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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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musste Tris um seine Beherrschung kämpfen. Er hatte in den Erinnerungen der Dörfler bereits deren Tod gesehen. Vor Monaten, als er und seine Gefährten nach einer Reise auf dem Nu an Land gegangen waren, waren sie in das zerstörte Dorf gekommen und hatten gefunden, was von den Leichen der Dörfler noch übrig gewesen war. Dass nun jeder von ihnen vortrat und seine Geschichte erzählte, machte die Sache nicht leichter.
    »Soldaten kamen in unser Dorf und sie trugen die Uniform des Königs von Margolan«, sagte einer der Dorfältesten. Die Hälfte seines Schädels war nicht mehr da. »Sie verlangten Geld. Wir hatten bereits die erste und die zweite Steuer gezahlt – und wir hatten kein Geld mehr zu geben. Zuerst haben sie unsere Häuser verbrannt. Dann haben sie zu ihrem Vergnügen unser Vieh und unsere Kinder gejagt. Sie nahmen unsere Töchter mit in den Wald. Wir haben ihre Schreie gehört.« Er sah zu Kalay hin. »Dieser Mann hier war ihr Anführer. Er hat den Befehl erteilt und seine Leute haben ihn mit ihren Äxten und ihren Schwertern ausgeführt. Die, die nicht sofort gestorben sind, wurden in der Scheune gehängt. Das ist der Mann.«
    Kalays Gesicht wurde blass, seine Augen groß. Einige von Kalays Soldaten weinten mit den Gesichtern in ihren Händen und zitterten vor Angst.
    »Sollen die anderen auch noch ihre Geschichte erzählen?« Tris bemühte sich, seinen Tonfall zivil zu halten.
    »Ich habe getan, was mein König mir befohlen hat. Ich habe nur meine Anweisungen befolgt. Ich habe nichts falsch gemacht.« Seine Lippen schürzten sich. »Meine Loyalität gehört König Jared.«
    Die meisten der Zuschauer auf der Galerie standen jetzt auf und wollten schon nach vorn drängen, doch die Wachen sorgten schnell wieder für Ordnung. Die Verwandten der Scirranish dämpften ihr Weinen. Tris sah wieder zu Kalay hinüber.
    »Die Krone befindet Euch und Eure Männer für schuldig des Mordes im Sinne der Anklage. Ihr werdet heute Nachmittag gehängt werden.«
    »Ich habe nichts Böses getan«, schrie Kalay. Die Wachen packten ihn an den Armen und schoben ihn in Richtung Tür. »Nichts. Alle, die sich gegen König Jared stellen, verdienen zu sterben. Ich habe nur meinem König gedient.«
    Kalay schrie immer noch, als die Tür hinter ihm zufiel. Wachen zerrten die verurteilten Soldaten Kalays auf die Beine. Trotz ihrer Tränen bat keiner die Krone um Verzeihung. Als sie fort waren, sah Tris, dass die Geister immer noch im Gerichtssaal waren. Der gleiche Dorfälteste, der als Zeuge aufgetreten war und der im Dorf als Erster zu Tris gekommen war, kam nun an den Thron.
    »Ich danke Euch, mein König. Wenn es Euch beliebt, dann würden wir jetzt gern hinübergehen. Uns ist Gerechtigkeit widerfahren.«
    Tris schloss die Augen, murmelte die rituellen Worte des Hinübergehens. Er ließ die Bilder der Wiedergänger sich auflösen und ging mit ihnen hinüber auf die Ebenen der Geister. Die Gespenster gingen an ihm vorbei und verbeugten sich dankbar. Tris konnte spüren, wie ihre Last von ihnen abfiel. Ein Moment verging und sie waren verschwunden. Tris wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Gerichtssaal zu, wo die Menge in ehrfürchtigem Schweigen verharrte.
    Vier Tage dieser Zeugnisse , dachte Tris erschöpft. Nur wenige der Angeklagten blieben so trotzig wie Kalay, wenn erst einmal ihre Opfer vor ihnen standen. Keiner der Männer, die ihren Prozess bekamen, war freigesprochen worden. Die Aussagen ihrer Opfer sorgten für überwältigende Beweise. Doch Tris war emotional und körperlich erschöpft, da er als machtvolle Verbindung wirkte, die die Toten sichtbar und hörbar für die Jury und die Zuschauer machte. Er sah auch die Bilder in der Erinnerung der Geister, fühlte ihren furchtbaren Schrecken und frischen Schmerz, wenn die Versammlung ihren Erzählungen lauschte. Nur wenige Zuschauer bemerkten dies. Er hatte noch keinen Weg gefunden, die Wucht dieser Eindrücke abzustumpfen, aber er hatte auch nicht wirklich den Wunsch danach. Es wäre so einfach, nichts zu fühlen. Aber wenn ich aufhöre, das zu fühlen, wenn die Entscheidung zwischen Tod und Leben ihren Schmerz verliert, dann bin ich nicht besser als sie. Dann ist das alles nichts außer einem bürokratischen Prozess, und das vermindert den Preis, den die Opfer gezahlt haben .
    Die Hinrichtungen würden später folgen. Tris fürchtete sie. Wie in der Schlacht konnte er nicht anders, als zusehen, wie die Geister der verurteilten Männer sich aus ihren Körpern

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