Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
hielt Kiara den Kelch hin und auf den Ebenen der Geister konnte Tris die Nähe von Kiaras Geist spüren, als der Wein das Band zwischen ihnen stärkte. Landis hob den Kelch gen Himmel und eine Welle von Feuer fuhr über die Kerzen hinweg.
»Frohlocket«, erklärte Landis. »Ihr seid nun vereint nach dem Gesetz der Königreiche und in der Gegenwart der Lady, im Leben und Tod und darüber hinaus.«
Tris beugte sich vor und küsste Kiara. Die Menge jubelte. Landis nahm die Stola von ihren Handgelenken und als sie ihre Hände voneinander lösten, waren die Wunden bis auf eine dünne rosa Linie verheilt.
Als Tris und Kiara vom Baldachin herunterschritten, ging die Musik der Barden in einen traditionellen margolanischen Hochzeitstanz über. Es gab keinen Weg, sich zu drücken: Er musste tanzen. Tris fand sich selbst in einem sich schnell bewegenden Kreis zwischen Cam und Donelan wieder, während Kiara von Berry in einen Kreis mit Carina, Alle und Lady Eadoin fortgerissen wurde. Tris biss die Zähne zusammen und benutzte ein wenig Magie, um die Bandage zu verstärken, die Carina um seinen Knöchel gewickelt hatte. Er hoffte, dass er es durch den Tanz schaffte, ohne dass sein Knöchel nachgab. Diener bewegten sich mit Karaffen voller Ale und Weinkelchen durch die Menge und Tris konnte das gebratene Wildbret riechen. Eine Tanzmelodie folgte der anderen, eine schneller als die andere, und jeder Tanz komplizierter in der Schrittfolge als der davor. Tänzer bewegten sich aus den Kreisen in Reihen und wieder zurück, wie die Musik es diktierte. Die Musik und der Tanz gingen weiter, bis Crevan sich in die Tür der großen Halle stellte. Mit einem Fanfarenstoß kündigte der Seneschall an, dass das Bankett aufgetragen war.
Es brauchte Tris’ ganzen Willen, nicht zu humpeln, als er Kiaras Hand ergriff und die Prozession in den Bankettsaal anführte. Wieder einmal hatten Carroway und Crevan sich selbst übertroffen. Lange Tische erstrahlten im Kerzenglanz auf spiegelnden Tabletts. Bunte Blumenbukette im Überfluss verteilten sich über die Tische. Blumen, deren Saison es nicht war und die ohne Magie nicht zu bekommen waren, verzierten die großen Kandelaber und Blumengirlanden bildeten darüber einen Baldachin. Es ist eine sehr hübsche Demonstration, die nur wenig Magie benötigte und noch weniger Gold , dachte Tris voller Zuneigung.
Carroway spielte mit den Musikern und dirigierte die Prozession der Jongleure, Akrobaten, Tänzer und Narren, die die Gäste unterhielten, während der vielen Gänge des formellen Mahls. Es würde weitergehen bis in die Nacht, wenn die Vayash Moru und die Vyrkin in ihrer menschlichen Form kommen würden. Tris nippte an seinem Wein und wünschte sich angesichts seines schmerzenden Knöchels etwas Stärkeres.
»Carroway hat sich wirklich selbst übertroffen«, raunte Kiara Tris zu. »Kannst du ihn nicht dafür zum Ritter schlagen?«
Tris lachte leise. »Er ist doch schon ›Lord Hoher Barde‹ und ›Margolans Meisterminnesänger‹. Mir fallen bald keine Titel mehr ein.«
Als die Diener die Reste des achten Gangs abräumten, wurde ein großer Tisch hereingeschoben, überladen mit Geschenken. Tris begleitete Kiara vom Kopfende der Tafel hin zu einigen reich verzierten Sesseln, wo sie die Gaben ihrer Gäste annehmen konnten. Tris hatte versucht, diesen Wettkampf der Großzügigkeit zu umgehen, doch Crevan hatte diesen Punkt nicht überspringen wollen, um die Gäste nicht zu beleidigen.
Donelans Geschenk konnte nicht eingepackt werden. Er hatte zwei der besten Stuten und Hengste geschenkt, für die Isencroft so berühmt war. Unübertroffen in der Geschwindigkeit und ohne ihresgleichen in Schönheit, waren die Isencroft’schen Pferde im Allgemeinen so kostbar wie die Kronjuwelen des Königreichs. Mit dem unvergleichlichen Zaumzeug aus den berühmten Sattlereien Isencroofts ausgestattet, waren die Pferde wirklich eines Königs würdig. Zusammen mit der Möglichkeit der Züchtung war das Geschenk auch ein Symbol für die Einigkeit zwischen beiden Königreichen, die bis zu Donelans Tod reichen würde.
Kalcen beugte sich vor, als Kiara und Tris sein Geschenk öffneten. Es war ein Triptychon mit einem kunstvollen Gemälde, das von einem begabten Künstler gestaltet worden war. Der Rahmen war mit Gold überzogen. »Ich habe meine Astrologen gebeten, die Sterne für diese Schöpfung zu befragen. Wir in der Ostmark messen den Sternen eine große Bedeutung bei. Einer der Flügel ist für dich«, er nickte
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