Fiona
und im Gegenzug heiratete sie Fionas Bruder Edmund. Fiona bat Roger, die Heirat zu hintertreiben, da die arme Frau es nicht verdiente, an den heimtückischen Edmund gekettet zu sein. Roger erwiderte, daß er nicht in der Lage wäre, diese Heirat zu verhindern. Ein paar Monate darauf ehelichte Gavin Montgomery die unglaublich reiche Erbin der Revedoune, und nach Edmunds Ermordung schüttete die eifersüchtige Erbin kochendes Öl über das Gesicht der armen Lilian Chatworth. Fiona schickte ihrem Bruder Roger aus dem Stift einen Brief und bat ihn, sich der Witwe seines Bruders anzunehmen, und Roger erklärte sich sofort dazu bereit.
Ein knappes Jahr später schrieb Roger ihr, daß die schottische Erbin, Alicia MacArran, darum gebeten habe, Roger heiraten zu dürfen, Stephen Montgomery jedoch die arme Frau dazu zwang, seine Braut zu werden. Roger forderte Stephen zum Duell heraus, um die MacArran zu schützen, und dem Montgomery sei es bei dem Turnier gelungen, Roger mit einem Trick so hinzustellen, als habe er ihn feige von hinten angegriffen. So habe er Roger in Verruf gebracht.
Sie war sich nicht sicher, weshalb Brian sein Familienhaus verließ; Roger wollte sich nie darüber aussprechen. Sie war sich jedoch sicher, daß es mit den Montgomerys zu tun hatte. Brian war gütig und sensibel. Vielleicht hatte er die Schrecken nicht länger ertragen können, die der Familie wegen der Montgomerys zugefügt wurden. Weshalb Brian auch gegangen sein mochte, es hatte nichts mit den Lügen zu tun, die sie heute zu hören bekam. Sie zweifelte, ob Roger überhaupt wußte, daß die Montgomerys eine Schwester hatten.
Während des langen Rittes hatte sie immer wieder an dem zerrissenen Stoff ihres Kleides an der Schulter gezupft. Als Miles dem Trupp befahl, anzuhalten, sah sie zu ihrem Schrecken, daß es bereits dunkel wurde. Sie mußte viele Stunden lang ihre Umgebung vergessen haben.
Vor ihnen ragte ein Gasthof auf, ein Fachwerkhaus - alt, aber offensichtlich wohlhabend. Der Gastwirt stand vor der Tür, und sein rundes rotes Gesicht spiegelte die Freude über so hohe zahlreiche Gäste wider.
Miles stand neben ihr. »Fiona« - er hielt ihr die Arme entgegen —, »macht Euch nicht lächerlich, indem Ihr meine Hilfe ablehnt«, sagte er und betrachtete augenzwinkernd den Fuß, den sie zu einem Tritt anhob.
Fiona dachte kurz nach und gestattete ihm dann, ihr vom Pferd zu helfen. Doch sofort löste sie sich von ihm, als sie mit beiden Beinen auf der Erde war. Zwei von Miles’ Gefolgsleuten betraten zuerst den Gasthof, während Miles Fiona den Arm bot.
»Ich habe etwas für Euch. « Er beobachtete sie eindringlich, während er eine wunderhübsche, kunstreich geschmiedete Goldbrosche in Form eines Pelikans vor ihre Augen hielt, der auf einem Band aus Diamanten stand und den Schnabel unter den ausgestreckten Flügel streckte.
Fionas Augen zuckten nicht. »Ich möchte sie nicht haben. «
Mit verdrossenem Gesicht heftete Miles mit der Brosche ihr zerrissenes Gewand an der Schulter zusammen.
»Kommt, Fiona«, sagte er dann tonlos.
Offensichtlich hatte der Gastwirt sie erwartet, denn im Gebäude herrschte eine hektische Betriebsamkeit. Fiona hielt sich abseits, während Miles mit Sir Guy konferierte und der Gastwirt auf ihre Befehle wartete.
Sie standen in einem großen Raum, in dem Tische und Stühle aufgebaut waren. An einer Schmalseite brannte ein großes Kaminfeuer. Zum erstenmal musterte Fiona Miles’ Männer etwas genauer. Sie waren ein rundes Dutzend, und schienen sich bemerkenswert züchtig zu benehmen. Jetzt gingen sie umher, öffneten Türen und suchten unauffällig nach versteckten Gefahren. Hatte Miles Montgomery so viele Feinde, daß er ständig auf der Hut sein mußte - oder war es nur Vorsicht?
Eine hübsche junge Magd knickste vor Miles, und er bedankte sich mit seinem typischen kleinen Lächeln. Fiona sah neugierig zu, wie die Magd errötete und sich unter Miles’ Blick vorteilhaft zur Geltung bringen wollte.
»Ja, Mylord«, sagte sie lächelnd und hüpfte auf und nieder. »Ich hoffe, Euch schmeckt das Essen, das ich gekocht habe. «
»Das wird es«, sagte Miles mit einer Selbstverständlichkeit, als habe er bereits von den Speisen gekostet.
Das Mädchen errötete wieder und ging in die Küche zurück.
»Seid Ihr hungrig, Fiona? « fragte Miles, sich ihr wieder zuwendend.
»Nicht auf das, was Ihr zu erwecken scheint. « Sie deutete mit dem Kopf auf den Rücken des Mädchens, das sich in die Küche
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