Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Majestät.«
Jeden Abend spielte Carroways Musikantengruppe zum Essen auf. In den zwei Wochen, seit Tris mit den Truppen fort war, hatte sich kein Konzert wiederholt und Kiara war von der Fähigkeit der Musiker ebenso beeindruckt wie von der offen zur Schau gestellten Freundschaft zwischen ihnen. Sie sah fasziniert zu, wie Macaria Flöte spielte. Sie erinnerte sich an Carroways hohes Lob über Macaria und dachte, dass sein offensichtliches und unerwidertes Interesse an ihr die Sache nur spannender machte. Aber als Macaria eine trällernde Volksweise spielte, konnte Kiara die magischen Vibrationen in der Luft spüren. Die Temperatur im Raum fiel; Macarias Musik zog die Geister von Shekerishet an. Viele von ihnen konnten sich jetzt auch sichtbar machen. Kiara warf einen Blick auf Seanna, die lächelte und sich im Takt der Musik wiegte.
»Es ist wunderbar, wie die Musik die Laune hebt, nicht wahr?«, fragte Malae.
»Ja, unbedingt.« Kiara besaß gerade genug Magie, um den Zauber von Macarias Kunst zu spüren. So schön das Lied auch war, es war mehr als nur die Melodie, die die Zuschauer verzauberte. Macarias Spiel schien die Laune aller zu verbessern. Zuerst hatte sie wirklich geglaubt, das läge nur an der Virtuosität des Mädchens. Doch jetzt war sie sicher, es war Magie. Carroway kennt die Macht ihres Spiels. Der Gute. Er schickt sie nicht zufällig des Abends zu mir, um für mich zu spielen. Als Macaria endete, winkte Carroway sie zu sich und den anderen.
»Dein Spiel ist wunderbar«, sagte Kiara, als Macaria sich setzte.
»Danke, m’Lady.«
»Du verwendest Magie, nicht wahr? Stimmungsmagie.«
»Die Magie war schon immer da. Meine Großmutter gab mir eine Blechflöte, als ich klein war. Ich war das jüngste von zehn Kindern und so merkte keiner, wenn ich stundenlang im Wald verschwand und spielte. Ich erinnere mich nicht an den Tag, an dem ich merkte, dass meine Musik die Geister anzog. Sie verzaubert auch Tiere, wenn auch weniger stark. Ich habe das an einem Tag entdeckt, an dem ich einem Wolf gegenüberstand! Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und ich hatte Angst, und so spielte ich einfach weiter. Ich spielte ein langsames Lied und er setzte sich nur hin und sah mich an, bis ich fertig war.«
»Also kann die Magie die Stimmung deiner Zuhörer beeinflussen?«
»Ich kann die Laune der Menschen nicht bestimmen – und es wäre auch nicht richtig, wenn ich es täte. Aber ich kann gute Laune fördern und eine schlechte verbessern, wenn es sein muss.« Sie lächelte. »Es funktioniert am besten bei Zuhörern, die nicht darüber nachdenken. Wenn man es erst einmal weiß, kann man sich der Wirkung entziehen. Allerdings merken die meisten es nicht. Sie wissen nur, dass sie die Musik wirklich mochten, und sie sind großzügiger mit den Münzen in meinem Hut!«
Carroway lachte. »Kannst du glauben, dass jemand mit ihrer Gabe in den Straßen spielte? Ich habe sie zur Königin gebracht, sobald ich sie gefunden hatte.«
»Carroway war mein Gönner. Ich werde immer dankbar dafür sein.« Kiara bemerkte, dass Carroway bei Macarias Worten den Blick abwandte und ein Schatten über sein Gesicht huschte. Da ist noch etwas anderes. Etwas hält sie voneinander fern. Aber was?
»Ihr esst gar nichts, meine Liebe.« Lady Eadoin sah missbilligend auf den Teller mit den Speisen, in denen Kiara nur herumgestochert hatte.
Kiara seufzte. »Ich fühle mich nicht sehr gut.«
»Das war zu erwarten. Das geht vorbei.« Lady Eadoin griff in ihre kleine, reich verzierte Tasche an ihrem Gürtel und zog einen kleinen Samtbeutel heraus. »Ein Geschenk, wenn es meiner Königin gefällt.«
Kiara öffnete den Beutel. Eine polierte Achatscheibe kam zum Vorschein, die mit einem kunstvollen Knoten an einem Lederband befestigt war.
»Ein Amulett, Mylady, für eine sichere Geburt«, sagte Eadoin. »Das Kind, das Ihr tragt, wird in diesem und im nächsten Reich Aufmerksamkeit erregen. Ein königlicher Erbe – und der Erbe der Macht eines Seelenrufers. Ihr müsst vorsichtig sein. Der Achat ist ein Schutz gegen eine schwere Geburt. Der Knoten schützt vor der Aufmerksamkeit dunkler Geister.« Cerise nahm das Halsband vorsichtig und band den Talisman um Kiaras Hals.
»Eure Mutter glaubte, ihr Amulett habe Eure problemlose Geburt erst möglich gemacht«, sagte Eadoin. »Ich wäre eine schlechte Freundin und würde ihrer nicht gut gedenken, wenn ich nicht nach Euch sehen würde.«
»Danke. Von uns beiden.«
»Ich habe gehört, dass eine
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