Finsternis über Gan (German Edition)
Adern. Das war eindeutig die Stimme eines Schwarzalbs. Das zischende Geräusch, das sie bis in ihre Träume hineinverfolgte, würden sie überall erkennen. Aufgeregt schauten sie in alle Richtungen und versuchten herauszufinden, von wo aus sie die Stimme ansprach.
»Umbringen, tzzztzzz.«
Pendo deutete mit dem Finger geradeaus, wo der Weg nach links abzweigte. Die vier Gefährten schlichen auf Zehenspitzen vorwärts.
»Umbringen, hähähä, tzzztzzz«, hörten sie die Stimme erneut.
Den Gefährten lief es kalt den Rücken runter. An die Angst, die in einem aufstieg, wenn ein Schwarzalb in der Nähe war, würden sie sich nie gewöhnen. Chika biss sich vor Anspannung auf dieFingerknöchel. Sie war kurz davor, loszuschreien. Je näher sie an die Abzweigung kamen, desto deutlicher setzte sich das blaue Licht vom Fackelschein ab. Sie rechneten jeden Moment damit, dass ein Schwarzalb vor sie springen würde, um ihnen den Weg abzuschneiden. Aber es geschah nichts. Finn trat so dicht wie möglich an die Abzweigung heran und spähte um die Ecke. Er erkannte sofort den Schwarzalb, der mit hängenden Flügeln auf einem Hocker saß. Er schaute mit seinen roten Augen zornig in eine Ecke des Raumes, den Finn nicht einsehen konnte. Der Schwarzalb hatte also gar nicht sie angesprochen, sondern jemanden beschimpft, der sich ebenfalls in dem Raum befand. Erleichtert zog er den Kopf zurück und atmete tief durch. Er schaute zu den anderen und hielt den Daumen hoch. Ein Schwarzalb. Joe spannte schon seinen Bogen und Finn, Pendo und Chika zückten ihre Schwerter. Als sie ihre Waffen anschauten, überfiel sie ein seltsames Gefühl. Mit welcher Selbstverständlichkeit sie ihre Waffen in die Hände nahmen! Zu Hause könnten sie niemandem etwas zuleide tun. Aber hier in Gan, wo ihnen das Böse in Gestalt der Schwarzalben begegnete, war es ihnen mittlerweile selbstverständlich geworden, mit diesen gefährlichen Waffen zu kämpfen.
Finn warf noch einen hastigen Blick um die Ecke. Der Schwarzalb saß immer noch auf seinem Hocker und stierte jemanden an. Mit seinen Fingern zählte Finn: eins, zwei und DREI. Mit einem lauten Schrei sprangen die vier Träger der Amulette in den Raum. In dem Moment, als der Schwarzalb sie erkannte, pustete er das blaue Licht aus und der Raum wurde in Dunkelheit gehüllt. Nur der kärgliche Fackelschein aus den benachbarten Fluren schien etwas hinein. Vor Schreck schrien alle auf. Sie sahen ihren Feind nicht mehr, hörten nur noch sein furchtbares Zischen. Vollkommen unerwartet wurde es in dem Raum ganz hell. Der Schwarzalb schrie auf. In Sekundenschnelle erkannten die vier eine Gefängniszelle, die mit Lichtalben vollgestopft war. Würdevoll standen sie nebeneinander, hatten ihre Arme ausgebreitet und hielten auf ihren geöffneten Handflächen leuchtende Feuerkugeln.
Der Schwarzalb, der sich immer noch am anderen Ende des Raumes befand, hielt sich schützend eine Hand vor die Augen. Das Feuer der Lichtalben bereitete ihm offensichtlich furchtbare Schmerzen. Gleichzeitig griff er mit der anderen Hand nach seiner Lanze, die in einer Ecke neben ihm stand. Gestärkt durch das Feuer der Lichtalben umringten die Gefährten sofort die schwarze Kreatur und richteten ihre Waffen auf sie. So leicht aber gab der Schwarzalb nicht auf. Flink hatte er seine Lanze geschnappt und schlug mit ihr wild um sich. Mit seinen roten Augen stierte er die Gefährten an: »Die Träger der Amulette im Keller der Finsternis. Wen von euch soll ich zuerst töten? Tzzztzzz. Haha.«
»Du wirst hier niemanden töten«, meinte Joe. »Wir sind zu viert. Du bist allein.«
Das aber war dem Schwarzalb gleich. Er zückte seine Lanze und stieß sie kurzerhand in Richtung Chika. Aber noch bevor der Stab seine Hand verlassen hatte, schlug Pendo mit ihrem Schwert dagegen, und er zerbrach in tausend Stücke. Schwarze Splitter rieselten klirrend auf den Boden.
Joe hatte gleichzeitig einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens gespannt und geschossen. Er traf den Finsterling an der Schulter. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ging er zu Boden.
Ein Lichtalb rief: »Tötet das Geschöpf der Finsternis!«
Den Gefährten war klar, dass sie den Schwarzalb umbringen sollten, aber jetzt, wo er vor ihnen auf dem Boden lag, konnten sie einfach nicht. Er war nicht mehr bewaffnet, hatte Schmerzen. Ein noch ungleicherer Kampf als zuvor.
Chika stotterte: »Wir, wir können das nicht.«
»Er wehrt sich ja noch nicht einmal«, rief Finn.
»Gleich nebenan ist noch eine
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