Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
ihres Körpers an seinem. »Ich habe dich vermisst.«
Sie nahm seine Hand in die ihren und hielt sie nah an ihrer Brust. Dann beugte sie sich herunter, um seine Finger zu küssen. »Ich habe dich auch vermisst.«
»Hast du mitgebracht, was du für den Winter in Dark Haven brauchst?«
»Genug, damit Kiara Witze reißen konnte, dass ich wohl nichts im Palast gelassen habe«, lachte Carina. Ihre Augen leuchteten grün. »Du sagtest, es habe seit Jahren keine wirklichen Heiler in Dark Haven mehr gegeben. Ich habe alles zusammengepackt, was ich nur kriegen konnte, denn ich nahm an, dass ich sehr beschäftigt sein werde.«
Jonmarc zog sie wieder an sich. »Oh ja, du wirst sehr beschäftigt sein«, murmelte er und beugte sich herab, um sie wieder zu küssen. Sie lehnte sich an ihn und er vergrub seine Hand in ihrem kurz geschnittenen, dunklen Haar. Diesmal war ihr Kuss von einer Wärme, die einen Hauch von magischem Kitzeln mit sich brachte. Als sie zurücktrat, suchte ihr Blick den seinen.
»Du machst dir Sorgen. Was ist los?«
Vor langer Zeit, als er noch Soldat gewesen war, hatte er Gerüchte darüber gehört, wie es sei, wenn man sich in eine Heilerin verliebte. Die Männer, mit denen er kampiert hatte, hatten vor Heilerinnen und deren angenommener Fähigkeit, Gedanken lesen zu können, genauso viel Angst, wie sie begierig darauf waren, auszuprobieren, wie sich diese Fähigkeit wohl zur Verführung nutzen ließ. Er hatte das nie ernst genommen, besonders die Männer nicht, die beschworen, dass eine Heilerin als Geliebte die Seele eines Mannes verhexen konnte. Keine der Heilerinnen, die mit dem Tross geritten waren, hatte eine Beziehung zu einem seiner Männer und so hatte er angenommen, dass es ihnen verboten sei. Jetzt fragte er sich, ob an den Gerüchten nicht doch ein Körnchen Wahrheit war und ob die Heiler, die allein geblieben waren, das freiwillig entschieden hatten.
»Ich denke, ich habe Angst, du könntest es dir anders überlegen. Mit nach Dark Haven zu kommen, meine ich.«
Carina legte die Hand auf seinen Nacken und ließ die Wärme ihrer Magie seine verspannten Muskeln lockern. »Ich liebe dich, Jonmarc. Das hat sich nicht geändert.«
»Ich habe etwas für dich.« Er griff in seine Weste und zog den schmalen Samtbeutel heraus. »Na los, mach ihn auf.«
Als ein zierliches silbernes Armband herausfiel, keuchte sie auf und ihre grünen Augen weiteten sich. »Es ist wunderschön.«
Er nahm ihr das Armband aus der Hand und streifte es ihr über das linke Handgelenk. »Es ist ein shevir , ein Blutschwur, dass ich immer über dich wachen werde. Ich liebe dich, Carina. Heirate mich. Dark Haven braucht eine Herrin ebenso sehr wie sein Herr.« In eine offene Schlacht zu reiten schien nicht so viel Mut zu erfordern, wie die nächsten paar Sekunden zu überstehen.
»Ja.« In ihren grünen Augen glänzten Tränen. »Ja.«
Er küsste sie erneut und fand, dass ihre Antwort die Unruhe mehr als jede Magie erleichterte, die in den letzten Monaten an ihm genagt hatte. Nichts mehr sonst spielte eine Rolle, nicht die königlichen Hochzeitsfeierlichkeiten oder die lange Reise zurück nach Dark Haven oder die Fehden des Blutrats. Nichts mehr spielte eine Rolle, außer ihrer Antwort.
Ein Klopfen ließ sie beide aufschrecken. Widerwillig trat Carina zurück und öffnete die Tür. Ein Page stand draußen. »Lady Carina, es tut mir leid, Euch zu stören, aber eine der Damen ist krank geworden und die Heilerin Cerise ist bei König Donelan.«
Sie warf einen resignierten Blick zurück auf Jonmarc. »Na los«, sagte er. »Es ist spät. Achte nur darauf, dass diese Wachen dir überallhin folgen, wohin du auch gehst.« Er küsste sie auf die Stirn.
»Wo sind denn deine Wachen?«, neckte sie ihn.
Jonmarc tätschelte seinen Schwertknauf. »Des Königs Schwertmann, erinnerst du dich? Sei vorsichtig, Carina. Selbst hier. Verlass dich nicht auf dein Glück.«
Sie gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und die Wachen kamen heran, um sie und den Pagen den Gang hinunter zu begleiten. »Ich verspreche es. Aber mach du auch keinen Ärger.«
Er grinste. »Das ist das eine Versprechen, das ich dir nicht geben kann.«
Als die Glocken die dritte Stunde schlugen, war es im Schloss still geworden. Selbst die hartgesottensten Feiernden waren in ihre Räume zurückgekehrt und in den Korridoren waren keine Diener mehr zu finden. Kiara schlüpfte aus der äußeren Tür von Cerises Kammer und schaffte es, von den Wachen, die pflichtbewusst
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