Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
langer Zeit bekannt war. Die Gäste mochten glauben, dass Kiara die Kreatur nachsichtig stimmen wollte, indem sie ihr die ersten Bissen ihrer Mahlzeit zusteckte, aber Jae war ihr Vorkoster, denn er war mit dem empfindlichen Geruchssinn der Gyregons für Gifte begabt. Bis jetzt war Jae zufrieden gewesen, die Bissen, die sie ihm zugesteckt hatte, herunterzuschlingen. Um sie herum waren die Tische zum Fest reich gedeckt. Platten mit gebratenem Wild, ein ganzer Eber und würzige Fleischpasteten boten reichlich Fleisch für alle. Diener standen bereit, um die Kelche mit dunklem Met und gewürztem Wein zu füllen, andere brachten Eiercremes herbei und reichhaltige Puddings, die besonders bei diesem Fest gereicht wurden.
Kiara legte eine Hand auf Allys Arm. »Wo sind die Vayash Moru? Ich sehe Mikhail nicht.«
»Ich habe gehört, dass viele Vayash Moru dachten, es sei das Beste, den Hof zu verlassen, als Tris in den Krieg ging. Nach allem, was der Thronräuber ihrer Art angetan hatte, waren sie sich nicht sicher, ob die Menschen sie ohne König Martris willkommen heißen würden.«
»Das ist lächerlich. Mikhail weiß, dass er hier willkommen ist.«
Eadoin beugte sich vor. »Ich bin sicher, das weiß er, m’Lady. Vielleicht wollen er und die anderen Vayash Moru Euch nicht in eine seltsame Situation bringen, da Ihr noch neu am Hofe seid. Jared hat die Furcht vor den Vayash Moru nicht erfunden – er hat den Leuten nur die Erlaubnis gegeben, so zu handeln, wie sie in ihren Herzen bereits dachten. Und so traurig das für die ist, die die Untoten fürchten, durch König Martris’ Unterstützung ist diese Angst nicht geschwunden – es wurde nur unpopulär, sie laut auszusprechen.«
»Dann bin ich doppelt dankbar, dass Mikhail hierbleibt.«
Ein Fanfarenstoß beendete die Unterhaltung. »Das ist Euer Zeichen«, sagte Eadoin mit einem kurzen Blick auf Kiara.
Kiara glättete ihre Röcke, bereit für ihren formellen Teil des Programms. »Geehrte Gäste, willkommen zu unserem Festmahl«, sagte sie mit klarer, fester Stimme. Es war der erste offizielle Auftritt seit der Hochzeit und viele im Publikum versuchten, einen Blick auf ihre neue Königin zu erhaschen. »In dieser Nacht danken wir der Mutter mit dem Kinde für die Regierung von König Martris und wir bitten um den Segen der Lady für den König in der Schlacht und für Margolans Erben«, sagte sie und legte zur Betonung die Hand auf ihren Bauch.
Ein Murmeln ging durch die Menge, das zu Jubelrufen für den König anschwoll. Kiara wartete, bis die Rufe abgeebbt waren, bevor sie fortfuhr. »Es ist an der Zeit, der Mutter mit dem Kinde ein Opfer zu bringen, sodass Margolan im Jahr, das kommt, aufblühen und gedeihen möge.«
Crevan erschien an ihrer Seite. Er hielt eine silberne Platte. Darauf stand eine kleine Schüssel Eiercreme mit einer Flasche Port und einem frisch gebackenen Brotlaib als Gabe für die Lady. Er ging neben ihr her, als Kiara vom Podest herunterstieg. Die Glöckchen an ihren Handgelenken und Knöcheln klingelten leise, als sie sich bewegte. Als sie die beiden großen Statuen der Patronessen-Aspekte Margolans erreichte, nahm Kiara das Schüsselchen vom Tablett und stellte es vor die Statue des Kindes. »Geehrtes Kind, segne die Menschen und die Herden Margolans. Mögen unsere Kinder und unsere Viehherden gedeihen.«
Sie nahm den Brotlaib und die Karaffe mit dem Port und verbeugte sich vor der Mutterstatue. »Weise Mutter, nimm unsere Gabe an. Bring Wasser für unsere Felder und unser Volk, auf dass wir gesunde Ernten haben.«
Nachdem die Formalitäten beendet waren, schlugen die Musikanten eine lebhafte Melodie an und die Paare auf der Tanzfläche drehten in den beliebtesten Tänzen des Hofs Runde um Runde. Kiara war dankbar, dass von ihr nicht erwartet wurde, sich unter die Tanzenden zu mischen. So sehr sie es liebte, zu tanzen, sie bezweifelte, dass sie ihr Abendessen würde bei sich behalten können, wenn sie so durch die Schrittfolgen wirbelte. Davon abgesehen wäre es unziemlich gewesen, in des Königs Abwesenheit zu tanzen.
Die Festlichkeiten setzten sich die ganze Nacht hindurch fort. Als die Glocken des Hofturms die Stunde vor der Morgendämmerung anschlugen, führten Kiara, Eadoin und Ally die Gäste in den Hof, wo eine Parade von kostümierten Zechern und noch mehr gewürzter Wein auf sie warteten. Zwei Bedienstete öffneten die großen Türflügel, damit die Menge in das große Foyer strömen konnte.
In der Mitte des Bodens lag die
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