Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Phiole mit Öl. Ein ungewöhnlicher, scharfer Geruch strömte aus der Phiole.
Ally nahm ihre Hand. »Nicht anfassen. Wer würde so etwas Ekelhaftes wohl verschenken!«
Macaria spähte in die Schachtel und wurde blass. »Süße Mutter mit dem Kind«, murmelte sie und schlug das Zeichen der Lady. Sie wühlte in den Geschenken herum. »Ich finde keine Karte.«
»Was ist denn?«, fragte Cerise.
»Begräbnisöl«, sagte Ally. »Das Tuch ist ein Leichentuch«, flüsterte sie. »Für ein Baby.«
Kiara spürte, wie ihr das Blut in den Adern stockte. »Warum? Warum sollte jemand so etwas tun?«
»Dieses Geschenk sollte eine Nachricht sein.« Unter dem Ärger in Allys Stimme konnte Kiara etwas hören, das so hart war wie Stahl. »Euer Baby wird die Zukunft der Winterkönigreiche neu formen. Jeder Adlige wird entweder gewinnen oder verlieren. Wenn wir herausfinden, wer das geschickt hat und wie es in den Palast kam, werden wir vielleicht auch Malaes Mörder finden.«
»Wir werden nichts darüber verlautbaren lassen«, sagte Kiara. »Wer auch immer mir das geschenkt hat, er ist da draußen und sieht uns zu. Er will sehen, wie ich reagiere.« Ich bin vor noch keiner Schlacht geflohen und ich werde auch vor dieser nicht fliehen. Aber süße Chenne! Es wird nicht lange dauern, bis ich nicht mehr kämpfen kann, um mich zu schützen – oder mein Baby. Was dann?
Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufschrecken. Cerise verschwand in ihrem Raum und Ally ging vorsichtig, um die Tür zu öffnen. Zu ihrer Überraschung stand Carroway in der Tür. »M’Lady, wichtige Neuigkeiten.«
Kiara winkte ihn herein. Carroways Haar war windzerzaust und er sah angestrengt aus. »Paiva hat mich gerade gefunden. Sie kam aus einem Wirtshaus in der Stadt. Es gibt einen Aufstand in den Grenzlanden. Jared hat ihre Felder verbrannt und jetzt ist das Korn aufgebraucht, das Tris geschickt hatte. Die Menschen sind hungrig und versuchen, Nachschubwagen zu überfallen.«
Kiara schloss die Augen. »Was sollen wir tun?«
Sie hatte Carroway noch nie so aufgeregt gesehen. »Ich habe Crevan und Harrtuck belauscht … das halbe Schloss hat sie gehört, so laut hat Harrtuck gebrüllt. Crevan hat Harrtuck befohlen, ein Bataillon Soldaten hinaus in die Grenzlande zu bringen, um den Aufstand niederzuschlagen. Harrtuck sagte ihm, dass Tris ihm befohlen habe, hierzubleiben, um dich zu bewachen. Crevan drohte ihm mit Insubordination und wollte ihn als Hauptmann der Wachen ablösen lassen.«
»Was bedeutet, dass Harrtuck einen Wochenritt von hier weg sein wird – wer weiß für wie lange«, fügte Macaria hinzu. »Und damit ist er nicht in Kiaras Nähe.«
»Und jemand anders wird Mikhail bewachen«, sagte Carroway. Seine langen Finger trommelten auf seine verschränkten Arme. Sein Körper war angespannt vor Wut.
Kiara sank auf einen Stuhl. »Wer weiß schon, wie lange die Belagerung dauern wird? Es kann Monate dauern, bis wir beweisen können, dass Mikhail unschuldig ist.«
»Harrtuck könnte Monate damit verbringen, die Aufrührer durch die Grenzlande zu scheuchen«, meinte Carroway. »Die Loyalität dauert eben nur so lange, wie das Essen reicht.«
Ally sah von Kiara zu den anderen. »In den nächsten Stunden wird nichts entschieden werden. Wir sind die ganze Nacht wach gewesen. Lasst uns schlafen gehen. Macaria und ich können bei Kiara bleiben.« Sie sah zu Carroway hinüber. »Falls Ihr noch irgendetwas vom Hofklatsch hört, lasst es uns wissen.«
Carroway nickte und ging zur Tür. »Es tut mir leid, Kiara. Ich bin wohl nicht sehr gut darin, mein Versprechen Tris gegenüber zu halten.«
Kiara brachte ein müdes Lächeln zustande. »Ich glaube nicht, dass Tris je etwas wie heute Nacht erwartet hat. Er wird froh sein müssen, wenn wir bei seiner Rückkehr alle noch leben.«
KAPITEL 24
A ls die Dunkelheit hereinbrach, versammelte Tris die Magier in seinem Zelt. Soterius stand schweigend in der Tür, als Teilnehmer an dem Treffen und als Wache. Coalan kümmerte sich um die Gäste und versuchte dann, sich selbst so unscheinbar wie möglich zu machen.
»Wir haben schon angefangen«, fuhr Fallon fort. »Latt hat alle Fliegen, Wanzen und Ratten gerufen, die sie finden konnte, und hat sie in die ummauerte Stadt geschickt. Das sollte es ihnen unbehaglich machen.«
»Ihre Wasserquelle ist magisch geschützt«, fügte Latt hinzu. »Es ist also nicht möglich, ihr Wasser faulen zu lassen. Wir haben Schutzzauber für uns selbst um die nächste Quelle mit frischem
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