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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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aufgeregte Menge. »Ketuba, bitte lies vor.«
    Der Alte beugte sich erneut über das Papier:

    »Ich kann es kaum erwarten, mit euch gemeinsam die Herrschaft in Gan anzutreten. Dieses schreckliche Gerede vom ›ach so friedvollen Gan‹ und dem ›ja so wunderschönen Licht der Lichtalbenwelt‹ kann ich nicht mehr ertragen. Das ist alles nur Heuchelei und muss ein Ende haben. Wir werden eine neue Welt aufbauen, eine Welt, in der der Stärkere zu seinem Recht kommt. Die ganze Erde soll erkennen, wer die Macht hat. Menschen und Bergmännchen müssen endlich den Platz bekommen, der ihnen zusteht. Sklaven sollen sie sein. Und falls es noch sprechende Tiere oder andere seltsame Wesen gibt, sollen diese ausgerottet werden.
    Die Zeichen stehen besser als je zuvor. Die Quelle gibt kaum noch Wasser und die Lebensströme sind nahezu versiegt. Was das bedeutet, begreift hier zu unserem Glück niemand. Keiner schaut nach der Quelle. Noch aber sind die Mächte am Werk, die sie beschützen und euch, meine finsteren Freunde, daran hindern, auf direktem Weg zu mir zukommen.
    Trotzdem habe ich alles für den Tag Eurer Ankunft vorbereitet, denn es kann nicht mehr lange dauern, bis der Weg frei ist. Wenn es so weit ist, wird mein Ruf an Euch über die ganze Welt erschallen. Dann, meine finsteren Freunde, kommt alle herbei. Gan wird uns hilflos ausgeliefert sein, und niemand wird uns daran hindern können, unsere Herrschaft aufzurichten. Dieganze Welt wird unser sein.
    Mein eigenes Licht beginnt langsam zu verlöschen. Noch haben es die Lichtalben nicht bemerkt. Aber der Tag ist nicht mehr fern, wo ich einer von euch sein werde.

    An dieser Stelle endet der Brief«, sagte Ketuba.

    Betroffenes Schweigen hatte sich über die Gruppe gelegt. Dass der Lichtalb Me’ir sich in böse Machenschaften verstrickt hatte, war allen klar. Aus diesem Grund war er ja auch des Landes verwiesen worden. Die Tragweite seiner Pläne hatte aber keiner auch nur im Geringsten geahnt.
    »Das hätte ich nicht gedacht. Schon damals stand er in Verbindung mit den Schwarzalben.« Ketuba starrte auf den Brief.
    »Und er wollte von Anfang an einer, von diesen schrecklichen Gestalten werden. Wie abscheulich!«, entrüstete sich ein Ratsmitglied, das vom Flur aus zugehört hatte.
    Nun war es um die betroffene Stille geschehen. Jeder hatte das Bedürfnis, seiner Empörung Luft zu machen. Sie hatten wohl alle die Hoffnung gehabt, dass Me’ir erst außerhalb von Gan so richtig böse geworden war. Aber aus dem Brief ging deutlich hervor, wie früh er sich schon darauf eingelassen hatte.
    Elhadar, die sich als Erste wieder gefasst hatte, bat um Ruhe und fragte: »Befindet sich noch mehr in dieser Schublade?«
    Ketuba zog sie ein Stück weiter heraus und griff hinein. »Hier ist noch eine Landkarte.« Vorsichtig faltete er sie auseinander und studierte sie mit zunehmendem Erstaunen. »Das ist eine Karte vom Zauberwald. Wo er die bloß herhat? Selbst in unserer Bibliothek findet sich keine Karte des Zauberwaldes.«
    »Womöglich hat er sie selbst gezeichnet«, mutmaßte Chika. »Zumindest sieht sie so aus.«
    »Ja, vielleicht hast du recht«, sagte der Alte grübelnd.
    Elhadar schaute über seine Schulter auf das faltige Papier: »Da sind einige Orte eingezeichnet, deren Namen ich zumindest schon einmal gehört habe. Von dem hier habe ich allerdings noch nie gehört.« Sie zeigte mit dem Finger auf ein kleines, mit wenigen Strichen angedeutetes Haus. »Suka Lismom. Mmh. Weiß jemand, was das bedeutet?« Niemand antwortete ihr.
    »Vielleicht kann ich helfen«, ertönte plötzlich eine tiefe Stimme aus dem Hintergrund.
    »Nathanus!«, rief Pendo und rannte zu dem Einhorn. »Wie gut, dass du da bist.«
    Die Lichtalben und die vier Freunde begrüßten respektvoll das Einhorn und auch Nathanus neigte seinen Kopf zum Gruß.
    »Als ich auf Schloss Apelah erfahren habe, dass ihr zur Quelle gereist seid, habe ich mich zwar gewundert, bin euch aber sofort gefolgt. Allerdings habe ich euch dort nicht gefunden. Meine letzte Hoffnung war Schloss Birah. Ihr glaubt gar nicht, wie froh ich bin, euch sicher und gesund hier vorzufinden.«
    »Oh nein, das war alles ganz anders«, sagte Chika und wollte dem Einhorn ausführlich von ihren Erlebnissen berichten.
    Elhadar aber unterbrach sie: »Davon kannst du gewiss gleich noch erzählen. Mir wäre es lieber, wenn Nathanus jetzt einen Blick auf die Karte des Zauberwaldes werfen könnte.«
    Das Einhorn trat zum Schreibtisch und studierte die

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