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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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nicht auf Pferden, schließlich konnten sie fliegen. Lange mussten sie nicht warten, bis sie wussten, um wen es sich handelte. Als die Reiter schon eine ganze Weile an ihrem Versteck vorbeigeritten waren und Nathanus mit einem Wiehern Entwarnung gab, meinte Joe: »Das waren Soldaten des Königs. Ob sie auf der Suche nach uns sind?«
    »Da bin ich mir ganz sicher«, sagte Nathanus. »Die Frage ist nur: Wer hat sie losgeschickt und was sollen sie machen, wenn sie euch finden?«
    »Könnte dieser Muskelprotz Scharir den Auftrag gegeben haben?«, fragte Chika.
    »Hat der wirklich so viel Einfluss? Mmh.« Finn war sich nicht sicher.
    »Vielleicht war es ja der König selbst?«, meinte Pendo. »Keiner weiß so genau, was in seinem Kopf vorgeht. Vielleicht befürchtet er, dass wir die ganze Bevölkerung von Gan gegen ihn aufhetzen. Immerhin weiß er jetzt, wie sehr wir gegen das neue Gesetz sind.«
    »Damit hätte er ja nicht unrecht. Jeder Bewohner Gans würde es als Ehre ansehen, euch zu unterstützen. Ihr seid schließlich die Träger der Amulette.«
    »Und warum machen wir das dann nicht?«, fragte Joe. »Wir könnten eine Revolution anzetteln, den König absetzen und noch mal von vorne beginnen.« Bei diesem Gedanken war Joe in seinem Element. Er grinste voller Tatendrang in die Runde.
    »Ist dein Vater eigentlich genauso wie du?«, fragte ihn Pendo. »Wahrscheinlich wurdest du schon als Krieger geboren.« Alle mussten lachen.
    »Vielleicht«, antwortete Joe schmunzelnd, hielt Zeige- und Mittelfinger wie Indianerfedern hinter seinen Kopf und stimmte ein Kriegsgeschrei an.
    »Eine Revolution würde viel Blutvergießen bedeuten. Das will ich nicht«, hielt Chika entgegen.
    »Das ist sehr weise, mein Kind«, sagte das Einhorn. »Nebijah hatte recht, als sie deine Weisheit rühmte. Eine Revolution würde das Leben vieler kosten. Der Grund des Übels wäre aber nicht beseitigt.«
    »Außerdem ist Farlon nach wie vor der gewählte König des Landes. Daran ändern auch dumme Entscheidungen nichts. Lasst uns lieber zur Hütte gehen«, beendete Finn das Gespräch.
    Die Zeit, als sie auf schönen Waldwegen entlangreiten konnten, war nun zu Ende. Da die Soldaten des Königs sie suchten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als im Schritttempo auf versteckten Pfaden zu reiten. Noch kamen sie mit ihren Pferden voran, was aber wäre, wenn die Wege noch schmaler und unebener würden?
    »Wenn es überhaupt nicht mehr geht, müssen wir die Pferde einfach zurücklaufen lassen. Sie werden den Weg bestimmt finden«,versuchte Nathanus die Mädchen zu beruhigen, die sich danach erkundigt hatten. »Ich kann ihnen den Weg noch mal erklären.«
    »Du kannst wirklich mit Pferden reden?«, fragte Finn erstaunt.
    Das Einhorn wieherte verlegen: »Nun ja, ganz lassen sich die verwandtschaftlichen Beziehungen wohl nicht leugnen.«
    Chika schaute ihn amüsiert an. Es war dem Einhorn sichtlich peinlich, die Familienbande zu den Pferden zuzugeben.
    »Das ist nichts, worauf wir stolz sind«, meinte Nathanus. »Die Pferde sind ja ganz nett, aber auch etwas töricht.«
    »Das gibt es in den besten Familien«, sagte Joe. »Wenn ich an meinen nervigen Cousin denke.«
    »Ach hör auf«, sagte Pendo lachend. »Das ist was ganz anderes.«
    »Wieso denn? Du weißt doch gar nicht, wie beschränkt der ist.«
    Selbst das Einhorn musste über den Vergleich lachen. »Die Artverwandtschaft erschöpft sich bei uns zum Glück im Aussehen und vielleicht in der Fähigkeit der Einhörner, die Sprache der Pferde zu verstehen. Mehr nicht. So, und jetzt lasst uns lieber weitergehen.«
    Mit Ausnahme einiger weniger Pausen, in denen die Gefährten sich etwas die Beine vertreten konnten und kleine Mahlzeiten zu sich nahmen, ritten sie den ganzen Tag, immer Richtung Norden.
    »Irgendwie kommt mir dieser Waldabschnitt vertraut vor. Hier waren wir bestimmt schon mal«, meinte Finn und betrachtete genauer die Bäume.
    »Ja, stimmt. Wo du es sagst, fällt es mir auch auf.«
    »Das kann gut sein«, erklärte das Einhorn. »Änosch, das Dorf, in dem Daniel und Davina leben, ist nicht weit von hier.«
    »Oh, lasst uns dorthin reiten und bei Davina die Nacht verbringen«, schlug Chika sehnsüchtig vor. »Sie macht sich bestimmt schon Sorgen um uns.« Der Gedanke, auf dem Waldboden schlafen zu müssen, nachdem sie einen ganzen Tag auf dem Pferd gesessen hatte, gefiel ihr gar nicht. Die Aussicht auf ein gemütliches Bett hingegen war verlockend. Alle waren von dem Vorschlag begeistert und

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