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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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das Weite suchen würden.
    »Entfernt das Siegel und öffnet die Tür«, forderte Elhadar Ketuba auf und hielt ihm einen alten Schlüssel entgegen.
    Das Siegel war schnell vom Türrahmen gelöst und der Schlüssel ins Schloss gesteckt. Ketuba vergewisserte sich noch einmal mit einem Blick auf die vier Amulettträger und drehte den Schlüssel um. Beherzt drückte er die Türklinke herunter und stieß mit leichtem Schwung die Tür auf.
    Das Erste, was die Gefährten wahrnahmen, war der muffige Geruch, der sich in den vergangenen Jahrzehnten angesammelt hatte. Augenblicklich breitete er sich im gesamten Flur aus. Als sie jedoch in das Zimmer hineinschauten, waren sie überrascht. Sie hatten ein finsteres Loch erwartet, in dem das Chaos des Bösen herrschte. Was sie nun sahen, war ganz anders. Abgesehen vom Staub, der sich dort angesammelt hatte, befand sich Me’irs Wohnstätte in einem peniblen Zustand. Es war ein heller und freundlich eingerichteter Raum, in dem nichts Unnützes herumstand. Alle Oberflächen waren frei und das Bett ordentlich gemacht.
    »Bist du sicher, dass niemand das Zimmer betreten hat, nachdem Me’ir verbannt wurde? Es sieht so extrem ordentlich aus«, fragte Joe, dem es im Traum nicht einfallen würde, sein Zimmer so aufgeräumt zu hinterlassen.
    »Ganz sicher«, antwortete Ketuba. »Sein Zimmer sah immer tadellos aus.«
    Zögerlich betraten sie mit Ketuba und Elhadar das Zimmer. Joe ging gleich zum Kleiderschrank und öffnete ihn. Er fand nur akkurat aufgehängte Kleidungsstücke. Auf einer Kommode entdeckte Chika das Bild eines wunderschönen blonden Lichtalbs mit blauen Augen.
    »Wer ist das?«, fragte Chika.
    »Das ist Me’ir«, sagte Elhadar. »Das war Me’ir!«, berichtigte sie sich.
    »Kein Wunder, dass ihr ihn letztes Jahr nicht gleich erkannt habt. Er sah ja früher vollkommen anders aus«, erwiderte Chika erstaunt.
    Pendo ging nun zum Schreibtisch, um ihn näher in Augenschein zu nehmen. Vorsichtig strich sie mit ihrer Hand über die freie Oberfläche, wodurch der Staub aufwirbelte.
    »An diesem Schreibtisch saß Me’ir, als wir ihn damals gefangen genommen haben.« Die Gefährten konnten an Ketubas Gesicht erkennen, wie deutlich ihm diese Ereignisse noch im Gedächtnis waren.
    »Wenn er am Schreibtisch saß, hat er doch bestimmt an irgendetwas gearbeitet. Schauen wir doch mal hier in diese Schublade«, sagte Pendo und zog am runden Knauf. Zunächst verhakte er sich ein wenig, ließ sich aber dennoch öffnen. »Nur ein paar Stifte und eine schwarze Ledermappe.« Pendo nahm die Mappe aus der Schublade und legte sie auf den Schreibtisch. Als sie sie öffnete und einen Blick hineinwarf, schrie sie vor Schreck auf. Sofort eilten Finn, Chika und Joe mit Ketuba und Elhadar zu ihr.
    »Was hast du entdeckt?«, rief der Alte.
    »Schaut selbst«, forderte ihn Pendo auf. »Hier auf der Innenseite des ledernen Einbands ist mit silberner Farbe das Symbol mit dem Feuer speienden Krokodil eingeprägt.«
    Neugierig schauten ihr die anderen über die Schulter. Die Mitglieder des Lichtalbenrats, die immer noch mit versteinerten Gesichtern auf dem Flur standen, begannen, sich halblaut zu unterhalten.
    »Was liegt denn dort in der Mappe? Was sind das für Zettel?«, fragte Elhadar neugierig, die einen so großen Sicherheitsabstand hielt, dass es ihr nicht möglich war, den Inhalt der Mappe genauer zu erkennen.
    Ketuba trat nun näher an den Tisch und blätterte in der Mappe. »Das sind eine Landkarte und ein Brief. Die Handschrift scheint von Me’ir zu sein. Ich habe sie schon oft gesehen. Ich bin mir ziemlich sicher.« Er nahm den Brief in die Hand und untersuchte ihn genauer. »Die Tinte am unteren Ende ist verschmiert und der Brief ist nicht unterschrieben.«
    »Dann konnte er ihn bestimmt nicht mehr beenden«, warf Finn ein. »Vielleicht wurde er beim Schreiben gestört, hat die Mappe nur noch schnell zugeklappt und in der Schublade verstaut.«
    »So könnte es gewesen sein«, bestätigte Ketuba.
    »Könnt ihr den Brief nicht endlich vorlesen?«, fragte eine ungeduldige Stimme aus dem Hintergrund. Die Vorsicht der Lichtalben war offensichtlich der Neugierde gewichen. Der gesamte Lichtalbenrat schaute erwartungsvoll zu dem Alten.
    »Nun gut«, begann Ketuba. »Er schrieb Folgendes:

    »Meine finsteren Freunde!«

    Ein Raunen ging durch die Gruppe, denn alle wussten, wer gemeint war.
    »Ein Brief an die Schwarzalben«, hauchte Chika.
    »Jetzt hört doch erst einmal zu«, unterbrach Elhadar die

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