Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
den Mob zurückzuhalten«, meinte Crevan hinter ihr.
»Überlasst das mir.« Harrtuck trat vor. »Mikhail hat geholfen, Tris Drayke wieder auf den Thron zu setzen. Ich werde ihn nicht dem Pöbel überlassen.«
»Wie wollt Ihr ihn festhalten – und die Menge von ihm fernhalten?«
»Wenn ich fliehen wollte, dann wäre ich jetzt schon weg«, bemerkte Mikhail trocken aus der Reihe seiner Wärter.
»Meine Männer werden mit jedem Mob fertig. Was den Arrest angeht …«
»Da gibt es eine Zelle für Vayash Moru in den Verliesen«, meinte Mikhail. »Drei Mauern aus festem Fels, und eine Eisentür, eine Handbreit dick, die mit Pfählen in den Fels eingelassen ist. Keine Fenster. Eine schmale Öffnung auf den Korridor für die Mahlzeiten. Man kann nicht ausbrechen.«
»Und würdet Ihr Euch bereit erklären, dort festgehalten zu werden, bis der König wiederkommt?«, fragte Crevan.
»Ich würde es lieber mit dem König versuchen als mit einem Tribunal. Ich kann warten.« Mikhail verbeugte sich tief vor Kiara. »Ich danke Euch, Eure Majestät.«
Kiara schwankte zwischen Hoffnungslosigkeit und Wut, als die Soldaten Mikhail wegbrachten. Ally legte eine Hand auf ihren Arm. Aus der Menge, die sich um den Eingang zum Schloss versammelt hatte, waren betrunkene Stimmen zu hören. Soldaten verscheuchten die randalierenden Feiernden und schickten die Krakeeler fort.
»Kommt, m’Lady. Ihr habt getan, was Ihr konntet.«
Kiara ließ zu, dass Ally sie die Treppen hinauf in ihre Gemächer führte. Sie waren kaum angekommen, als es schon wieder an der Tür klopfte und Macarias Stimme durch die Tür klang. »Meine Königin?«
»Komm herein.«
Macaria schlüpfte herein. »Wir haben gesehen, was passiert ist. Carroway hat uns in den Hof geschickt, um zu tun, was wir konnten, um die Menge zu beruhigen.« Sie zog eine Grimasse. »Wir waren nur teilweise erfolgreich.«
Kiara begann, unruhig auf und ab zu gehen. Ally machte Tee für sie alle und Cerise kam im Nachthemd zur Tür herein und hörte mit einem Gesichtsausdruck wachsenden Schreckens zu, was Ally über die Morde im Schloss zu berichten hatte. »Ich weiß, dass Mikhail das nicht getan hat«, sagte Kiara.
»Carroway bat mich, Euch zu sagen, dass er nach Mikhail sieht«, meinte Macaria. »Verdammt, ich wünschte, dieser Tee wäre Brandy, nach allem, was heute Nacht passiert ist!«
»Ich wünschte, Zachar wäre hier.« Kiara schauderte trotz der Feuerwärme. »Crevan ist völlig überfordert. Er ist erst hier, seit neue Diener im Schloss angestellt wurden. Tris sagte, Crevan hat den Krieg in Isencroft abgewartet und ist erst zurückgekommen, nachdem es wieder sicher war. Zachar würde wissen, was zu tun ist.«
»Denkt nicht mehr darüber nach«, schlug Ally vor. »Heute Nacht können wir nichts mehr tun. Seht – die Wachen haben die Geschenke hierhergebracht. Lasst sie uns ansehen. Auch wenn Ihr nicht neugierig seid, ich bin es!«
»Ja, kommt.« Macaria und Cerise gingen mit Kiara und Ally zum Tisch hinüber, der sich unter der Last der Geschenke bog. Genau wie Ally gesagt hatte, waren viele der Gaben Talismane und Amulette in einer beeindruckenden Vielfalt von Formen und unterschiedlich kostbaren Ausführungen. Kiara sah die Juwelen an, ohne eine einzige davon zu berühren. Ihre Hand schloss sich um den Talisman aus margolanischem Gold, den sie um den Hals trug und der zu Ehren der Lady mit zwei großen Perlen, einer weißen und einer schwarzen, verziert war. Es war ein Geschenk von Tris, das er hiergelassen und das sie heute Morgen geöffnet hatte, und Kiara berührte es in der Hoffnung, so wenigstens einen Hauch seiner Präsenz spüren zu können. Sie wollte das Amulett nachts unter ihr Kissen legen, damit es die Schatten fernhielt, die immer wieder durch ihre Träume geisterten.
»Ich weiß, dass eine Schwester hier war, als die Geschenke geöffnet wurden, aber ich werde nichts anfassen und nichts tragen, bis Tris wieder da ist«, meinte Kiara. »Ich habe meinen Teil verzauberter Gegenstände gehabt.«
Aber noch andere prächtige Gegenstände lagen auf dem Tisch. Kleidung und Babydecken, gewebt aus fein gesponnener Wolle. Rasseln und Beißringe aus Silber und Elfenbein. Ein Paar winziger Ohrringe, passend sowohl für ein Mädchen als auch einen Jungen. Eine Decke aus Satin mit einem exquisit gestickten Wappen. Kiara hob die Decke, um einen genaueren Blick auf eine kleine Schachtel darunter zu werfen. Darin war ein zusammengefaltetes Kleidungsstück und eine kleine
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