Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Wasser gelegt und ich arbeite mit Vira daran, eine noch näher gelegene Quelle zu reinigen, die von Curanes Leuten mit Tierleichen verseucht wurde.« Auf ihrem Gesicht zeigte sich Ekel. »Das dauert seine Zeit.«
»Ich schicke unregelmäßig starke Böen gegen die Befestigungsmauern«, sagte Ana mit einem schlauen Lächeln. »Böen, die so stark sind, dass sie einen Mann umwehen können. Man kann nicht sagen, wann sie zuschlagen, und ich habe schon ein paar ihrer Soldaten von den Zinnen fallen sehen. Bisher haben ihre Magier nichts dagegen unternehmen können – wir werden sehen, wie lange sie dafür brauchen.«
»Wenn du es möchtest, dann werde ich für dich wahrsagen«, meinte Beyral. »Und Runensteine werfen, um die Omen zu erkennen.«
»Tu das.«
Coalan rannte los, um ein Becken mit Wasser zu füllen. Als das Wasser sich beruhigte, schloss Beyral ihre Augen, streckte ihre rechte Hand aus und hielt sie mit gespreizten Fingern direkt über die Wasseroberfläche. Tris konnte die Macht spüren, aber die Bilder nicht lesen.
Als Beyral das Wasser erzittern sah, wurde ihr Gesichtsausdruck düster. »Die Belagerung wird nicht kurz sein. Viel Blut. Dunkelheit. So viele Tote.« Das Wasser bewegte sich wieder und Beyral keuchte auf. »Gefahr hinter den Toren.« Die Trance brach ab und Beyral sah mit großen Augen auf. »Lasst mich noch die Runensteine werfen. Manchmal werden die Bilder deutlicher, wenn die Runen dazu sprechen.«
Aus einem Beutel an ihrem Gürtel zog Beyral eine Hand voll polierter Knochen- und Elfenbeinstücke. Sie waren rechteckig, ungefähr fingerlang, glatt und abgegriffen. In jedes Stück war eine Rune eingraviert, die vor Magie verschwamm und vibrierte. Beyral barg die Runensteine sorgfältig und mit hohem Respekt in ihrer hohlen Hand. Sie schloss die andere Hand darüber und hob sie zu ihrem Mund. Viermal murmelte sie eine Beschwörung und atmete auf ihre verschränkten Hände. Und dann, mit einer letzten Bitte an die Lady, öffnete sie die Hände über dem Tisch und ließ die Runensteine fallen.
Vier der acht Stücke landeten mit der eingravierten Rune nach oben. Beyral betrachtete sorgfältig die Lage der Steine und sprach leise mit sich selbst, während sie um den Tisch herumging. Endlich richtete sie sich auf.
»Die Runen sprechen. Nur die Knochensteine zeigen ihre Runen – das Elfenbein schweigt«, sagte sie und wies auf die Stücke, die mit dem Gesicht nach unten lagen. »Ein Zeichen von Gefahr. Die sprechenden Stücke liegen in gegenüberliegenden Vierteln eines Kreises – die dunklen Gesichter der Lady. Ti s e l, die erste Rune, steht für den Betrug. Athira die Hure ist der Aspekt. Allianzen, die in Konflikt geraten. Alte Schwüre werden gebrochen. Katen , die zweite Rune, ist die Rune des Lebens. Sie steht für die Dunkle Lady. Diese Sache wird an den Orten zwischen Leben und Tod geregelt, wo die Geister und die Dunkelheit hausen. Katen steuert die Nachfolge. Die Rune fiel auf die Seite – selbst sie kann nicht sagen, was vor uns liegt.
Aneh , die dritte Rune, steht für die Formlose. Das Chaos wird herrschen. Zyhm ist die vierte Rune – ineinander verwobenes Schicksal. Sie steht für die Vettel. Sie liegt Aneh gegenüber. Diese beiden Kräfte stehen im Krieg. Zyhm verbindet, Aneh zerreißt. Schicksale verbinden sich miteinander – und werden getrennt. Aber wessen, das sagen sie nicht.«
Beyral sah auf. »Es tut mir leid. Die Zeichen sind dunkel und das Gesicht ist unklar. Ich habe nicht mehr.«
»Danke«, sagte Tris.
»Ich werde Sigille rund um das Lager legen«, sagte Beyral. »Sie werden mich warnen, wenn die Begrenzung überschritten wird, auch wenn sie keinen Angriff abhalten können.«
»Ich habe Schutzzauber über unsere Lebensmittellager gelegt«, sagte Latt. »Einen großen Schutz kann ich nicht lange halten, aber kleinere schon sehr viel besser.«
»Und ich habe die Winde über unserem Lager geändert«, fügte Ana hinzu. »Für die Vayash Moru ist es so eine Herausforderung zu fliegen, aber andererseits werden Curanes Magier auch ihre Schwierigkeiten haben, ihre Pfeile magisch weiter fliegen zu lassen. Über unseren Köpfen, wo wir es nicht fühlen, kommen die Winde südlich. Alles, was man in die Luft schickt – Pfeile oder die Pest –, wird über uns hinwegwehen und erst weit entfernt zu Boden kommen.«
»Könnt ihr uns sagen, wie Lochlanimar verteidigt wird?«, fragte Soterius.
Fallon nickte. »Curanes Magier haben starke Zaubersprüche, die die
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