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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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niedergebrannt. Wenn Ihr so verdammt dankbar seid, warum habt Ihr mein Todesurteil zehn Jahre lang aufrechterhalten?«
    »Nichts kann Euer Opfer wieder rückgängig machen, das ist wahr. Was das Todesurteil angeht – Vater glaubte, dass Ihr in der Hand der Nargi gestorben wärt. Ich habe erst kürzlich erfahren, dass das nicht der Fall war. Das Urteil und der Haftbefehl wurden aus den Büchern getilgt. Ihr seid begnadigt.«
    Tris sah eine Mischung aus Ärger und altem Schmerz in Jonmarcs dunklen Augen aufleuchten. Niemand sprach. Endlich holte Jonmarc tief Luft und nickte. »Ich danke Euch.«
    Kalcen grinste mit unerwartetem Humor in den Augen und seine weißen Zähne bildeten einen starken Kontrast zu seiner dunklen Haut. »Donelan sagte mir, dass Ihr plant, sein Mündel zu heiraten. Das würde Euch zu einem Verwandten sowohl von ihm als auch von Martris Drayke machen. Ihr seid schon Lehnsmann von Staden. Ich vermute, dass er protestieren würde, wenn ich Euch in Eisen legen ließe. Auch wenn ich einen kleinen Schwertkampf auf dem Waffenboden zu schätzen wüsste. Man behauptet, dass Eure Kampfkünste die besten in Eurer Generation sind.«
    »Wenn Ihr so gut seid wie Kiara, dann könnten wir uns einen guten Kampf liefern. Aber ich habe trotzdem die meisten meiner Übungen mit ihr gewonnen.«
    Kalcen lachte. »Die Ostmark steht Euch wieder offen. Wenn Ihr in den Norden zurückkehrt, besucht mich. Wir werden uns dann auf dem Waffenboden wiedersehen.«
    Draußen schlugen die Glocken jetzt die zehnte Stunde an. »Wir werden alle im Ballsaal erwartet. Und ich als Gastgeber bin zu spät. Wir sehen dich – und Carina – dann später?« Jonmarc nickte. »Wir werden da sein.«
    In Shekerishets großer Halle glitzerten Spiegel und leuchteten Kerzen. Carroways Musikanten spielten Melodien, die die Gäste auf den Beinen hielten, fein gekleidete Paare drehten sich in sanfteren Liedern oder tanzten in lebhafteren Gesellschaftstänzen zu mehreren. Und auch wenn Carina zwischen Cam und Jonmarc am Tisch saß, verhinderten die große Menge an Menschen und die höfischen Verpflichtungen ein tiefer gehendes Gespräch. Jonmarc gefiel diese Verzögerung nicht. Jeder nahm an, dass Carina seinen Heiratsantrag annehmen würde, aber die Gelegenheit zu jeder Art von privater Diskussion lag noch vor ihm.
    Jonmarc hatte den Attentatsversuch beim Wintersonnenwendfest in Fahnlehen auf Tris nicht vergessen, und so trug er ein fein geschmiedetes Kettenhemd unter seinen Hofroben. Das war Gabriels Idee gewesen. Das Hemd, von einem Handwerker der Vayash Moru angefertigt, war leichter und fester als alles, was er je im Kampf getragen hatte. Wenn Carina erriet, dass er es trug, so sagte sie nichts, auch wenn die Wahl ihres Kleides an ihre Aussage erinnerte, dass man auf einem roten Kleid das Blut nicht so gut sehen würde.
    Nahe am Kopfende der großen Halle begrüßten Tris und Kiara Gratulanten. Als sie zusammen zur Tanzfläche gingen, bemerkte Jonmarc, dass Soterius’ Wachen dafür sorgten, den Raum um sie beide zu sichern. Ban geht kein Risiko ein, das Wintersonnenwendfest zu wiederholen. Ich kann nicht sagen, dass ich es ihm verübele .
    Gabriel und Mikhail standen im Hintergrund, zusammen mit Riqua und Rafe. Astasia und Uri waren offensichtlich nicht anwesend. Jonmarc ließ die Konversation weiter dahinplätschern, während er den Raum nach Gefahren absuchte. Je weiter die Zeit voranschritt, desto mehr entspannte er sich etwas. Nach dem Treffen mit Kalcen und Donelan fühlte er sich, als hätte er schon ein paar gefährliche Hürden hinter sich. Aber die Nervosität, die er in seiner Magengrube spürte, hatte nichts mit Königen zu tun. Bis er die Gelegenheit gehabt hatte, mit Carina zu sprechen, zweifelte er sowieso an, dass er sich wirklich entspannen konnte.
    Diese Gelegenheit ergab sich, als endlich die elfte Stunde schlug. Carina entschuldigte sich mit den Worten, sie sei erschöpft von der langen Reise, und bat Jonmarc, sie zu ihrem Zimmer zu begleiten. Zwei Wachen folgten ihnen, hielten aber respektvoll Abstand. Carina und Jonmarc sagten wenig, bis sie an Carinas Tür angekommen waren, und sie lud ihn in ihr Wohnzimmer ein. Die Tür schloss sich hinter ihnen und Carina atmete erleichtert auf.
    »Endlich! Ich dachte, wir würden die Menge nie los.«
    Jonmarc zog sie in seine Arme. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang die Arme um seinen Nacken. Für einen Moment verlor er sich im Duft ihres dunklen Haars und dem sanften Druck

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