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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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Finn: »Äh, du bist doch, ähm, der Lichtalb, der hier aufgetaucht ist, als ich letztes Jahr zufällig auf die Prophetie gestoßen bin.«
    »Es gibt keine Zufälle, mein Junge. Das solltest gerade du wissen, nachdem die alte Weisheit so deutlich zu dir gesprochen hat«, sagte der Alte lächelnd und seine Augen ruhten gütig auf Finn. »Ich sehe, ihr lest Bücher, in denen meine Geschwister viel zu selten lesen. Wisst ihr, sie mögen dieses Thema nicht besonders. Als ob sie allein durch die Beschäftigung mit dem Bösen selbst böse würden! Sie haben Angst, dass die Leuchtkraft des Lichtalbenlichtes dadurch schwächer werden könnte.« Er stockte, als ob er überlegen müsste, ob er sich wirklich den vieren anvertrauen sollte. »Deshalb musste ich auch das alte Manuskript verstecken, was mir offensichtlich nicht gut genug gelungen ist. Oder war es nur ein Zufall?« Er schmunzelte vergnügt über seinen Scherz.
    »Du hast das Buch versteckt?«, fragte Chika.
    »Nicht nur das«, antwortete der Alte. »Ich habe die letzten Kapitel geschrieben, so wie meine Vorfahren die früheren Kapitel niedergeschrieben haben. Meine Familie wurde wegen dieses ungewöhnlichen Interesses immer argwöhnisch beobachtet. Meistens haben wir es deshalb heimlich getan.«
    »Bist du dann mit dem ältesten Ratsmitglied verwandt? Er war nämlich der Einzige, der dieses Symbol schon einmal gesehen hatte.« Finn schlug die Seite mit dem Feuer speienden Krokodil auf.
    »Du redest gewiss von meinem kleinen Bruder. Sofern man bei jemandem von klein reden darf, der hundertfünfzig Jahre alt ist.« Der Alte lachte wieder unwillkürlich. »Aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Das ist sehr unhöflich von mir. Mein Name ist Ketuba. Ich bin einer der Ältesten auf Schloss Birah und kümmere mich seit nun fast hundert Jahren um diese Bibliothek und ihre unermesslichen Schätze.«
    Die Freunde verneigten sich höflich vor dem Alten und stellten sich ihm namentlich vor.
    »Wenn du dich schon so lange um diese Bibliothek kümmerst, Ketuba, dann weißt du bestimmt auch, wo der zweite Band dieses Buches ist«, fragte Finn den Lichtalb.
    Der aber verneinte kopfschüttelnd. »Tut mir leid, Finn aus den nördlichen Landen. Dieses Buch ging schon vor sehr langer Zeit verloren. Selbst mein Großvater kannte es nur aus alten Erzählungen. Glaub mir, ich habe lange danach gesucht. Es ist unauffindbar.«
    »Schade«, sagte Finn. »Es hätte bestimmt unsere Fragen beantwortet. Wo wir herkommen, ist das Böse überall zu sehen. Es gehört zum Leben dazu. Aber warum sich in Gan Menschen wie Nahaltiev oder Lichtalben wie Me’ir bewusst für das Böse öffnen und dieses Land letztlich zerstören wollen, ist mir unbegreiflich. Warum verbündet sich jemand wie Scharir mit den Schwarzalben? Warum will König Farlon I. die Grenzen öffnen? Ich verstehe das nicht.«
    »Auf diese Fragen, mein Junge, suche ich schon lange die Antwort. Glaubt mir. Me’ir war so ein wundervoller Lichtalb. Ich kannte ihn gut. Aber dann veränderte er sich. Er zog sich immer mehr von den anderen zurück und wirkte bedrückt. Wenn ich ihn fragte, ob ich ihm helfen könne, winkte er ab und meinte, es sei alles in Ordnung. Er wurde immer aufbrausender, sogar seinen engsten Freunden gegenüber. Er wandelte sich zunehmend zu dem finsteren Harah, den ihr gesehen habt. Ich weiß nicht, warum.«
    Nun schaltete sich Pendo ein: »Nebijah hat uns eine Botschaft mit auf den Weg gegeben. Sie meinte, bei Harah fänden wir die Wurzel alles Bösen. Wenn du ihn kanntest, Ketuba, kannst du uns etwas über ihn berichten? Hast du eine Idee, wo er sich aufhält? Letztes Jahr sagte er ja, er würde wiederkommen.«
    »Wenn er überhaupt noch lebt«, wandte der Alte ein. »Immerhin wurde er von einem Pfeil mitten in die Brust getroffen. Aber nein, mir fällt nichts ein, was ihr nicht schon wüsstet. Tut mir wirklich leid.«
    Joe überlegte: »Weißt du, der Rat hat darüber nachgedacht, ob es nicht gut wäre, eine Gesandtschaft zum König zu schicken, umihn davon zu überzeugen, das Gesetz nicht zu erlassen. Wir halten das aber, ehrlich gesagt, nicht für gut. Der König wird sich nicht überzeugen lassen. Du hättest seine Augen sehen müssen, dann würdest du uns glauben. Wir meinen, dass es sinnvoller ist, Harah ausfindig zu machen«, sagte Joe.
    »Gibt es denn irgendwelche Dinge, die ihm früher gehört haben? Vielleicht ein Tagebuch? Irgendetwas, das uns weiterhilft?«, fragte Finn.
    Der Alte schaute Finn

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