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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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forschend in die Augen: »Du bist ein pfiffiger Bursche, Finn aus den nördlichen Landen. Das ist ein sehr guter Gedanke. Nachdem Me’ir, oder Harah, wie er sich dann nannte, aus Gan verbannt worden war, haben wir sein Zimmer bei uns auf dem Schloss verschlossen und versiegelt. Wie immer in solchen Fällen wagte es niemand zu betreten oder seine Besitztümer anzufassen. Ihr wisst ja um die Vorbehalte.« Er räusperte sich. »Nun ja, jedenfalls wurde sein Zimmer seit seiner Verbannung nicht verändert.«
    Joe sprang voller Tatendrang auf. »Dann lasst uns sofort hingehen und es uns ansehen!«
    »Ich hatte früher einmal einen Antrag beim Rat gestellt. Ich hoffte, dort Informationen für das Buch zu finden.« Er schaute auf das Manuskript. »Der Rat hat es mir einfach verboten. Ich solle meine Finger von solchen Dingen lassen.«
    »Aber ob sie es auch ablehnen, wenn die vier Träger der Amulette diesen Antrag stellen?«, fragte Chika mit schelmischem Blick.

Kapitel 6
Me’irs Kammer
    »Ketuba«, schallte Elhadars Stimme durch die Flure von Schloss Birah. »Was hast du den Kindern erzählt, dass sie auf solch eine absurde Idee kommen?«
    Als Elhadar mit Ketuba um die Ecke bog und auf die vier Gefährten zueilte, kam es ihnen nicht nur vor, als ob die um sie herumschwebenden Funken wie Blitze zuckten, über ihrem Kopf schienen sich auch kleine Wolken gebildet zu haben. So energisch und aufgebracht hatten sie keinen Lichtalb zuvor gesehen. Abrupt blieb sie vor den Gefährten stehen und musterte sie mit streng zusammengezogenen Augen. Mit der senkrechten, tiefen Furche über der Nase wirkte sie in ihrem Ärger fast furchterregend.
    »Nun, was hast du zu sagen?«
    Die vier mussten erst einmal tief durchatmen. Mit diesem Auftritt hatten sie überhaupt nicht gerechnet.
    »Edle Elhadar«, begann Chika mit bebender Stimme. Sie fühlte sich verantwortlich, weil sie den kecken Vorschlag gemacht hatte, den Rat um Erlaubnis zu bitten, in Me’irs Zimmer gehen zu dürfen. Sie hätte es gewiss nicht getan, wenn sie diese Reaktion vorausgesehen hätte. So nahm sie nun allen Mut zusammen und berichtete von dem Hologramm, mit dem Nebijah ihnen eine Nachricht hinterlassen hatte, und warum sie es für überhaupt nicht sinnvoll hielten, eine weitere Gesandtschaft nach Apelah zu schicken. »Und deshalb ist dieses Zimmer die einzige Chance, Näheres über einen möglichen Aufenthaltsort Harahs zu erfahren. Es braucht auch kein Lichtalb den Raum zu betreten, wenn du das nicht möchtest«, schloss sie ihre Rede.
    »Denkt ihr etwa, es wäre für Menschen weniger schädlich, wenn sie mit dem Bösen in Berührung kommen? Ihr seid zwar nicht aus Licht gemacht wie wir, aber auch ihr könnt Schaden nehmen.«
    »Manchmal ist es besser, das Böse in Augenschein zu nehmen, als die Augen davor zu verschließen, um irgendwann davon überrollt zu werden«, erwiderte Finn mit vor Aufregung zitternder Stimme.
    »Wenn Harah nach dem Erlass des neuen Gesetzes die Schwarzalben nach Gan zurückholt, werdet ihr es vielleicht bereuen, nicht jeden Schritt gewagt zu haben. Bitte, Elhadar. Du ahnst gar nicht, wie schlimm es in einer Welt aussieht, in der das Böse überall anzutreffen ist. Bitte!«, flehte Pendo die Lichtalbenfrau an.
    Die Blitze wurden etwas ruhiger und strahlten wieder gleichmäßiger. Die Kinder werteten das als gutes Zeichen. Elhadar schaute zu den um sie umherstehenden Ratsmitgliedern, die sich mittlerweile vor der Tür zu Me’irs Zimmer versammelt hatten. Es war offensichtlich, dass ihnen allen bei dem Gedanken, die Tür zu öffnen, nicht wohl war. Ketuba indessen biss sich auf die Lippen und hielt den Kopf gesenkt. Es war nicht klar, ob er sich vor den anderen Lichtalben wegen seines Vorstoßes schämte oder ob er sich freute, endlich einen Blick in das Zimmer werfen zu dürfen.
    Die Stille, die den mit Kronleuchtern hell erleuchteten Flur erfüllte, war kaum zu ertragen. Keiner wagte es, auch nur einen Laut von sich zu geben. Schließlich brach Elhadar das Schweigen: »Nun gut. Wir werden das Zimmer öffnen.« Erleichtert atmeten die Gefährten und Ketuba auf. »Es werden aber neben euch vieren nur Ketuba, der sich mit diesem finsteren Kram ohnehin nur zu gerne beschäftigt« – der alte Lichtalb wich beschämt den Blicken Elhadars aus – »und ich den Raum betreten. Alle anderen halten den nötigen Abstand.« So wie die anderen Lichtalben dreinschauten, war diese Anordnung völlig überflüssig. Sie wirkten so, als ob sie am liebsten

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