Finsternis über Gan (German Edition)
mit einem Lichtalbenheer gegen unseren eigenen König ausziehen.«
»Natürlich nicht«, antwortete ihm Elhadar. »Kaum jemand in Gan wird sich wissentlich auf die Seite des Bösen gestellt haben. Auch die Soldaten des Königs nicht.«
»Wir müssen den König und den königlichen Rat über die Machenschaften Scharirs aufklären. Am besten schicken wir eine Gesandtschaft zum Königsschloss«, schlug der alte Lichtalb vor.
»Davon würde ich abraten. Nach allem, was wir gehört haben, ist der Geist unseres Königs so umnebelt, dass unsere Botschaft nicht zu ihm durchdringen wird. Es macht keinen Sinn, unsere Frauen und Männer in eine gefährliche Situation auf Schloss Apelah zu bringen«, sagte Elhadars Vater. »Wir vermissen schon einige der unseren.«
»Aber irgendwas müssen wir doch tun«, sagte Joe.
»Ich muss nachdenken«, sagte Elhadar und erhob sich.
»Wir können jetzt nicht einfach aufhören.« Joe schaute entgeistert zu den Lichtalben. »Wir können doch nicht untätig rumsitzen.«
»Wir dürfen jetzt nicht unüberlegt handeln«, entgegnete Elhadar. »Der Eilige kommt schnell voran, aber nicht ans Ziel.«
»Außerdem müssen wir den anderen von den neuesten Entwicklungen berichten.«
Kapitel 5
Bücher, Bücher, Bücher
»Elhadar, ich habe eine Bitte«, sprach Finn die Lichtalbenfrau beim Rausgehen an.
»Ja, Finn aus den nördlichen Landen. Wie kann ich dir behilflich sein?«
»Dürften wir wieder in die Bibliothek gehen? Vielleicht finden wir dort hilfreiche Informationen.«
»Aber natürlich. Auch wenn ich nicht denke, dass ihr dort fündig werdet. Weißt du, die Älteren unter uns kennen diese Bücher sehr gut. Einige davon haben sie sogar auswendig gelernt. Aber versucht nur euer Glück.«
Chika, Pendo und Joe waren über den Vorstoß Finns überhaupt nicht begeistert. Sie wären viel lieber durch das Lichtalbenschloss gestreift und in die magische Welt dieser Lichtgestalten eingetaucht. Aber Finn ließ nicht locker: »Acht Augen sehen mehr als zwei«, meinte er. »Ihr wisst doch, dass ich die Prophetie damals in der Bibliothek gefunden habe. Vielleicht finden wir ja wieder etwas. Los, kommt schon.«
Murrend folgten sie ihm in die Bibliothek, einem hohen Raum mit dunklen Holzregalen, die bis unter die Decke reichten. Jeder Zentimeter war mit Büchern gefüllt, Büchern zur Geschichte des Landes Gan, über die Lichtalben und andere Geschöpfe, die nur dort lebten. Solche, in denen die besonderen handwerklichen Fähigkeiten der Lichtalben und Bergmännchen dargestellt wurden. Es gab Bücher über die Landwirtschaft und auch ebenso welche über die Geschichte der Philosophie in Gan.
Chika, Pendo und Joe schritten die Regale ab und lasen die Titel auf den Buchrücken.
»Wie sollen wir hier irgendetwas finden, was uns weiterhilft?«, stöhnte Joe schon nach wenigen Augenblicken.
Finn ließ sich gar nicht beirren und steuerte geradewegs das Regal an, in dem er vor einem Jahr das Buch mit der Prophetie gefunden hatte. Einige Minuten musste er suchen und dann hielt er es in der Hand. »Hier ist es!«, rief er den anderen zu. Eilig kamen sie zu ihm und begutachteten neugierig den Fund, den Finn ihnen seinerzeit so lange verschwiegen hatte.
»Damals ist es mir auf den Boden gefallen, die Seiten haben sich wie von Zauberhand aufgeschlagen und dann haben dieBuchstaben auf einer Seite zu leuchten begonnen.« Finn suchte in dem alten Buch. »Hier, seht!«
Pendo las die alten Worte vor:
»Der Leuchtende sich
ins Dunkel verstrickt,
vom Bösen erfüllt,
nur der Rache gewillt.
Will zerstören das Land –
Tod bringt seine Hand.
Doch einer naht,
der die Hoffnung bewahrt.
Mit des Schöpfers Kraft
trägt er die Last,
und in größter Not
wird besiegt der Tod.
Da läuft es mir heiß und kalt gleichzeitig den Rücken runter«, meinte Pendo. »Vor allem, wenn ich mir vorstelle, dass die Hand Harahs meinen eigenen Tod gebracht hat.«
»Und wer hätte gedacht, dass es der silberne Pelikan Äbrah werden würde, der dich wieder ins Leben zurückholte?«, spann Chika den Faden der Erinnerung.
Finn blätterte versonnen in dem Buch. Der Gedanke an den Pelikan machte ihn glücklich und traurig zugleich. Der sagenumwobene Vogel hatte Pendo das Leben gerettet, indem er sein eigenes Blut für sie vergoss. Nebijah hatte ihnen dann von den alten Weissagungen erzählt. Der Pelikan würde an seinen Wunden sterben, besagten sie. Das erfüllte ihn mit Trauer. Würde er die Schönheit dieses Vogels nie wieder
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