Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
Vom Netzwerk:
Schöpfer der Lebensströme es will. Ja, ich denke schon, aber er wird sich für eine lange Zeit schonen müssen.«
    »Was heißt das?«, fragte Chika aufgeregt. »Kann er uns etwa nicht mehr begleiten?«
    »Nein, ganz sicher nicht. Es wird einige Tage dauern, bis er wieder sprechen und vielleicht aufstehen kann. Aber es wird lange dauern, bis er wieder ganz gesund ist.«
    Das Einhorn verneigte sich vor den Jungen und Mädchen, die ihm stumm zunickten, und ging zurück zum Zelt.
    Chika begann zu weinen; die anderen versuchten, ihre wirren Gedanken zu sortieren.
    »Ich weiß noch nicht einmal, warum ich weine«, schluchzte Chika. »Ist es, weil Nathanus so schrecklich krank ist oder weil er uns jetzt nicht mehr begleiten kann? Was soll denn aus uns werden?«
    Finn und Joe wussten nicht so recht, wie sie mit der in Tränen aufgelösten Chika umgehen sollten, und schauten Hilfe suchend zu Pendo. Die legte liebevoll ihren Arm um die Freundin und sagte gar nichts. Worte waren überflüssig.

    Der kleine orangefarbene Vogel und die sprechende Amsel, die sich ihnen als Hildegard vorgestellt hatte, flatterten zwitschernd vor ihnen her. Sie hatten den Gefährten versprochen, wenigstens bis zur Grenze des Zauberwaldes bei ihnen zu bleiben. Ohne Hilfe würden sie niemals den Weg heraus finden. Die Jungen und Mädchen nahmen das Angebot gerne an und waren gleichzeitig froh, dass nicht noch mehr Tiere mitgekommen waren. Sie sehnten sich nach etwas Ruhe und wollten miteinander reden. Sie mussten einen Plan machen, und ein plappernder Maulwurf und ein neugieriger Hase hätten dabei nur gestört.
    Hildegard setzte sich auf Chikas Schulter. »Die Grenze des Zauberwaldes ist nicht mehr fern«, zwitscherte sie.
    »Habt ihr gehört?«, sagte Chika zu den anderen. »Wir sind bald an der Grenze.«
    »Mmh, vielleicht sollten wir dann lieber hier unser Nachtlager aufschlagen. Im Zauberwald zu schlafen ist bestimmt sicherer«, schlug Finn vor.
    Die anderen stimmten zu, denn der lange Fußweg und die schrecklichen Ereignisse in der Hütte des Bösen hatten sie unglaublich angestrengt. Neugierig schauten sie die Bäume hoch.
    »Hallo, ihr guten Baumgeister, seid ihr hier?«, rief Chika.
    Die Amsel begann hektisch über ihnen zu kreisen: »Ooooh, hier gibt es nur alte Eichen.«
    Die vier schauten zu ihr hoch: »Und was heißt das?«
    »Ihr werdet sehen.«
    Im nächsten Moment hörten sie ein lautes Knarren.
    »Was war denn das?«, schrie Chika auf.
    Eine alte, krächzende Stimme sagte langsam: »Wer stört denn meinen Schlaf?«
    Pendo sagte hinter vorgehaltener Hand: »Das hört sich aber nicht an wie die glockenhellen Stimmen der anderen Baumgeister.«
    »Sag ich doch, sag ich doch. Alte Eichen«, zwitscherte Hildegard.
    Finn brachte mutig ihr Anliegen vor: »Liebe Baumfrau, wir sind die vier Träger der Amulette. Heute haben wir schreckliche Dinge in der Hütte des Bösen erlebt. In der vergangenen Nacht hatten freundliche Baumgeister uns ein Nachtlager bereitet, deshalb wollten wir fragen …«
    Finn war mit seinem Satz noch nicht zu Ende, da sagte die Stimme gedehnt: »Wenn es denn sein muss. Aber nur, weil ihr die Träger der Amulette seid. Jedem anderen würde ich meine Zweige um die Ohren hauen.«
    Chika fasste spontan an ihre Ohren, was wohl ziemlich lustig aussah, denn die anderen grinsten übers ganze Gesicht.
    Kurz darauf sahen sie eine uralte, schwer bepackte Frau aus der größten Eiche heraustreten. Ihr langes braunes Gewand war alt und abgewetzt. Mürrisch schaute sie zu den vier Gefährten.»So. Bitte.« Sie warf ihnen Stoffbahnen, Stangen und Kissen vor die Füße. »Aber nur, weil ihr die Träger der Amulette seid«, wiederholte sie mit erhobenem Zeigefinger, drehte sich um und ging zurück zu ihrem Baum.
    »Vielen Dank«, sagten die vier Gefährten. »Das ist sehr freundlich.«
    »Hab ich’s doch gesagt. Hab ich’s doch gesagt«, trällerte die Amsel und flog gemeinsam mit dem orangen Vogel über die Köpfe der vier hinweg. »Mit alten Eichen ist nicht gut Kirschen essen.«
    Wusch. Ein Zweig der Eiche zischte über die Köpfe der Jugendlichen hinweg und hätte beinahe die Vögel getroffen, die jetzt aufgeregt kreischend hin und her flatterten. Aus dem Baum kam wieder das knarrende Geräusch.
    »Vielleicht solltest du etwas freundlicher zu alten Damen sein«, stichelte Chika.
    Pendo, Chika, Finn und Joe lachten.
    Wie zur Bestätigung knackte der Baum einmal laut. Die Vögel ließen sich auf Chikas Schultern nieder und

Weitere Kostenlose Bücher