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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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einfach wäre, macht es nur schlimmer .
    »Die Vettel verurteilt Euch dazu, zu hängen. Das ist besser als das, was Ihr verdient.« Tris stand auf und verließ die Halle. Hinter ihm konnte er hören, wie die Wachen die beiden Verurteilten in den Hof brachten und wie die Menge lärmte, als sie hinunterstürmte, um der Hinrichtung beizuwohnen. Vier Wachen gingen mit ihm ins Nebenzimmer, und auch Soterius folgte ihm.
    »Geht es dir gut?«, fragte Soterius.
    Tris wusste, dass sein Freund den Schmerz in seinen Augen leicht erkennen konnte. »Als du nach Huntwood gekommen bist und Danne dir gesagt hat, was Jareds Leute deiner Familie angetan haben, wolltest du da Rache?«
    »Mehr als ich dir sagen kann«, gab Soterius zu. »Frag Mikhail. Ich habe mich wie ein Verrückter benommen. Zwei Tage später haben wir eine Gruppe von Jareds Männern aus dem Hinterhalt angegriffen und einer von ihnen hat mich wiedererkannt. Er sagte mir, dass er zu denen gehörte, die Huntwood überfallen haben, und dass meine Familie hinzumetzeln so einfach gewesen sei wie Schafe schlachten.« Soterius’ Stimme brach. »Die Göttin helfe mir, Tris, ich habe mein Schwert in ihn hineingestoßen. Und ich habe nicht aufgehört. Ich habe ihn in Stücke gehackt und dabei so sehr geweint, dass ich nichts sehen konnte. Und als es vorbei war und ich mit seinem Blut bedeckt war, habe ich gemerkt, dass es keinen Unterschied macht. Es konnte sie nicht zurückbringen. Ihn zu töten, hat nichts für sie oder für ihn geändert, aber es hat mich verändert. Ich habe mich übergeben und meine Kleider verbrannt. Ich habe das Blut von meinen Händen geschrubbt, aber ich wusste, was ich getan hatte. Ich weiß nicht, ob die Lady mir das je vergeben wird. Mikhail ist die ganze Nacht bei mir geblieben. Er dachte, ich könnte mich umbringen. Er hatte Recht.«
    Soterius sah Tris an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Was auch immer du da drin nicht getan hast – du tatest gut daran, es nicht zu tun.«
    »Warum fühlt es sich dann so an, als hätte ich Kait und Mutter im Stich gelassen?«
    »Das hast du nicht. Du hättest sie im Stich gelassen, wenn du deine Magie gebraucht hättest, um diese Männer zu töten, statt der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen. Diese Männer werden auf jeden Fall tot sein, aber ihr Blut wird nicht an deinen Händen kleben.«
    Sie gingen zusammen aus der Audienzhalle hinaus auf eine Loggia und durch den ummauerten Garten. Der Garten, einst einer der Lieblingsplätze Kaits, war jetzt nur noch ein Durcheinander von trockenen Pflanzenstängeln. Selbst hier hielten Soldaten mit Armbrüsten Wache. Zwei Dutzend Soldaten begleiteten sie, als sie auf den Haupthof kamen, wo eine Menschenmenge sie erwartete. Es war ein kalter Tag im Spätherbst, am Himmel drohten düstere Wolken mit Schnee. Tris hatte jeglichen Verkauf von Bier verboten. Er wollte nicht, dass die Hinrichtungen zu einem Volksfest wurden wie unter Jared. Dennoch hatte sich eine große Menge versammelt. Einige der Zuschauer hatten Körbe und Decken mitgebracht und hielten ein Picknick an den Stellen, an denen man die Galgen am besten sehen konnte. Kinder rannten lachend durch die Menge. Tris wusste, das danach einige versuchen würden, an Stücke der Hinrichtungsseile zu kommen oder an einen Schuh oder Knopf der Hingerichteten.
    In der Mitte des Hofs warteten die Galgen.
    Tris gab das Zeichen, damit die Gefangenen gebracht wurden. Er drehte sein Gesicht in den Wind. Es war nicht die erste Hinrichtung und würde auch nicht die letzte sein, besonders, wenn der Feldzug gegen Curane und seine Rebellen erfolgreich war. Aber es würde nun für eine lange Zeit die letzte hier in Shekerishet sein. Nach monatelangen Prozessen waren die Gefängnisse nun leer.
    Die verurteilten Offiziere kamen mit trotzigem Schritt auf den Hof. Kalay hob seinen Kopf, um Tris anzusehen.
    »Heil König Jared, dem rechtmäßigen König von Margolan!«, rief er, als der Henker ihm die Schlinge um den Hals legte. Ein Raunen ging durch die Menge, aber Tris antwortete nicht. Er hob nur die Hand und ließ sie wieder fallen: ein Signal für die Offiziere unter ihm.
    Unter den Füßen der Verurteilten sprangen die Falltüren auf. Die Männer fielen, zuckten kurz und starben sofort, denn die Schlingen brachen ihnen das Genick. Tris konnte spüren, wie ihre Seelen sich aus ihren baumelnden Körpern wanden. Ihre Angst und Verwirrung spülte über ihn hinweg und er konnte die Verderbnis fühlen, die ihren Seelen anhaftete.

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