Finsternis über Gan (German Edition)
das sie zutiefst schockierte. Sie liebte dieses Abenteuer wirklich nicht mehr. Im Jahr zuvor waren immer Alon oder Alfrigg in ihrer Nähe gewesen. Aber jetzt? Sie schluckte ihre Angst herunter. Sie hatte ja keine Wahl.
»Die Schwarzalben sind hoffentlich alle auf dem Schlachtfeld«, versuchte Finn sie zu beruhigen, »aber eine Garantie haben wir natürlich nicht. Wir müssen uns gut tarnen und unsere Waffen griffbereit halten.«
Nachdem sie durch den Garten gehuscht und hinter den großen Rhododendron-Busch gekrochen waren, probierte Joe vorsichtig, ob die Tür offen war. Aber sie war verschlossen. Ohne ein Wort zu verlieren, stellten sie sich dicht beieinander im Kreis auf und fassten sich an den Händen.
Pendo dachte sofort an die Erlebnisse des vergangenen Jahres, als sie mit Alfrigg in Untererde durch eine Wand gegangen waren. Auf der anderen Seite hatten sie damals die Schwarzalben erwartet. Da erschien schon die goldene Kugel.
Kapitel 14
Geheime Wege
Kurz darauf standen sie im Kellergewölbe auf der anderen Seite. Niemand war zu sehen. Erleichtert atmeten die vier auf.
Die Fackeln erhellten wieder die Halle, von der vier Gänge in verschiedene Richtungen führten. Diesmal waren alle hell erleuchtet.
Finn studierte den Plan in seiner Hand und deutete dann auf den rechten Gang. »Da müssen wir lang«, flüsterte er.
So leise wie möglich huschten sie den Weg entlang. DieWände waren schmucklos grau. Die Fackeln verbreiteten ein unruhiges Licht, das die Schatten erzittern ließ. Jedes Mal, wenn sie an eine Abzweigung kamen, blieben sie kurz stehen und warteten, bis Finn ihnen den Weg zeigte. Je tiefer sie in den Keller eindrangen, desto mehr schnürte sich ihnen die Kehle zu. Nach einer weiteren Abzweigung sahen sie am Ende des Weges ein blaues Licht. Die Gefährten erinnerten sich sofort an die Laternen der Schwarzalben, die diese im Jahr zuvor in der unterirdischen Welt mit sich herumgetragen hatten. Sie verbreiteten ein kaltes und hässliches Licht und ließen diese vermuten, dass sich ein Schwarzalb in der Nähe befand. Da es keinen anderen Weg gab, schlichen sie so leise wie möglich auf den Raum zu. Finn linste hinein. Der Raum war leer. Statt der sonst üblichen Fackeln hingen die Laternen mit dem blauen Licht an den Wänden. Er winkte den anderen zu, damit sie ihm folgten. Als sie alle den Raum betreten hatten, stubste ihn Pendo in die Seite. Sie zeigte auf eine Ecke des Raumes, wo eine der Laternen auf einer schwarzen Steinplatte stand. Ein Grab. Alles in dem Raum fühlte sich finster und kalt an. Der modrige Geruch verursachte Brechreiz, aber die Neugierde der Gefährten war geweckt. Sie traten näher heran, bis sie die scharlachrote Inschrift lesen konnten.
Hier ruht
HARAH
Der größte Schwarzalb aller Zeiten
Die Finsternis aus der Tiefe war seine Kraft
Vollkommen verblüfft starrten die vier auf die Worte.
Chika hauchte: »Harah ist tot?«
»Ich habe immer gedacht, er würde noch mal auftauchen«, sagte Pendo tonlos und schüttelte ihren Kopf. »Als großer Hintermann von Thainavel oder so.« Das Schweigen der anderen deutete sie als Bestätigung. Sie alle hatten mit einer Rückkehr des Schwarzalbenführers gerechnet, der mal ein strahlender Lichtalb gewesen war.
»Vermutlich hat ihn der Pfeil, der ihn kurz vor seinem Verschwinden getroffen hat, doch tödlich verletzt«, flüsterte Joe.
»Aber warum sagte er dann, er würde wiederkommen? Ich verstehe das nicht«, fragte Chika.
Pendo grinste. »Da hat er sich wohl zu früh gefreut.«
»Ist doch egal«, wehrte Joe die Grübelei ab. »Tot ist er mir allemal lieber.«
»Allerdings«, lachte Finn, »lasst uns weitergehen. Vermutlich ist das hier der gefährlichste Ort im ganzen Keller.«
»Außerdem ist es hier richtig gruselig«, stimmte ihm Pendo zu.
Hastig verließen sie den Raum. Die Fackeln im angrenzenden Gang erschienen ihnen nun fast wohlig warm, nachdem sie eine Weile im kalten Licht von Harahs Grabkammer verbracht hatten. Obwohl sie einen gefährlichen Weg vor sich hatten, kreisten ihre Gedanken ununterbrochen um die Frage, was diese Entdeckung für sie bedeutete.
Schneller, als ihnen lieb war, wurden sie wieder aus ihren Gedanken gerissen. Finn hatte ein Geräusch gehört und brachte mit einer Handbewegung seine Gefährten zum Stehen.
»Tzzztzzz, ihr seid ja so ekelhaft. Ich kann euch nicht ausstehen. Wie gerne würde ich euch auf der Stelle umbringen. Tzzztzzz.«
Pendo, Chika, Joe und Finn gefror das Blut in den
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