Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Lebenskraft auszusaugen, aber der Geruch von Blutmagie vernebelte seine Sinne. Er konnte nicht die Spur einer Seele in dieser magischen Kreatur spüren.
Tris riss sich das magische Amulett vom Hals. »Nimm das – ich habe eine Idee.«
Jonmarc grabschte danach, bevor er wusste, was es war. »Nein – nicht schon wieder dieser Talisman!«
»Los, schnell!«
Bewaffnet mit dem Amulett gab Jonmarc einen Schlachtruf von sich und warf sich dem Ungeheuer entgegen. Er drosch, seine Waffe mit beiden Händen haltend, mit Schlägen darauf ein, die jede normale Kreatur vernichtet hätten. Sein Vayash-Moru-Training kam ihm dabei zugute; seine schnellen Reflexe hielten ihn immer um Haaresbreite aus der Reichweite der Klauen dieses Wesens. Die Haut der Kreatur schien die Hiebe kaum zu spüren, aber es wandte sich von Tris ab und richtete seine verdorbenen, gelben Augen auf Jonmarc, als es einen Schritt auf ihn zuging. Jonmarc wich aus, duckte sich und verpasste so den schlimmsten Hieb des Monsters. Dessen Klauen ratschten seinen linken Arm hinab, zerrissen sein Seidenhemd und klirrten gegen das Kettenhemd darunter.
»Jetzt!«
Jonmarc machte einen Ausfallschritt zur Seite, als eine Feuerwelle aus Tris’ ausgestreckten Händen fuhr. Innerhalb des Schutzkreises kreischte das Wesen, als die Flammen es einhüllten. Jonmarc hob einen Arm, um sich zu schützen, und ging, so weit er konnte, an den Rand des Schutzkreises. Als die Flammen erloschen, lag das Monster auf dem Boden, seine verkohlte Haut bestand nur noch aus Fetzen. Vorsichtig erhob sich Tris. Er keuchte auf, so schmerzte ihn sein Knöchel. Jonmarc senkte seinen Arm und ging vorsichtig einen Schritt nach vorn.
»Ist es tot?«
Bevor Tris antworten konnte, sprang das Ding wieder auf und warf sich ihm an die Kehle, das mit scharfen Zähnen bewaffnete Maul weit aufgesperrt. Tris stolperte zurück, als sein Knöchel wieder unter ihm nachgab. Die Klauen des Wesens schrappten an seinem Kettenhemd entlang, verhakten sich in den Gliedern und zogen Tris daran näher an seine Kiefer.
Mit einem Schrei wirbelte Jonmarc auf seinen Rücken zu. Er sprang rittlings auf das Ungeheuer und jagte ihm mit beiden Händen das Schwert mit der Spitze zuerst in den Rücken. Das Monster brüllte und wand sich, aber es ließ den Griff, mit dem es Tris gepackt hatte, nicht los. Tris war nahe genug, um den stinkenden Atem zu riechen.
»Weg da!«, schrie er Jonmarc an, der sein Schwert herauszog und vom Rücken des Monsters heruntersprang. Dunkles Sekret floss aus der Wunde. Das Ungeheuer schwankte, aber es fiel nicht.
Tris konzentrierte sich auf die Magie in den körperlichen Tiefen des Ungeheuers. Er schickte eine Welle von Feuer, nicht um das Monster herum, sondern hinein. Die Flamme erwachte in dessen Bauch und brannte sich durch den Rumpf. Das Wesen kreischte auf und wand sich, als die Flammen es von innen auffraßen. Tris kämpfte sich aus den Klauen frei, gerade in dem Moment, in dem die Flammen aus dem Maul des Ungeheuers schlugen und dessen großen, missgestalteten Kopf mit den hervorquellenden, geweiteten Augen einhüllten.
Tris’ Knöchel gab unter ihm nach. Er versuchte, dem Ding aus dem Weg zu gehen, als es ein letztes Mal nach ihm ausholte. Flammen züngelten aus seinem Maul, sein Atem war schwer vom Geruch des verbrannten Fleischs. Die Zähne schnappten ganz dicht vor Tris’ Hals zu, als Jonmarc erneut sein Schwert in den Hals des Ungeheuers trieb. Geschwächt von den Flammen, die es innerlich zerfraßen, ließ der Widerstand des Monsters gegen die scharfe Klinge nach. Als Jonmarc mit aller Kraft erneut zustieß, durchbohrte die Klinge den Körper und trennte den Kopf vom Rumpf. Von innen und außen verkohlt, schwankte der massive Körper und fiel, er blutete ein bösartiges, schwarzes Sekret aus, das nach verrottetem Fleisch stank.
Jonmarc überließ nichts dem Zufall und stach auf das Wesen ein, bis er sicher war, dass es sich nicht mehr bewegte.
Als die Kreatur sich nicht mehr rührte, ließ Tris den Schutzzauber fallen. Soldaten umrundeten vorsichtig das Ungeheuer, bereit, zuzustoßen.
»Schafft das verdammte Ding hier raus«, befahl Tris und biss die Zähne vor Schmerz zusammen. Cam wickelte die Leiche in ein Tischtuch und warf sie sich über die Schulter. Ein anderer Soldat folgte ihm und trug den Kopf des Ungeheuers in einem behelfsmäßigen Sack. Zusammen rannten sie aus dem Raum.
Jonmarc half Tris auf einen Stuhl und Soterius sprang ihnen bei. Kiara bahnte sich einen
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