Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
mit.«
»Jaja, eine Armee.« Harrtucks Stimme verklang. Jonmarc trat beiseite, als zwei Soldaten mit einer Trage kamen und Harrtuck daraufgleiten ließen. Er ging zu Esme zurück, die gerade damit fertig war, Tris’ Knöchel zu verarzten. Carina war nirgends zu sehen.
In der Ferne hörte Jonmarc Musik und erriet, dass Carroway erfolgreich versuchte, die Festgäste mit einem spontanen Konzert abzulenken. »Bei der Hure!« dröhnte Donelan. »Ich habe gehört, wie ihr beiden kämpfen könnt, aber ich hatte nicht erwartet, es selbst zu sehen – und ganz sicher nicht so in meiner Nähe.«
»Wenn ich auch nur einen Zweifel an deiner Kraft als Magier gehabt hätte«, sagte Kalcen zu Tris, »oder an deiner als Schwertkämpfer«, meinte er mit einem Nicken in Jonmarcs Richtung, »dann habe ich jetzt keine mehr.«
»Ich bin froh, dass ich damit dienen konnte«, meinte Tris trocken.
»Versucht, Euren Knöchel ein paar Tage nicht zu belasten«, wies Esme Tris an, der wacklig zu stehen versuchte. »Wenn ich glaubte, dass Ihr auf mich hört, dann würde ich Euch zu Bett schicken und sagen, Ihr sollt dort bleiben.«
»Er sollte sich eigentlich in die Flitterwochen aufmachen«, bemerkte Jonmarc. »Das sollte also kein Problem sein.«
Carroway bahnte sich einen Weg durch die Soldaten. »Ich konnte mich endlich von den Gästen befreien«, sagte er. Er sah von Tris zu Jonmarc. »Seid ihr beide in Ordnung?«
»Wenn man so überlegt, wie die Chancen standen, nicht mal schlecht«, erwiderte Jonmarc.
»Ich würde sagen, Ihr habt bereits gegen solche Monster gekämpft.« Jair starrte auf die Narbe, die sich von Jonmarcs Auge bis hinunter in seinen Kragen zog.
»Öfter, als ich mir selbst wünsche.«
»Wir haben den Gästen gesagt, dass es euch beiden gut geht und dass das Monster besiegt wurde«, sagte Carroway. »Crevan hat schnell Brandy ausgeschenkt, damit sie es aus dem Kopf bekommen. Wenn ihr es wünscht, dann verkünden wir, dass die Neuverheirateten sich in die königliche Kammer zurückgezogen haben. Ihr müsst euch nicht mehr zeigen und die Menge kann weitertrinken.«
Tris warf einen Blick auf Kiara. »Eine wundervolle Idee – besonders, weil mich das vom Tanzboden fernhält.«
Ein halbes Dutzend Soldaten eskortierten Tris und Kiara in ihre Räume. Als Tris die Tür schloss und hinter ihnen verriegelte, wünschte er, dass sie jetzt vielleicht die absolute Intimität hatten, die ein König normalerweise nie bekam.
»Du gehst schrecklich mit deiner Garderobe um«, merkte Kiara an. Tris sah an der zerrissenen Jacke herab, durch deren zerfetzte Ärmel das Kettenhemd blinkte, und seufzte. »Noch ein Grund, warum ich mochte, was wir auf der Straße getragen haben. Es war einfacher zu ersetzen – und viel bequemer.«
Er legte die zerrissene Jacke beiseite. Seine Schulter begann zu schmerzen, sie hatte ja die Hiebe des verhexten Wesens abgefangen. Tris verzog das Gesicht, als Kiara ihm half, das zerfetzte Hemd und den Kettenpanzer auszuziehen, dessen Glieder Spuren der scharfen Klauen aufwiesen. Seine Brust und sein Arm waren bereits dunkel von Prellungen.
»Dich in einem Stück zu erhalten ist schwieriger, als ich dachte.« Kiaras Humor erreichte ihre Augen nicht.
Tris drehte sie zu sich um. »Überlegst du es dir gerade?« Seine Finger begannen, mit ihrem langen Haar zu spielen, und der Duft ihres Parfums ließ sein Herz schneller schlagen.
»Nicht im Geringsten.«
»Aber irgendetwas beunruhigt dich.«
Kiara wurde rot. »Es ist nichts. Nur – es scheint so … öffentlich. Das ganze Königreich weiß, dass wir hier eingesperrt sind und versuchen, einen Erben zu machen!«
»Glaubst du, es wäre anders, wenn wir irgendwo auf dem Dorf wären? Das ist bei Bauern und Königen gleich – außer vielleicht, dass Bauern nicht von Wachen umgeben sind.«
Ihr Seidenkleid glitt über die nackte Haut seiner Brust. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und lehnte den Kopf auf seine Schulter. »Vielleicht.«
»Sei meiner Großmutter dankbar, dass sie mit der alten Sitte aufgeräumt hat, am nächsten Tag das Bettlaken aus dem Fenster zu hängen – nur um zu beweisen, dass die Braut eine Jungfrau ist.«
»Wirklich?«
Er warf ihr ein listiges Grinsen zu. »Carroway sagt, dass in alter Zeit so manch ein Paar ein Kaninchen geopfert hat, um das Laken mit Blut zu beschmieren und damit den Ruf der Braut zu retten. Großmutter sagte immer, das sei eine barbarische Sitte und nicht passend für ein modernes Königreich. Und so
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