte Joe zweifelnd. »Blaue Getränke mit schwebenden Perlen gehören nicht unbedingt zu unserem Speiseplan zu Hause.«
»Aber ja doch«, sagte der Junge lachend. »Das ist nur ein Memoriasaft. Den trinke ich oft morgens vor der Schule. Er hilft mir, mich im Unterricht zu konzentrieren. Menschen können ihn auch trinken. Ganz sicher.« Er verneigte sich leicht vor den Trägern der Amulette und verließ den Raum.
»Na, dann mal Prost«, sagte Finn und erhob sein Glas.
Der Geschmack, der sie erwartete, war unbeschreiblich! Er war fruchtig und würzig zugleich. Einfach köstlich. Und es war genau, wie der Lichtalbenjunge gesagt hatte. Sie konnten sich viel besser auf ihre Arbeit an den Büchern konzentrieren.
»Mmh, lecker.« Pendo leckte genüsslich die Lippen. »Memoriasaft – muss ich mir merken.«
»Ich habe hier auch ein Buch gefunden, das für uns bestimmt wichtig ist«, rief Chika eine Weile später. »Es ist die Geschichte von Schloss Apelah.«
»Hat uns nicht jemand erzählt, der Erbauer sei aus Gan verbannt worden, so wie Harah?«, fragte Pendo.
»Ja, Nathanus hat das gesagt. Hier in diesem Buch steht mehr.« Chika begann zu lesen. »Der Erbauer von Schloss Apelah warein Mann namens Na-hal-tiev. Puh, der Name ist aber schwer auszusprechen! Er muss ein sehr erfolgreicher und vermögender Geschäftsmann gewesen sein. Sein Reichtum hier in Gan genügte ihm aber nicht. Er fing an, mit den Menschen von den vier Enden der Erde Geschäfte zu machen. Er versuchte zwar, diese Geschäfte in Gan geheim zu halten, und erzählte den Menschen an den vier Enden der Erde auch nicht, woher er kam, aber das hat ihm auch nicht geholfen. Goldgierige Menschen waren ihm heimlich gefolgt und haben es geschafft, in das Land einzudringen. Das hat für ziemlich viel Unruhe gesorgt, wie man sich vorstellen kann. Außerdem kam das Gerücht auf, dass er sich auf finstere Mächte eingelassen haben soll, und schließlich hat man ihn dabei erwischt, wie er versucht hat, Schwarzalben nach Gan zu
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