Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Kerzenabschnitt bis zum Ball und ich denke, ich habe schon jede Hand in diesem Königreich geschüttelt.«
»Donelan hat mich gebeten, ein altes Todesurteil aufzuheben, das mein Vater während der schwierigen Zeiten ausgesprochen hat. Ich bin bereit, das zu tun, aber ich würde den Mann gerne sehen, bevor ich ihn begnadige.«
Kiara und Tris wechselten einen Blick. »Wie kann ich helfen?«
»Ich würde es begrüßen, wenn Ihr mich Jonmarc Vahanian vorstellen könntet.«
»Ich wäre froh, wenn ich Euch zu ihm bringen könnte. Vielleicht ist es so das Beste – Jonmarcs Reflexe sind ziemlich schnell, und es wäre furchtbar, wenn er Eure Absichten falsch interpretiert.« Tris küsste Kiaras Hand, als er ging, und wünschte sich einen viel privateren Abschied. Dann ging er auf dem Weg zum Korridor voran. Die Wachen hielten hinter ihm Schritt – sowohl seine eigenen beiden Leibwachen als auch die von Kalcen. Der Gang war voller Menschen, Diener waren mit Vorbereitungen in letzter Minute beschäftigt und Gäste eilten auf ihrem Weg zu ihren Zielen vorbei. Tris hoffte, dass Jonmarc nicht schon auf dem Weg zum Ballsaal war, und war erfreut, als er eine Antwort auf sein Klopfen an der Tür bekam. Tris stellte sich so auf, dass er der Erste sein würde, den Jonmarc zu sehen bekam, wenn er die Tür öffnete.
»Jedes Mal, wenn ich heute die Tür aufmache, steht ein König davor«, grummelte Jonmarc gutmütig. »Hallo, Tris.« Er trug für den Abendball ein schwarzes Wams und schwarze Hosen, die er für solche Gelegenheiten bei Hof bevorzugte. Ebenso trug er eine bordeauxrote Weste, von der Tris vermutete, dass sie zu Carinas Gewand passen würde. Sein Schwert hing an seinem Gürtel. Tris war sicher, dass das nicht die einzige Waffe war, die unter Jonmarcs Mantel versteckt war.
»Ich habe Besuch für dich«, sagte Tris. Er trat beiseite und sah, wie Jonmarcs Augen sich weiteten, als er den König der Ostmark erkannte.
»Eure Majestät«, sagte Jonmarc gepresst, mit einem schnellen Blick auf Tris. »Ist das ein freundschaftlicher Besuch oder bin ich verhaftet?«
»Können wir hereinkommen?«, fragte Tris.
»Sicher. Warum nicht?«
Jonmarc trat wachsam zur Seite und Tris sah, dass seine Hand zwar nicht das Schwert ergriff, sich aber dennoch nie weit weg vom Knauf entfernte. Vielleicht ist es das Beste, ich bleibe, solange das Gespräch dauert , dachte Tris. Ich würde es hassen, wenn Jonmarc seine Begnadigung wieder verspielt, indem er Kalcen erschlägt .
Kalcen warf Jonmarc einen prüfenden Blick zu. »Also Ihr seid der Held von Chauvrenne«, sagte er auf Märkisch.
»Ich war da«, erwiderte Jonmarc in der gleichen Sprache, die jedoch einen schweren margolanischen Akzent hatte.
»Foor Arontala hat versucht, Euch in Chauvrenne zu vernichten. Ihr wusstet, wer er war, Ihr kanntet seine Macht. Dennoch seid Ihr mit Martris Drayke zurückgekehrt, um Euch ihm erneut zu stellen. Warum?«
Jonmarc schwieg für einen Moment. Sein Blick maß sich für einen Moment mit dem Kalcens und wieder spürte Tris das Kitzeln der Magie, mit der Kalcen die Wahrheit sah. Für einen Sterblichen war Jonmarc bemerkenswert immun gegen jede Art von Geistmagie, aber er hoffte, dass Jonmarc so vernünftig war, Kalcen die Berührung zu erlauben. »Arontala hat meine Gattin getötet. Er hängte meine Männer. Ich hatte noch eine Rechnung offen.«
Kalcens intensiver Blick wanderte zu der Narbe, die unter Jonmarcs Ohr bis hinunter unter den Kragen seines Hemdes verlief, und blieb dann an den beiden blassen, parallelen Narben hängen, die ein nargisches Sklavenhalsband hinterlassen hatte. »In der Ostmark haben wir hohe Achtung vor Kriegern«, meinte Kalcen. »Und auch wenn wir die Nargi nicht lieben, Eure Fähigkeiten im Kampf gegen die Gladiatoren sind legendär. Istra hat Euch ausgewählt, der Herr von Dark Haven zu sein, und Ihr seid ein Verbündeter von Königen geworden. Mein Vater hat General Alcions Verrat nicht rechtzeitig durchschaut. Er wusste nicht, dass Arontala hinter dem Aufstand des Generals stand, und hat auch nicht erkannt, dass Alcion ein Auge auf den Thron der Ostmark geworfen hatte – bis zur Revolte von Chauvrenne. Als in der Armee bekannt wurde, was Alcion getan hatte, gab es eine Meuterei. Es war der Beginn von Alcions Untergang und das hat wahrscheinlich einen Bürgerkrieg verhindert.«
Jonmarcs Augen waren hart. »Meine Männer wurden gehängt, weil sie sich weigerten, Zivilisten zu töten. Alcion hat das Dorf dennoch
Weitere Kostenlose Bücher