Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
jetzt abzunehmen. An der Art, wie Tris ging, erkannte Jonmarc, dass ihm sein Knöchel wieder wehtat.
»Also, Jonmarc, jetzt erzähl mal. Wie werden Ehen in Dark Haven geschlossen?«, fragte Cam beiläufig. Jonmarc verschluckte sich und begann zu husten.
Carina warf Cam einen bösen Blick zu und klopfte Jonmarc auf den Rücken. »Cam!«, sagte sie warnend. Jae, der sich in Carinas Schoß zusammengerollt hatte, bis für Tris und Kiara die Zeremonie beendet war, hob fragend den Kopf und legte sich dann wieder hin.
Cam grinste. »Ich frage ja nur. Wenn die Gäste Waffen mitbringen oder Blut trinken sollen, will ich vorbereitet sein.«
Jonmarc räusperte sich. »Ich werde das Gabriel überlassen. Aber ich denke, wir werden nicht viel Besuch bekommen, wenn wir jeden in Dark Haven einladen.«
Die große Halle füllte sich mit den Königen und ihrem Gefolge, den Adligen und den besonderen Gästen. Carroway und sein kleines Barden-Orchester spielten jetzt von einem Podest in einer Ecke des Raums. Kerzen und Spiegel glänzten und füllten den Raum mit Licht. Samtene Banner und bunte Wimpel hingen von der Decke. Tris und Kiara kamen einen blauen Teppich den Mittelgang entlang, den Weg zur Estrade. Diese Estrade war von Kerzen umkränzt, die sich über den Wasserbecken um den Thronhimmel herum widerspiegelten. Große Vasen mit frischen Blumen bildeten innerhalb der Kerzenhalter einen Halbkreis. Die Blüten, deren Zeit es nicht war, waren dem Wirken eines Landmagiers zu verdanken. Ihr süßer Duft erfüllte den Raum.
»Ich war schon bei einer Menge Hochzeiten in Isencroft, aber keine sah so aus wie diese«, meinte Cam zu Carina.
»Es ist eine zeremonielle Hochzeit. Die meisten Hochzeiten gleichen eher dem, was Jonmarc erzählt hat. Sie sind eher wie ein verbindliches Versprechen. Mehr brauchen die meisten nicht. Eine zeremonielle Heirat dagegen verbindet sowohl die Seelen als auch das Herz«, erwiderte Carina. Jonmarc nahm ihre Hand und sah ihr so intensiv in die Augen, dass sie rot wurde, den Blick senkte und seine Hand drückte.
Tris und Kiara erreichten jetzt den Baldachin. Sie knieten einander zugewandt nieder. Tris hatte Gerüchte gehört, dass eine zeremonielle Heirat die Seele band. Nun, als Seelenrufer war er sich dessen sicher, wie er sich auch sicher war, dass er genau diese Versprechen geben wollte.
Schwester Landis breitete ihre Hände segnend aus und machte über ihren Köpfen das Zeichen der Lady. Sie begann, die Liturgie zu singen, und ging einen Schutzkreis um das Hochzeitspaar ab. Tris konnte den Schutzzauber spüren, den sie wirkte. Innerhalb des magischen Kreises nahm Landis nun einen Kelch von einem kleinen Altar. Landis hob den Kelch vier Mal, einmal in jede Ecke des Raums. Dann goss sie aus einer Karaffe, die ebenfalls auf dem Altar stand, Rotwein in den Kelch.
»Gesegnet seien die Elemente! Wein von der Erde. Feuer von der Sonne.« Eine Flamme flackerte kurz über dem Kelch auf. »Wasser der Ozeane«, sagte sie und ließ einen Strahl Wasser aus ihrer offenen Handfläche in den Kelch fließen, »und die Winde des Himmels.« Sie machte mit der freien Hand eine kreisende Bewegung, sodass der Inhalt des Kelchs einen Strudel bildete.
»Seid Ihr einverstanden, im Leben wie im Tod mit Körper und Seele gebunden zu sein?«
Tris und Kiara antworteten wie aus einem Mund: »Wir sind einverstanden.«
Landis nahm Tris’ linke Hand und drehte sie mit der Handfläche nach oben. Aus einer Scheide an ihrem Gürtel zog sie einen Zeremoniendolch. Landis zog die Spitze der Klinge über seine Hand und öffnete damit eine dünne, rote Wunde, die die Form eines halben Zeichens der Lady hatte. Sie ließ einige Tropfen des Blutes in den Kelch fallen und wiederholte das Ganze bei Kiara. Dann nahm Landis die Stola von ihren Schultern. Sie drückte Tris’ und Kiaras Hände zusammen, sodass sich ihre Handflächen berührten, wand die Stola um die Handgelenke und faltete sie über ihren Händen zusammen.
»Trinkt.«
Landis hielt den Becher zunächst Tris und dann Kiara hin. Um sie herum konnte Tris die Aura einer alten, starken Magie spüren. Seine Handfläche brannte an der Stelle, an der sich sein Blut mit dem Kiaras mischte. Er erinnerte sich daran, wie er sich beim letzten Kampf mit dem Obsidiankönig gefühlt hatte, als er Kiaras Seele mit seiner eigenen verbunden hatte. Und obwohl er selbst keine Worte der Macht sprach, fühlte er, wie sich etwas in seiner Seele veränderte, und fühlte ihre Gegenwart. Landis
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