Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
bin nicht gewohnt, das so öffentlich zu tun – wir haben das in Isencroft etwas privater gemacht.«
Macaria ließ ein undamenhaftes Schnauben hören. »Macht Ihr Witze? Das ist Teil der Festlichkeiten. Jeder will sehen, was die anderen dem König und der Königin geschenkt haben. Ihr seid schwanger und es ist das Fest von Mutter und Kind hier in Margolan, deshalb werdet Ihr wohl alles Mögliche für das Kind bekommen – immerhin ist es der Erbe. Geschenke sind für die Adligen eine Art Sport. Und weil die besonderen Geschenke für die Wintersonnenwende Amulette und Talismane sind, werden die Juweliere und Silberschmiede sicher mit Auskünften darüber beschäftigt sein, was wohl die Königin von Lord Soundso bekommen hat. Carroway kann uns vielleicht mehr darüber sagen, wenn wir hereingehen«, sagte Macaria mit einem Blick über den Hof. »Sieht aus, als wären die Barden bereits gegangen. Was bedeutet, dass ich gleich werde spielen müssen. Ich sehe Euch beim Bankett.«
Am Abend erglänzte der Ballsaal in Shekerishet in hellem Licht. Kerzenhalter aus Kristall schickten bunte Lichtstrahlen über den Tanzboden. Kronleuchter füllten die Luft mit dem Duft von Gärten, die dem Kinde heilig waren. In leuchtend bunte Seide gekleidete Tänzer wirbelten Wimpel hoch in die Luft und ihre mit Glöckchen behangenen Armbänder und Knöchel mischten ihr Klingeln mit dem Rhythmus der Musik. Draußen im Hof warfen kunstvoll geschnittene Zinnlaternen Zeichen und Sigille in den Schnee, magische Zeichen, die sich bewegten und glühten. Prismen und Glöckchen hingen von jedem Baum und jeder Tür und Feuer erhellten die Nacht. Die, die nicht am Bankett an diesem Abend teilnahmen, konnten ihren Appetit in den zahlreichen Garküchen im Hof stillen, die Brot, Würstchen, kandierte Früchte und Bier verkauften.
Ally beugte sich zu Kiara herüber. »Einen skrivven für Eure Gedanken.«
Im Saal spielten die Musikanten zur Freude der Gäste lebhafte Melodien. Macaria spielte ebenfalls und Kiara wusste mit einem Mal, dass der plötzliche kühle Luftzug nicht der Kälte draußen geschuldet war. Als Macaria ihre Laute schlug, kamen die Geister von Shekerishet näher, hörten zu, wie das Mädchen sie mit der Melodie verzauberte, und übertrugen ihre Stimmung auf die Festgäste. Am anderen Ende des Raums konnte Kiara Carroway sehen. Er sah Macaria mit unverhohlener Bewunderung an.
»Er ist völlig hingerissen von ihr – und sie scheint das nie zu bemerken.«
Ally lachte leise. »Oh, sie bemerkt das schon. Und das tut sie wahrscheinlich, weil sie weiß, dass Ihr sowohl mit der Königin als auch mit Carroway eng befreundet seid. Sie ist davon überzeugt, dass sie keine Chance bei ihm hat.«
»Aber er ist ernsthaft in sie verliebt.«
»Macaria ist nicht aus einer vornehmen Familie. Sie hat sich ihre Position bei Hof durch die Magie ihrer Musik verdient. Carroway hat sie gefunden, als sie ihren Lebensunterhalt in den Wirtshäusern verdiente, und hat sie in den Palast gebracht. Auch wenn er nur ungefähr ein Jahr älter ist als sie, war er ihr Mentor. Carroway ist der beste Freund des Königs, der Meisterbarde Margolans und ein Held der Revolution.«
»Letztes Jahr auf der Straße, als wir in Westmark waren, muss Carroway ungefähr ein Dutzend Lieder für sie geschrieben haben.«
»Und Ihr habt beschlossen, die Kupplerin zu spielen?«
»Wie glaubt Ihr, kamen Jonmarc und Carina zusammen? Berry und ich haben eine Menge dafür tun müssen.« Kiara warf Ally einen Seitenblick zu. »Ihr und Soterius braucht ja sicher keine Hilfe.«
Ally lachte. »Wir werden sehen.«
Macaria beendete ihr Stück mit donnerndem Applaus und verbeugte sich. Sie knickste in Kiaras Richtung und ging dann mit den anderen Musikanten aus dem Raum. In diesem Moment kam Lady Eadoin auf Kiara zu.
»Tante Eadoin – ich dachte schon, Ihr würdet nicht kommen«, sagte Ally und stand auf. Eadoin gab ihr einen Kuss auf die Wange und knickste vor Kiara. »Eure Majestät«, sagte sie. »Ihr seht wohl aus heute Abend.«
Kiara lächelte, als die ältliche Matrone Platz nahm. »Dank Cerise. Sie hat meinen Magen so beruhigen können, dass ich ein paar Bissen bei mir behalten kann, damit es alle sehen können.«
»Euer Gyregon wird dankbar für die Reste sein, da bin ich sicher«, sagte Eadoin und sah nachsichtig auf Jae. Auch wenn die anderen am Hof den kleinen Gyregon als Haustier sahen, heute spielte Jae die Rolle, für die seine Art bei den Königen der Ostmark schon seit
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