Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
dann sind wir es auch wieder nicht.« Er nippte am Brandy. »Beyrals Runen waren nicht sehr beruhigend. Ich weiß, dass Kiara gut beschützt wird, aber ich habe Angst um sie. Je eher wir wieder in Shekerishet sind, desto glücklicher werde ich sein.«
Soterius nahm sein eigenes Brandyglas und hob es. »Auf deinen Geburtstag – und auf das schnelle Ende der Belagerung.«
Tris hob sein Glas. »Auf die Heimat.«
Bei Sonnenuntergang stand Tris mit seinem Pferd auf einer Erhebung und sah über die Ebene auf Lochlanimar.
Hinter ihm warteten auf einer Plattform, die hoch genug war, um über das gesamte Schlachtfeld zu sehen, die Magier.
Jetzt. Tris schickte das Wort an die Magier, als Soterius den Vayash Moru das Signal gab. Dunkle Gestalten, beinahe unsichtbar in den Schatten, die den Mond bedeckten, schossen auf Lochlanimar herab. Tris lieh seine Macht den Magiern. All die Monate, in denen er in Shekerishet die Überreste von Arontalas Blutmagie bekämpft hatte, hatten ihm mehr Übung im Brechen dunkler Zaubersprüche verschafft, als er jemals hatte bekommen wollen. Jetzt verband er seine Magie mit der der Zauberer und sie schickten einen Energieblitz gegen die ummauerte Zuflucht. Tris murmelte verschiedene Beschwörungen, um Curanes Schutzzauber zu brechen.
Er hob seine Hände, die Augen geschlossen und ganz auf sein Ziel konzentriert. Er konnte fühlen, wie sich die Macht Fallons und ihrer Magier mit der seinen vereinte, und spürte, wie sich die Blutmagie in der Festung erhob, um Widerstand zu leisten. Er lächelte, als er den dunklen Zauber erkannte. Arontala hatte etwas Ähnliches benutzt. Aber weder Arontala noch Curane hatten erwartet, dass die Tagebücher des Obsidiankönigs in Tris’ Hände gefallen waren. In diesen verbotenen Büchern hatte er die Schwäche der dunklen Magier entdeckt.
»Wir sind drin.«
»Los!« Soterius und Palinn sammelten ihre sterblichen Truppen und bewegten sich schweigend über die schneebedeckte Ebene, sie waren ganz in Schwarz gehüllt. Tris konzentrierte sich ganz auf das Wirken und sprach die Worte der Macht. Die Blutmagie wehrte sich, aber als er die Gegenzauber intonierte, spürte er, wie Curanes Bannsprüche, einer nach dem anderen, zerrissen. Als Erstes fielen die Schutzzauber gegen die Vayash Moru.
Fallon und ihre Magier zogen Kraft aus dem Strom, um einen machtvollen Furchtzauber gegen die Festung zu schleudern. Er würde die Vayash Moru und auch Tris’ eigene Truppen nicht beeinträchtigen. Aber die Menschen in Lochlanimar würden von Furcht befallen werden und glauben, ihre eigenen Albträume seien wahr geworden, bis die Magier dort den Zauber kontern konnten. Als er alles getan hatte, was er konnte, um die Blutmagie abzuwehren, ging Tris zu den Ebenen der Geister hinüber. Er dehnte seine Macht entlang der grauen Pfade aus. Die Nekropole unter Lochlanimar war sehr alt. Viele der Geister würden schon lange zur Ruhe gegangen sein, das wusste Tris. Aber unter all den lange toten Knochen fühlte Tris, wie etwas auf seine Rufe antwortete. Graue Gestalten sammelten sich vor ihm auf den Ebenen der Geister. Mehr als zweihundert Geister, die in die Rüstungen eines lang vergangenen Jahrhunderts gekleidet waren, standen auf seinen Ruf hin auf.
»Wisst ihr, was Curane getan hat?«
»Das wissen wir.«
»Werdet ihr gegen ihn kämpfen?«
»Aye.«
Die Geister standen aus ihrer langen Ruhe auf und begannen, sich wie ein grauer Sturm aus ihren Grüften zu erheben. Tris spürte ihren Zorn wachsen. Curane hat uns betrogen. Er wandte Blutmagie gegen uns an. Unloyal. Unloyal. Mit den Geistern verbunden zu bleiben, war gefährlich. Tris musste nicht daran erinnert werden, was seinerzeit im Ruune Videya-Wald passiert war. Aber die Gelegenheit, ihren Schlag zu führen und durch ihre Augen zu sehen war zu verführerisch, um sie zu verpassen, ungeachtet der Gefahr. Und so ließ Tris sich mit den Geistern dahintreiben und kämpfte darum, seinen magischen Schutz nicht von ihrem wachsenden Wunsch nach Rache überwältigen zu lassen.
Die Räuber brauchten keine Befehle dafür, die Zivilisten in Ruhe zu lassen. Ihr Zorn brannte für die Unschuldigen, die innerhalb von Curanes Mauern gefangen waren, ihre eigenen Nachkommen. Die Geisterhorde barst aus einem Eingang der Nekropolis und ließ ein Dutzend Soldaten panisch fliehen. In der Festung konnte Tris das Heulen der Geister hören, die um die Soldaten herumstürmten und ihre Wut auf die erschrockenen Wachen konzentrierten. Tris öffnete
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