Finsternis über Gan (German Edition)
ist. Es wird erkennbar werden, dass das Böse schon bald nach dem Beginn der Geschichte unseres Landes eine bedeutsame Rolle spielte. Schon als die Menschen von Gan zu den vier Enden der Erde auswanderten, um diese unerforschten Gebiete zu bevölkern, gab es vom Bösen beeinflusste Personen unter uns. Ihre Zahl wurde durch den besonderen Schutz der Lebensquelle, die in die Lebensströme fließt, gering gehalten. Dennoch war das Böse wie ein schädlicher Keim, der sich ausbreiten konnte. Das Böse gehörte zu unserem Land, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, selbst als besondere Sicherheitsvorkehrungen an den Grenzen getroffen wurden, war es schon da. Bis auf den heutigen Tag.
In einem zweiten Band werden wir der Frage nachgehen, wie es überhaupt sein kann, dass unbescholtene, ehrbare Bürger unseres Landes wahrhaft böse wurden. Dafür gibt es bisher keinerlei Erklärung Wurden sie lediglich durch Reichtum oder Macht in Versuchung geführt, oder gibt es, was uns einleuchtender zu sein scheint, eine konkrete finstere Macht, die diese Menschen in ihren Bann schlägt?
Wir wünschen dem geneigten Leser eine aufschlussreiche Lektüre.
Der Verfasser.«
Finn blickte auf seine Gefährten. »Cool, das deckt sich ja ziemlich genau mit unseren Erfahrungen hier.«
»Und es wundert mich überhaupt nicht mehr, warum uns immer nur von der schönsten Seite Gans erzählt wurde. Die Leute hier wollen, dass ihr Land perfekt ist. Was anderes darf es nicht geben. Ich muss sagen, mich enttäuscht das. Zumindest den Lichtalben hätte ich mehr zugetraut.« Pendo machte einen zerknirschten Eindruck. So, als ob auch sie erst jetzt davon überzeugt worden wäre, dass es in Gan nicht nur Gutes und Schönes gibt.
»Zeig mal, Finn, was für Beispiele sie in dem Buch anführen«, forderte Joe ihn auf.
Finn blätterte eine Seite weiter und überflog das Inhaltsverzeichnis. »Die meisten Namen sagen mir nichts. Es sind jedenfalls Menschennamen und auch Lichtalben- und Bergmännchennamen dabei. Ein längeres Kapitel handelt von einer Merora. Hier steht Nahaltiev, der Erbauer von Schloss Apelah. Schauen wir doch mal, was über ihn drinsteht. Vielleicht kriegen wir noch mehr raus.« Finn überflog die Zeilen des Kapitels. »Mmh, ja, so ungefähr stand das auch in dem Buch über Schloss Apelah. Aber schaut mal, was ich hier gefunden habe.« Finn drehte das Buch um, sodass seine Gefährten hineinschauen konnten.
»Das Feuer speiende Krokodil«, sagten alle erstaunt. Fein säuberlich war das Symbol mit silberner Farbe auf eine Seite des Buches gezeichnet. Es sah genauso aus wie auf dem Fußboden des Kellergewölbes von Schloss Apelah.
»Zumindest einer scheint sich nach der Verbannung von Nahaltiev in das Schloss hineingewagt und das Symbol gefunden zu haben. Sonst hätte er es ja nicht abzeichnen können«, überlegte Finn.
»Vielleicht war dies das Buch, das der alte Lichtalb aus der Ratsversammlung als Kind bei seinem Vater gesehen hat«, spann Joe den Faden weiter.
»Sieh mal bitte nach, mit wem das Buch endet«, bat Pendo.
Finn schlug das letzte Kapitel auf und hielt kurz inne: »Das ist eine ganz andere Handschrift. Irgendjemand hat das Buch wohl weitergeschrieben. Und jetzt ratet mal, von wem es handelt?«
»Von Harah?«, argwöhnte Pendo.
»Genau«, sagte Finn. »Oder besser gesagt von dem Lichtalb Me’ir.« Finns Augen hasteten über die Buchseiten. »Am Schluss wird ausführlich erzählt, was wir letztes Jahr erlebt haben. Seht mal.« Finn drehte das Buch erneut um. Ein wunderschönes Bild vom silbernen Pelikan Äbrah, wie er sein Blut in Pendos Verletzung fließen lässt, war darauf abgebildet.
Wie immer, wenn Pendo an dieses Ereignis erinnerte wurde, fasste an die Stelle, wo die Lanze Harahs sie getroffen hatte. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie wirklich tot gewesen sein sollte und das Blut des Pelikans sie wieder lebendig gemacht hatte. Es berührte sie tief in ihrem Inneren und Dankbarkeit durchströmte sie.
»Dieses Buch würde ich mir gerne in Ruhe anschauen. Aber dafür haben wir wohl keine Zeit«, sagte Finn mit einem Blick durch die hohen Fenster auf die Sonne, die hinter den Bäumen des dunklen Waldes verschwand. »Ich frage mich, wer das Buch weitergeschrieben hat?« In diesem Moment hüstelte jemand hinter ihnen.
Erschrocken drehten sich die Gefährten um. Vor ihnen stand ein greiser Lichtalb mit leuchtenden, grünen Augen und weißen Haaren, die ihm bis zu den Knien reichten.
Verdattert sagte
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