Finsternis über Gan (German Edition)
in Begleitung eines riesigen Bären und des Einhorns Tohar zurückkam.
»Er muss sofort von hier weg«, sagte das Einhorn nur. »Die Kraft des Bösen ist an dieser Stelle so mächtig, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Ich frage mich, wie er es geschafft hat, noch näher an die Hütte heranzugehen.«
»Er war sogar in der Hütte«, erklärte Finn.
»Schnell«, rief das Einhorn nur. »Es geht um Leben und Tod.«
Der Bär schaute sich um und fragte die Gefährten mit brummender Stimme: »Würdet Ihr eine Holzpritsche bauen, auf die wir ihn legen können? Ich würde ihn dann ziehen.«
Sofort rannten die Gefährten los, um Äste in einer geeigneten Größe zu finden.
Dann holten sie aus ihren Taschen Kordeln und versuchten, die Stöcke so aneinanderzubinden, dass eine Liegefläche für Nathanus entstand. Der Bär, der sich ihnen als Hamah vorstellte, gab ihnen noch ein paar Anweisungen und Tipps, damit er die Holzpritsche auch wirklich würde ziehen können. Mit seinengroßen Tatzen konnte er ihnen leider beim Zusammenbauen nicht helfen.
Tohar blieb währenddessen bei Nathanus, sprach ihm Mut zu und flehte zwischendurch zum Schöpfer der Lebensströme.
Als sie fertig waren, beugte sich Hamah zu Nathanus runter und flüsterte ihm leise ins Ohr: »Verzeih mir, dass ich dich so ungeziemend berühre.« Er legte seine riesigen Pranken unter das Einhorn und stemmte ihn mit aller seiner Kraft auf die Holzpritsche. Nathanus ließ alles mit sich geschehen, ohne auch nur zu reagieren. Dann stellte sich der Bär vor die Pritsche wie ein Pferd vor seinen Wagen, nahm zwei dicke Äste, die zum Ziehen daran befestigt waren, unter die Arme und ging los. Obwohl der Bär sehr stark war, ging es doch nur langsam vorwärts. Je weiter er sich aber von der Hütte wegbewegte, desto leichter schien es ihm zu fallen. Die Gefährten eskortierten den Zug und wichen nicht von seiner Seite. Immerzu schauten sie zu ihrem Gefährten Nathanus, der sich nicht rührte. Der silberne Glanz war aus dem Fell des edlen Tieres gewichen. Würde er überleben?
Es dauerte fast eine Stunde, bis sie unter der Führung Tohars zu den anderen Tieren und den Baumgeistern gelangten.
In der Zwischenzeit war die Herde über Nathanus informiert worden. Mehrere Einhörner eilten herbei, um zu helfen. Die Baumgeister bauten um die Lagerstatt von Nathanus ein bergendes Zelt. Nach einigen Anweisungen von einem sehr alt aussehenden Einhorn liefen sofort verschiedene kleine Tiere los, um Kräuter und Beeren zu sammeln.
Finn, Joe, Pendo und Chika blieben draußen vor dem Zelt stehen. Sie stärkten sich, indem sie etwas Brot und Käse aus ihren Taschen hervorholten und müde darauf herumkauten. Keiner sagte etwas.
Einige Zeit später kam Tohar zu ihnen.
»Ich habe keine Ahnung, was ihr mit Nathanus dort in der Hütte gesucht und gemacht habt, aber es hat ihn an die Grenze des Todes gebracht. Sein Körper und seine Seele sind unendlich erschöpft. Die Macht des Bösen ist dort zu stark. Für ein Einhorn ist das lebensbedrohlich. Offensichtlich könnt ihr besser damit umgehen. Vielleicht seid ihr aus eurer Welt die Begegnung mit dem Bösen eher gewohnt. Wir sind es jedenfalls nicht, und schon gar nicht ein Einhorn.«
Die Gefährten hatten ein schlechtes Gewissen. Hätten sie Nathanus irgendwie schützen müssen? Aber was wussten sie schon über Einhörner?
Finn schaute Tohar mit ernstem Gesichtsausdruck an: »Danke, dass ihr trotz dieser Gefahren vorhin so schnell zu uns gekommen seid. Wir hätten gar nicht gewusst, wie wir Nathanus helfen sollen.«
»Nathanus ist das mutigste sprechende Tier, das ich bisher kennenlernen durfte. Das solltet ihr wissen«, ergänzte Joe.
»Er hat mir im Kampf das Leben gerettet«, sagte Chika und verneigte sich vor Tohar.
»Als er das Kampfgetümmel in der Hütte hörte, schob er wohl alle Ängste und alle Gefahren, die es für ihn bedeutet, beiseite und kam in die Hütte gerannt, um uns zu helfen«, erklärte Finn dem Einhorn.
Pendo sagte: »Er hatte vorher schon einmal versucht, in die Nähe der Hütte zu kommen, war aber zusammengebrochen. Aber als es um unser Leben ging, hat er das Letzte aus sich rausgeholt, um uns zu schützen. Er hat Unvorstellbares für uns getan.«
»Danke, verehrte Träger der Amulette. Diese Worte erfüllen mich mit Stolz. Ich werde unserer Herde davon berichten.«
»Wie geht es Nathanus?«, fragte nun Pendo. »Wird er wieder gesund?«
Tohar machte ein bekümmertes Gesicht. »So der
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