Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Die Kunst der Henker hatte allerdings bei den letzten beiden versagt, die sich wanden und zappelten, ihre Füße zuckten, um Halt an den Zehen zu finden, und sie bäumten sich nach Luft schnappend auf. Die Kapuze, die ihnen über den Kopf gezogen war, löste sich bei einem von ihnen und Tris sah, dass es sich dabei um Cerys handelte. Zufall? Oder hat einer der Henker die Rache so sehr gewollt wie ich? Minuten vergingen. Cerys’ Augen quollen hervor und sein Gesicht wurde blau, als seine geschwollene Zunge aus seinem Mund hervortrat.
Cerys’ und Meurigs Seelen wanden sich aus ihren Körpern. Tris spürte den Trennungsschmerz, als sich die Seelen den anderen auf den Ebenen der Geister zugesellten. Tris hörte ein Geräusch wie von fernem Donner, dann einen Windstoß. Dunkelheit kam über dem Reich der Geister auf. Die Formlose war anwesend und selbst als Seelenrufer schauderte Tris’ eigene Seele. In der Dunkelheit hörte er das Kreischen der Seelen, die sie sammelte, als sich ein Vortex öffnete und sie in den Schlund zog. So schnell, wie sie gekommen war, war sie auch wieder verschwunden, und mit ihr auch die Seelen der Verbrecher.
Als auch die letzte der Hinrichtungen vorbei war, signalisierte Tris das Ende des Spektakels. Eine Phalanx von Wachen beschützte ihn, als er über den Hof ging. Als sie die Sicherheit des ummauerten Gartens erreicht hatten, kehrten die Wachen alle bis auf Harrtuck und zwei weitere Soldaten zu ihren Pflichten zurück. Zwei von ihnen bezogen Posten am Garteneingang, zwei weitere patrouillierten den Säulengang ab. Tris versuchte, seine Gedanken von den Hinrichtungen zu befreien, und sah traurig auf den ruinierten Garten. Wenn der Frühling kommt, werde ich veranlassen, dass er mit Kaits Lieblingsblumen bepflanzt wird, versprach er sich. Obwohl der Garten unter Jared sich selbst überlassen worden war, mochten die Geister der Palastdiener ihn nach wie vor. Sie liebten die schattigen, kühlen Ecken und den Springbrunnen, der jetzt zerstört in der Mitte lag. Tris konnte die Anwesenheit der Geister spüren und fragte sich, ob auch sie seine Mutter und seine Schwester so sehr vermissten wie er.
»Gefahr, mein Lord!«
Tris hörte das Flüstern eines Geistes. Im nächsten Moment schubste ihn das Gespenst heftig nach rechts. Sein magischer Sinn blinkte warnend auf und Tris erkannte für den Bruchteil einer Sekunde, dass etwas auf ihn zuflog, bevor es ihn tief in die linke Schulter traf. Blut schoss an seiner Brust herunter und er taumelte.
»Runter!« Soterius warf sich auf ihn, riss sie beide zu Boden und schützte ihn mit seinem Körper. »Holt Esme!«, rief Soterius. »Der König ist getroffen!«
Harrtuck rannte in die Richtung des Bogenschützen, während die anderen Wachen einen Wall um sie bildeten. Tris hörte eilige Schritte und den Klang von aufeinandertreffendem Stahl. Die Schritte kamen näher und die Wachen ließen Esme hindurch, die Heilerin des Königs.
Tris keuchte vor Schmerz auf. Blut rann seinen Arm und seine Brust hinunter. Er nahm sich zusammen und sah auf den Bolzen, der in seiner Schulter steckte. Er stützte sich schwer auf Soterius und Esme, als sie in das schützende Shekerishet zurückkehrten.
Esme bugsierte sie in einen kleinen Salon und bedeutete Soterius, ihr zu helfen, Tris auf den Boden zu legen.
»Autsch«, sagte die rothaarige Heilerin und untersuchte den Bolzen. Esme war eine von Saraes Heilerinnen gewesen, bevor sie nach der Mordnacht ins Exil geflohen war. Soterius hatte sie unter den margolanischen Flüchtlingen entdeckt, die in den Lagern in Fahnlehen lebten, und sie war im Widerstand eine wertvolle Hilfe gewesen. Jetzt war Esme nach Shekerishet zurückgekehrt, um Heilerin des Königs zu werden.
Sie riss Tris’ blutige Tunika vom Kragen bis zum Saum auf, um sich die Wunde anzusehen. Eine der Wachen wurde ausgeschickt, um einen Topf mit siedendem Wasser für Kräuter und einen Breiumschlag zu holen, und Esme legte sich auf einem sauberen Tuch alles zurecht, was sie brauchen würde.
»Ich werde Ban und ein paar andere brauchen, um Euch festzuhalten, wenn ich ihn herausziehe. Haben sie Eure Erlaubnis?«
Tris nickte. Soterius beorderte drei seiner Soldaten herein und sie alle knieten sich neben ihn hin. Jeder von ihnen hielt einen Arm oder ein Bein fest, während Esme sich neben die verwundete Schulter setzte. Sie goss aus einer Flasche etwas in eine Tasse und reichte sie Tris. Der Geruch sagte ihm, dass es sich um Rum vom Fluss handelte, kräftig
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